"You bloody fool" Moschusenten imitieren menschliche Laute
07.09.2021, 15:12 Uhr
Die Moschusenten sind in Australien beheimatet.
(Foto: picture alliance / Mary Evans Picture Library)
Nur wenige Tiere können die Laute anderer Arten reproduzieren. Einem besonders überraschenden Fall sind nun Forscher bei der australischen Moschusente auf die Spur gekommen. Die erweisen sich nämlich als Imititationstalente.
Dass Vögel menschliche Laute nachahmen können, ist keine völlig überraschende Neuigkeit. Von Papageien- und Rabenvögeln ist dies bereits bekannt. Nun zeigt eine Studie, die in der Zeitschrift "Philosophical Transactions of the Royal Society B" veröffentlicht wurde, dass auch australische Moschusenten (Biziura lobata) menschliche Geräusche imitieren können.
Die Zeitschrift "New Scientist" veröffentlicht auf ihrem YouTube-Kanal eine Tonaufnahme, auf dem zu hören ist, wie die Ente Ripper verschiedene Nichtenten-Laute imitiert. Darunter sind das Klappen der Tür zum Vogelhaus und das Schimpfen eines Pflegers. Ab Sekunde 28 ist "You bloody fool" zu hören, auf Deutsch so viel wie "Du verdammter Idiot".
Dem britischen "Guardian" zufolge wurde Ripper von dem australischen Forscher Dr. Peter Fullagar nach dem Schlüpfen mit der Hand aufgezogen. Fullagar zeichnete demnach schon vor 30 Jahren erstmals Laute der Ente auf. Diese Aufnahmen wurden jetzt von Prof. Carel ten Cate von der niederländischen Universität Leiden wiederentdeckt, der in einem Buch über Vogelstimmen auf einen irritierenden Hinweis auf eine sprechende Ente gestoßen war. Die Zeitung zitiert ten Cate mit dem Satz: "Als ich es zuerst gelesen habe, dachte ich: 'Das ist ein Scherz, das kann nicht wahr sein.' Aber es stellte sich heraus, dass es wahr war."
Kein Einzelfall
Ripper ist dem Bericht zufolge auch nicht die einzige Moschusente, die zu solchen Imitationen in der Lage ist. Fullagar berichtete bereits im Jahr 2000 von einer Ente, die eine andere Entenart nachahmte. Außerdem fanden die Forscher zwei weitere Moschusenten mit ähnlichen Fähigkeiten, von denen aber keine Aufzeichnungen existieren. Eine Ente im britischen Pensthorpe Natural Park habe das Husten und Schnauben eines Ponys imitiert. Eine weitere im Wildfowl Trust von Slimbridge konnte "den charakteristischen Husten des Pflegers und auch das Quietschen eines Drehkreuzes" reproduzieren.
Die australischen Moschusenten lernen dem "Spiegel" zufolge Pfeiftöne von ihren älteren Schwarmkameraden. Für Ripper, der 1983 in einer Auffangstation in einem australischen Naturreservat geschlüpft war, waren dies offenbar seine menschlichen Begleiter. Erst vier Jahre nach dem Schlüpfen wurde er mit anderen Enten vergesellschaftet.
Die Entdeckung ändert die Sichtweise darauf, wie sich das Sprachlernen bei Vögeln entwickelt. Ten Cate zufolge deutet das Nachahmungstalent der Moschusente darauf hin, dass sich die Fähigkeit in mehreren Vogelgruppen unabhängig voneinander entwickelt hatte. In der Studie heißt es, die Beobachtungen belegten "das Vorhandensein eines fortgeschrittenen Lauterwerbs auf einem Niveau, das mit dem von Singvögeln und Papageien vergleichbar ist". Und: "Die Struktur der Entenvokalisationen weist auf eine recht ausgefeilte und flexible Kontrolle des Vokalproduktionsmechanismus hin."
Quelle: ntv.de, sba