Orale Ursache? Mikroben im Mund könnten Demenz bremsen
30.01.2025, 15:28 Uhr Artikel anhören
Mit viel Gemüse lässt sich die Mundflora positiv beeinflussen.
(Foto: IMAGO/imagebroker)
Immer wieder gibt es Hinweise darauf, dass eine schlechte Mundgesundheit das Hauptrisiko für den kognitiven Abbau im Alter ist. Nun finden Forschende heraus, dass die Dominanz eines bestimmten Bakteriums im Mund diesen Abbau drosseln könnte. Aber lässt sich das orale Mikrobiom beeinflussen?
Eine bestimmte Mikrobe im Mund von Menschen könnte den Abbau von kognitiven Fähigkeiten im Alter bremsen. Das hat ein Forschungsteam um Anni Vanhatalo von der University of Exeter, UK herausgefunden. Es handelt es sich um Neisseria, eine Bakteriengattung, die als Neisseria gonorrhoeae, dem Erreger der Gonorrhoe (auch "Tripper" genannt), bereits 1879 von dem Bakteriologen Albert Neisser entdeckt und später nach ihm benannt wurde. Zur Gattung Neisseria zählen insgesamt mehr als 20 verschiedene Bakterienarten, von denen viele friedlich auf den Schleimhäuten in Nase und Mund leben - und möglicherweise sogar gesundheitsfördernd sind.
Wenn Neisseria das orale Mikrobiom dominiert, dann haben Menschen mit und ohne kognitive Einschränkungen ein besseres Arbeitsgedächtnis und zeigen eine höhere visuelle Aufmerksamkeit. Die besten kognitiven Ergebnisse allerdings wurden beobachtet, wenn Neisseria gemeinsam mit einem Bakterium namens Haemophilius die Dominanz im Mikrobiom im Mund bildeten.
Biomarker für Demenz-Veranlagung entdeckt?
Für die Studie gewannen die Forschenden insgesamt 115 Menschen, von denen 55 Personen zu Beginn der Untersuchung leichte kognitive Beeinträchtigung hatten, die restlichen 60 Personen waren gesund. Alle Studienteilnehmer waren mindestens 50 Jahre alt und mit allen wurden verschiedene Tests durchgeführt. Unter anderem wurden die Träger eines Gens ausgemacht, das als genetischer Risikofaktor für spätere Demenz gilt.
Die Forschenden stellten fest, dass bei einem Großteil derjenigen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und einer genetischen Veranlagung für spätere Demenz ein Bakterium der Gattung Prevotella dominierte. Vor allem Prevotella intermedia, ein Erreger, der in verletzter Schleimhaut zu Infektionen im Mund, in den Lungen und sogar im Gehirn führen kann, wurde in der Mundflora der Studienteilnehmer in größeren Mengen nachgewiesen. Die Forschenden sehen in der Dominanz von Prevotella intermedia einen möglichen Biomarker, der die genetische Veranlagung für Demenz anzeigen könnte. Zudem stellten sie einen Zusammenhang zwischen dem Bakterium und geringeren Nitratwerten im Mund der Probanden und Probandinnen fest.
Viel Gemüse, viel Nitrat
Laut den Autoren kann die Ernährung das orale Mikrobiom beeinflussen. Eine nitratreiche Ernährung - wie die Mittelmeerdiät mit reichlich Gemüse - begünstigt jene Bakterien, die mit guten kognitiven Ergebnissen verbunden sind.
Die Ergebnisse der Untersuchung, die im Fachmagazin "PNAS Nexus" veröffentlicht wurden, stimmen mit den Ergebnissen vorheriger Studien überein, die darauf schließen lassen, dass die Ursachen für Demenz im Mund liegen könnten. Forschende haben bereits im Gehirn von Alzheimer-Verstorbenen Bakterien gefunden, die mit Zahnfleischerkrankungen in Verbindung stehen. Denkbar ist deshalb, die Mundflora durch sogenannte Probiotika, also Mittel, die die günstigen Bakterien enthalten, zu beeinflussen. Doch bis es so weit ist, bedarf es weitere Forschungen dazu, so die Studienautoren.
Quelle: ntv.de, jaz