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Studie zeigt ÜberzeugungskraftKI-Chatbot kann Meinung von Trump-Wählern beeinflussen

04.12.2025, 20:28 Uhr
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Ein Chatbot, der für die Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris warb, könnte die Überzeugung von potenziellen Trump-Wählern im Schnitt in Richtung Harris beeinflussen. (Foto: picture alliance / NurPhoto)

Neue Studien zeigen, wie KI die Meinung von Wählern gezielt verändern kann. Bereits ein kurzes Gespräch mit einem Chatbot kann die politische Haltung beeinflussen - und zwar in beide Richtungen des politischen Spektrums.

Welchen Einfluss könnte KI künftig auf das Ergebnis von Wahlen haben? Zwei neue Studien zeigen, dass bereits eine kurze Interaktion ausreichen kann, um die Meinung von Wählern über einen Präsidentschaftskandidaten oder politische Themen zu beeinflussen. Bei Experimenten konnten KI-Chatbots etwa US-Wähler, die vor der Wahl 2024 eher zu Donald Trump tendierten, in Richtung der Gegenkandidatin Kamala Harris beeinflussen - und umgekehrt.

Zwei Monate vor den US-Wahlen machten die internationalen Forschenden mit 2300 US-Amerikanern ein Experiment: Diese sollten mit einem KI-Chatbot sprechen, der entweder für Trump oder für Harris warb. Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip auf die beiden Chatbots verteilt. Neben den US-Präsidentschaftswahlen wurden ähnliche Tests auch bei den kanadischen Unterhauswahlen 2025 und den polnischen Präsidentschaftswahlen 2025 gemacht.

Pro-Harris-Chatbot kann eher überzeugen

Danach wurde gemessen, ob sich an den politischen Ansichten der Versuchsteilnehmenden etwas geändert hat. Und tatsächlich: Auf einer 100-Punkte-Skala bewegte der pro-Harris-Chatbot potenzielle Trump-Wähler um 3,9 Punkte in Richtung Harris. Dieser Effekt sei damit etwa viermal größer als bei traditionellen Anzeigen, die während der Wahlen 2016 und 2020 getestet wurden, so die Forschenden. Das pro-Trump-KI-Modell bewegte potenzielle Harris-Wähler um 1,5 Punkte in Richtung Trump.

In ähnlichen Experimenten mit 1530 Kanadiern und 2118 Polen war der Effekt laut den Forschenden noch viel größer: Chatbots veränderten die Einstellungen und Wahlabsichten der Wähler der Opposition um etwa 10 Prozentpunkte. "Das war für mich ein erschreckend großer Effekt, insbesondere im Zusammenhang mit der Präsidentschaftspolitik", sagte David Rand, leitender Autor beider Studien von der Cornell University in New York, laut einer Mitteilung.

Argumente nicht immer korrekt

Die Chatbots wendeten laut der Studie verschiedene Überzeugungstaktiken an, wobei Höflichkeit und das Vorlegen von Belegen am häufigsten eingesetzt wurden. Die Forscher überprüften die Argumente der KI auch: Während diese im Durchschnitt größtenteils korrekt waren, machten Chatbots, die in den drei Ländern für jeweils rechtsgerichtete Kandidaten warben, mehr ungenaue Behauptungen als diejenigen, die für linksgerichtete Kandidaten warben. Die Studie wurde im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.

In der zweiten Studie, die im Fachmagazin "Science" erschien, untersuchte Rand gemeinsam mit Kollegen des britischen AI Security Institute, was diese Chatbots so überzeugend macht. Sie maßen die Meinungsänderungen von fast 77.000 Teilnehmern aus Großbritannien, die sich mit Chatbots zu mehr als 700 politischen Themen auseinandersetzten.

Demnach bestand der effektivste Weg zur optimalen Überzeugungskraft darin, die Chatbots anzuweisen, "ihre Argumente mit so vielen Fakten wie möglich zu untermauern und ihnen zusätzliches Training zu geben, das auf die Steigerung der Überzeugungskraft ausgerichtet war", sagte Rand. Das am stärksten auf Überzeugungskraft optimierte Modell habe die Meinung von Wählern um bis zu 25 Prozentpunkte umstimmen können.

Quelle: ntv.de, kst

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