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Studie legt Zusammenhang naheKann täglicher Käsekonsum das Demenzrisiko senken?

25.12.2025, 11:32 Uhr Foto-Nora-1Von Nora Rieder
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Fettreduzierte Sorten bringen laut Studie keinen Effekt. (Foto: IMAGO/Zoonar)

Wie man altert, hängt auch vom Lebensstil ab. Welchen Einfluss die Ernährung auf die mentale Fitness haben könnte, untersuchen Forschende aus Schweden. Sie kommen zu dem Schluss, dass regelmäßiger Käsekonsum Demenz vorbeugen kann. Doch ist es wirklich so einfach?

Ob und in welchem Alter Menschen an einer Demenz erkranken, ist von vielen Faktoren abhängig. Schon lange ist bekannt, dass der Lebensstil einen erheblichen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko hat. Demnach können regelmäßige Bewegung und Sozialkontakte, aber auch Nichtrauchen und ein maßvoller Alkoholkonsum das Demenzrisiko senken. Das belegt eine britische Studie der University of Exeter aus dem Jahr 2019. Dabei gingen die Wissenschaftler der Frage nach, ob eine gesunde Lebensweise auch dann das Demenzrisiko senken kann, wenn das Erkrankungsrisiko aufgrund genetischer Veranlagung erhöht ist.

Das Ergebnis der Studie, für die Daten von fast 200.000 Menschen ab 60 Jahren ausgewertet wurden: Bei Personen mit Risikogenen, die gesund lebten, war das Demenzrisiko um 30 Prozent geringer als bei der Kombination aus Risikogenen und ungesundem Lebensstil. Mit anderen Worten: Mit einer gesunden Lebensweise lässt sich das persönliche Demenzrisiko auch bei ungünstiger Veranlagung effektiv reduzieren.

Ernährung als wichtiger Faktor

Aber auch Ernährung spielt eine wichtige Rolle für den Erhalt der mentalen Leistungsfähigkeit. Obwohl es mit rund 1,5 Kilogramm nur etwa 2 Prozent des Gesamtkörpergewichts ausmacht, benötigt das menschliche Gehirn rund 20 Prozent des täglichen Energiebedarfs. Und je nährstoffreicher diese Energielieferanten sind, umso besser funktioniert das Gehirn.

Um den Einfluss von fettreichen und fettarmen Milchprodukten auf das Demenzrisiko zu untersuchen, haben schwedische Forschende Daten von fast 27.700 Erwachsenen ausgewertet. Die Probanden und Probandinnen waren zu Beginn der Langzeitstudie im Schnitt 58 Jahre alt. Alle führten zum Start über sieben Tage ein Ernährungstagebuch, nahmen an Interviews zu Ernährungsgewohnheiten teil und füllten entsprechende Fragebögen aus. Das Forschungsteam der Universität Lund begleitete die Studienteilnehmer rund 25 Jahre. In diesem Zeitraum erkrankten 3208 Teilnehmer an einer Form von Demenz.

Fettgehalt von über 20 Prozent

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich: Wer täglich mehr als 50 Gramm Käse mit einem Fettgehalt von über 20 Prozent verzehrte, hatte ein um 13 Prozent geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken. Diese Menge entspricht in etwa zwei Scheiben Emmentaler, Gouda oder Tilsiter. Das Risiko, an vaskulärer Demenz zu erkranken, ließ sich durch den Verzehr von fettreichem Käse sogar um 29 Prozent senken. Ursachen für vaskuläre Demenz sind Durchblutungsstörungen im Gehirn, während die Alzheimer-Krankheit beispielsweise durch Eiweißablagerungen - die sogenannten Beta-Amyloid-Plaques - ausgelöst wird.

Ein ähnlich positiver Effekt zeigte sich beim Konsum fettreicher Sahne. Probanden und Probandinnen, die pro Tag ein bis zwei Esslöffel davon verzehrten, hatten ein um 16 Prozent geringeres Demenzrisiko. Bei Menschen, die fettarme Milchprodukte wie fettreduzierten Joghurt, Buttermilch oder Kefir verzehrten, konnte der positive Effekt auf das Demenzrisiko nicht nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Neurology" veröffentlicht.

Warum die Ergebnisse nicht für eine Verzehrempfehlung reichen

Die Forscher vermuten, dass die Kombination verschiedener Nährstoffe im Käse und der vergleichsweise hohe Gehalt an Vitamin K für den schützenden Effekt verantwortlich sein könnten. Das fettlösliche Vitamin spielt eine entscheidende Rolle für die Blutgerinnung und beugt Gefäßverkalkung und damit der Entstehung von Demenz vor. In vorherigen Studien konnte zudem nachgewiesen werden, dass Käse das Risiko für Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck senken kann. Beide gelten als Risikofaktoren für Demenz.

Dennoch lassen sich die Ergebnisse nicht verallgemeinern. Denn Fakt ist: Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie. Das heißt, Ursache und Wirkung können nicht eindeutig nachgewiesen werden. Auch andere nicht erfasste Faktoren, wie beispielsweise regelmäßige Bewegung, Nikotinkonsum oder soziale Kontakte können das Demenzrisiko beeinflussen.

Experten verweisen außerdem darauf, dass die Ernährungsgewohnheiten nur zu Beginn der Studie abgefragt wurden. Diese können sich während des 25-jährigen Beobachtungszeitraums verändert haben. Daher lassen sich aus der Langzeitstudie keine gesicherten Empfehlungen zur Demenzprävention ableiten.

Quelle: ntv.de

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