Hilfe für Spezialtransfusionen Im Labor gezüchtetes Blut wird an Menschen getestet
10.11.2022, 15:47 Uhr
Auf Blutspenden kann man noch lange nicht verzichten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das menschliche Blut ist so speziell, dass es bisher nicht gelungen ist, eine Ersatzflüssigkeit herzustellen. Ein britisches Forschungsteam beginnt jedoch erstmals, ihr künstlich erzeugtes Blut zu testen. Erste Versuche bei zwei Personen verlaufen vielversprechend.
Bei ihren Bemühungen, künstliches Blut zu züchten, machen Forschende in Großbritannien einen entscheidenden Schritt voran. Sie haben mit der weltweit ersten klinischen Studie begonnen, bei der im Labor gezüchtetes Blut Menschen übertragen wird. Das berichtet die BBC unter Berufung auf das Forschungsteam, in dem Teams aus Bristol, Cambridge und London mit dem NHS zusammenarbeiten.
Demnach soll zunächst mit winzigen Mengen getestet werden, wie sich das künstliche Blut im menschlichen Körper verhält. Die Gabe beträgt fünf bis zehn Milliliter, etwa ein bis zwei Teelöffel. Die hergestellten Blutzellen wurden aus Stammzellen von Spendern gezüchtet und dann Freiwilligen in der klinischen Studie RESTORE transfundiert. Bisher haben zwei Personen die im Labor gezüchteten roten Blutkörperchen erhalten. Sie wurden engmaschig überwacht, nach Angaben des Forschungsteams wurden keine unerwünschten Nebenwirkungen gemeldet. Beide seien wohlauf und gesund.
In der Studie wird die Lebensdauer der im Labor gezüchteten Zellen im Vergleich zu Infusionen von Standard-Erythrozyten desselben Spenders untersucht. Die im Labor gezüchteten Blutkörperchen sind frisch, daher erwartet das Studienteam, dass sie eine bessere Leistung bringen als eine ähnliche Transfusion von standardmäßig gespendeten roten Blutkörperchen, die Zellen unterschiedlichen Alters enthält.
Blutspenden weiterhin nötig
Die Idee ist, dass hergestellte Zellen länger im Körper verbleiben. Dann könnte sich die Zahl der Transfusionen, die Patientinnen und Patienten regelmäßig Blut brauchen, möglicherweise verringern. Das würde die Eisenüberversorgung durch ständige Bluttransfusionen reduzieren, die zu ernsthaften Komplikationen führen kann.
Insgesamt sollen zehn Probandinnen und Probanden im Abstand von vier Monaten eine Gabe Blut mit standardmäßig gespendeten roten Blutkörperchen und eine mit im Labor gezüchteten roten Blutkörperchen erhalten. Die Studie ist der erste Schritt, um im Labor gezüchtete rote Blutkörperchen als zukünftiges klinisches Produkt verfügbar zu machen. Auf absehbare Zeit könnten hergestellte Zellen dennoch nur für wenige Patientinnen und Patienten mit sehr speziellen Transfusionsbedürfnissen wie seltene Blutgruppen oder Sichelzellenanämie verwendet werden. Der Bedarf nach normalen Blutspenden werde dennoch weiter bestehen bleiben.
Prof. Ashley Toye Professorin für Zellbiologie an der Universität Bristol sagte laut einer Mitteilung der Uni, die Studie sei ein großer Schritt für die Herstellung von Blut aus Stammzellen. Dies sei das erste Mal, dass im Labor gezüchtetes Blut übertragen wurde, "und wir sind gespannt, wie gut die Zellen am Ende der klinischen Studie abschneiden". Ihr Ziel sei es, "in Zukunft so viel Blut wie möglich herzustellen. Meine Vision ist also ein Raum voller Maschinen, die kontinuierlich Blut aus einer normalen Blutspende herstellen", sagte Toye der BBC.
Quelle: ntv.de