Nach Affenbiss in Hongkong Mann infiziert sich mit extrem seltenem Virus
08.04.2024, 18:40 Uhr Artikel anhören
In Hongkong leben Schätzungen zufolge etwa 1800 wilde Affen. Sie sind hauptsächlich in den Parks Kam Shan, Lion Rock und Shing Mun zu finden.
(Foto: picture-alliance / © Woodfall Wild Images/Photosho)
Die Affen im beliebten Kam Shan Country Park in Hongkong sind nicht nur zutraulich, verspielt und manchmal frech. Viele von ihnen tragen auch ein für den Menschen gefährliches Virus in sich. Bei einem Besuch infiziert sich ein 37-Jähriger und landet auf der Intensivstation. Weltweit gab es bislang nur 50 solcher Fälle.
Der Kam Shan Country Park in Hongkong ist eine wahre Touristenattraktion: Nicht nur die schöne Landschaft beeindruckt, an den Wanderwegen und auf den Bäumen springen Hunderte Affen herum - daher wird der Park auch Monkey Hill (Affenhügel) genannt. Doch einem Mann wird der Besuch nun zum Verhängnis. Der 37-Jährige liegt aktuell mit einer schweren Infektion auf der Intensivstation, meldet das Zentrum für Gesundheitsschutz in Hongkong - und warnt die Bevölkerung. Was ist passiert?
Nach Angaben der Familie des Patienten ist der Mann Ende Februar bei einem Besuch des Kam Shan Country Park von einem der vielen Makaken gebissen worden. Da es sich jedoch nur um eine kleine Wunde gehandelt habe, habe der Mann diese nicht untersuchen lassen und sei wieder nach Hause gefahren. Ein großer Fehler, wie sich inzwischen herausstellte.
Denn einen Monat später wird der Mann mit Fieber und Bewusstseinsstörungen in das Hongkonger Yan-Chai-Krankenhaus eingeliefert, teilt die Gesundheitsbehörde mit. Er sei in einem kritischen Zustand und werde auf der Intensivstation behandelt. Schuld am Gesundheitszustand des Mannes: das Herpes-B-Virus.
Hohe Sterblichkeit
Herpes B, auch Affenherpes genannt, ist eine schwere Infektionskrankheit mit dem Herpesvirus simiae. Makaken tragen den Erreger häufig in sich, unter anderem in ihrem Speichel, im Kot und Urin oder auch in ihrem Gehirn- und Rückenmarkgewebe. Auch Affen in Laboren wurden bereits positiv auf das Virus getestet. Zudem kann Herpes B stundenlang auf Oberflächen überleben, insbesondere wenn diese feucht sind.
Für Affen wie den Makaken auf dem Monkey Hill ist das Virus nur wenig virulent und verursacht meist nur milde Symptome. Allerdings können sie Menschen infizieren, in erster Linie durch Bisse oder Kratzwunden, wie im Fall des 37-jährigen Mannes. Aber auch durch den Kontakt mit kontaminiertem Material wie Gewebe, Speichel oder Urin der Tiere kann eine Infektion erfolgen, die für Menschen lebensgefährlich sein kann.
Symptome treten in der Regel einen Monat nach einer Infektion auf. Betroffene leiden zunächst unter Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Müdigkeit. An der Eintrittspforte treten zudem häufig typische Herpesbläschen auf. In unbehandelten Fällen kann das Virus zu neurologischen Symptomen wie einer Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) führen. Im Gegensatz zur Herpes-simplex-Enzephalitis treten bei der Herpes-B-Enzephalitis weitverstreute Herde einer Nekrose mit starken Einblutungen im gesamten Gehirn auf. Unbehandelt verläuft diese in etwa 70 bis 80 Prozent der Fälle tödlich.
"Affen nicht berühren und nicht füttern"
Allerdings tritt eine Herpes-B-Infektion bei Menschen nur extrem selten auf. Die Erkrankung wurde erstmals 1932 von Albert Sabin beobachtet und charakterisiert. Er benannte die Erkrankung nach dem Nachnamen von William Bartlet Brebner, der erste dokumentierte Betroffene. Der Forscher wurde von einem scheinbar gesunden Rhesusaffen in die Hand gebissen und verstarb 15 Tage später. Seitdem wurden laut der US-Gesundheitsbehörde CDC weltweit lediglich 50 Infektionsfälle registriert. 21 davon sind an der Erkrankung gestorben. Die Überlebenschancen haben sich jedoch im Laufe der Jahrzehnte mit der Einführung antiviraler Therapien deutlich verbessert.
Dennoch kann es auch heute noch zu Todesfällen infolge der Erkrankung kommen. So starb erst 2021 ein 53 Jahre alter Tierarzt aus Peking an Herpes B. In Hongkong ist der aktuelle Fall auch der erste registrierte in der Metropole. Die Hongkonger Gesundheitsbehörde warnt nun die Bevölkerung, "sich von wilden Affen fernzuhalten und sie nicht zu berühren oder zu füttern". Und: "Bei von Affen verursachten Wunden muss die Wunde unter fließendem Wasser gereinigt und sofort ein Arzt aufgesucht werden".
Quelle: ntv.de