Grüne Highspeed-Mobilität Mit Tempo 640 über die Supraleiter-Autobahn?
24.04.2023, 18:58 Uhr Artikel anhören
Unter der Fahrbahn befindet sich ein Supraleiter, der mit flüssigem Wasserstoff gekühlt wird - dieser ist gleichzeitig Energiespeicher.
(Foto: Vakaliuk et al.)
Besonders der Verkehrssektor hat es schwer, klimaneutral zu werden. Ein neues Konzept soll das ändern: Forscher schlagen eine Supraleiter-Autobahn vor, auf der Autos und LKW blitzschnell dahingleiten. Sie könnte gleichzeitig ein anderes Problem der Energiewende lösen.
In Zeiten des Klimawandels wird händeringend nach Lösungen gesucht, um Mobilität umweltfreundlicher und energieeffizienter zu gestalten. Elektroautos sind zwar emissionsfrei, haben aber das Reichweiten-Problem. Zudem sind Akkus teuer. Und auch der Schwerlastverkehr verursacht viele Emissionen. Eine elegante Lösung schlägt nun ein internationales Forschungsteam vor: Autobahnen, auf denen Autos und LKW auf supraleitenden Magneten blitzschnell dahingleiten sollen.
Das System soll "Personen und Güter mit Geschwindigkeiten von mindestens 400 Meilen pro Stunde (etwa 640 Kilometer pro Stunde, Anm. d. Red.) befördern", sagt Zhifeng Ren laut einer Mitteilung. Er ist Mitautor der entsprechenden Studie, die in der Fachzeitschrift "APL Energy"gemeinsam von Forschern der Universität Houston, der Adelwitz Technologiezentrum GmbH im sächsischen Torgau und des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung in Dresden veröffentlicht wurde.
Problem der Kühlung gelöst?
Supraleiter sind Materialien, die elektrischen Strom ohne Widerstand oder Energieverlust leiten können und Magnete mühelos zum Schweben bringen. Das macht sie ideal für Hochgeschwindigkeitszüge oder Fernstromübertragung. Allerdings haben sie den Nachteil, dass sie nur bei sehr niedrigen Temperaturen funktionieren, was das Ganze ziemlich teuer macht. Genau dafür wollen die Forscher eine Lösung gefunden haben: Der Supraleiter soll mit einer Pipeline aus flüssigem Wasserstoff gekühlt werden.
Der Clou daran: Das Ganze soll gleichzeitig ein weiteres Problem der Energiewende lösen. Denn Wasserstoff ist auch ein vielversprechender Speicher für Ökostrom aus Wind- und Sonnenenergie, bringt jedoch komplexe Transport- und Lagerungsprobleme mit sich. In dem vorgeschlagenen System ist die Wasserstoff-Pipeline aber Kühlung und Transportmittel zugleich. Die Kosten beider Anforderungen werden einfach miteinander verknüpft.
Möglicher Ersatz für Zug und Flugzeug
Das System könne einfach unter die bestehenden Autobahnen installiert werden, um vorhandene Infrastrukturen zu nutzen, schlagen die Autoren vor. Auf diese Weise müsse auch kein neues Land erworben und bebaut werden. In den Fahrzeugen müssten Magnete verbaut sein, damit sie über der Supraleiter-Strecke schweben können. Dass die Fahrzeuge selbst keine Supraleiter benötigten, mache die Sache ebenfalls kostengünstiger.
Sogar als Alternative fürs klimaschädliche Fliegen sehen die Forscher ihren Ansatz: "Die Menschen könnten jederzeit auf die supraleitende Autobahn fahren, ohne auf einen Zug oder ein Flugzeug warten zu müssen", sagt Ren. Das System existiert bisher zwar nur als Modell im Labor - die Forscher hoffen jedoch, eine Demonstrationsstrecke in vollem Maßstab bauen zu können - etwa eine Teststrecke zwischen Houston nach Austin im US-Bundesstaat Texas.
Quelle: ntv.de, kst