Daten aus 50 Jahren analysiert Insektizide verringern Spermienzahl bei Männern
16.11.2023, 17:29 Uhr Artikel anhören
Seit den 1970er Jahren hat sich die Anzahl der Spemien bei Männern halbiert.
(Foto: IMAGO/Design Pics)
Bereits seit einiger Zeit stehen Pflanzenschutzmittel im Verdacht, sich direkt auf die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen auszuwirken. Forschende werten nun die Daten von 25 Studien aus und kommen zu einem beunruhigenden Ergebnis.
Insektizide können dazu beitragen, dass die Spermienkonzentration bei Männern sinkt. Das hat ein Forschungsteam um Melissa J. Perry von der George Mason University in Fairfax und Lauren B. Ellis, von der Northeastern University in Boston durch die Übersichtsanalyse von insgesamt 25 Humanstudien herausgefunden. Die Daten wurden über einen Zeitraum von fast 50 Jahren gesammelt. Die Forschenden, deren Ergebnisse bei "Environmental Health Perspectives" veröffentlicht wurden, geben an, dass es sich hierbei um die bisher umfangreichste systematische Arbeit zu diesem Thema handelt.
Die Forschenden aus den USA und Italien untersuchten die Daten von insgesamt 1.774 erwachsenen Männern, die aus Asien, Nordamerika, Südamerika oder Europa stammen und zwei verschiedenen Insektiziden, nämlich sogenannten Organophosphaten und N-Methylcarbamaten, ausgesetzt waren. Beide gehören zu weitverbreiteten Insektizidklassen.
"Angesichts ihrer Allgegenwärtigkeit in der Umwelt und der dokumentierten Gefahren für die Fortpflanzung ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie Insektizide die Spermienkonzentration beim Menschen beeinflussen", sagte Ellis laut einer Mitteilung. Insektizide seien ein Problem für die öffentliche Gesundheit und alle Männer, die mit diesen Insektiziden kontaminierte Lebensmittel und Wasser verzehrten, betont die Wissenschaftlerin.
Weitere Untersuchungen sind dringend nötig
Die Ergebnisse liefern starke Hinweise darauf, dass es Zusammenhänge zwischen der Exposition mit den Insektiziden und einer niedrigeren Spermienkonzentration gibt. Dieser Befund ist den Fachleuten zufolge Anlass zur Sorge, denn bereits in vorangegangenen Studien wurde ein Abwärtstrend der Samenqualität bei Männern beobachtet.
"Die verfügbaren Beweise haben einen Punkt erreicht, an dem wir regulatorische Maßnahmen ergreifen müssen, um die Insektizidexposition zu reduzieren", sagte Perry in einem Video. Das Forschungsteam empfiehlt, in Zukunft weitere Untersuchungen zu den Wirkungen von Insektiziden auf die Spermienkonzentration bei Männern durchzuführen.
Quelle: ntv.de, jaz