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Zusammenhang mit Corona Multisystem-Entzündung auch bei Erwachsenen

Beide Patienten mussten in Berlin auf der Intensivstation behandelt werden.

Beide Patienten mussten in Berlin auf der Intensivstation behandelt werden.

(Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Schöning)

In Berlin kommen zwei Patienten in die Rettungsstelle, deren Symptome zunächst nicht an Corona denken lassen. Doch die Ärzte entdecken schließlich einen Zusammenhang, der bisher nur bei Kindern nachgewiesen wurde - das multisystemische Entzündungssyndrom.

Das multisystemische Entzündungssyndrom galt bisher als seltene, aber schwere Komplikation von Covid-19-Erkrankungen vor allem bei Kindern. Es wird unter anderem unter der Bezeichnung "Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome" (PIMS) oder auch Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIS-C) geführt.

Mittlerweile mehren sich die Anzeichen, dass dieser Krankheitsverlauf auch bei Erwachsenen auftritt. Bereits seit Juni 2020 gibt vor allem aus den USA und Großbritannien einige Berichte von Fällen bei Erwachsenen, die die Ärzte als MIS-A, also Multisystem Inflammatory Syndrome in Adults einordneten. Nun berichten Mediziner der DRK-Klinik Berlin-Westend von zwei MIS-A-Fällen. Ihren Angaben zufolge sind es die ersten in Deutschland.

Bei den Betroffenen handelte es sich um einen 27-jährigen Mann und eine 21-jährige Frau. Den Ärzten zufolge hatte der Mann hohes Fieber bis 40 Grad, Erbrechen, Durchfall sowie starke Bauch-, Kopf- und Gelenkschmerzen. Die Frau kam mit starken Kopf- und Nackenschmerzen, hohem Fieber bis 40 Grad, Bauchschmerzen und Durchfall ins Krankenhaus. Beide Patienten waren bis dahin ohne Vorerkrankungen, mussten nun aber auf der Intensivstation behandelt werden. In PCR-Tests konnte kein Sars-CoV-2 nachgewiesen werden, die Antikörpertests waren jedoch positiv. Vermutlich hatten also sowohl der Mann als auch die Frau eine symptomlose oder symptomarme Corona-Infektion durchlaufen.

Nicht sofort erkennbar

Bei dem Mann wurde zunächst Morbus Crohn, eine schwere Darmerkrankung, vermutet, bei der Frau eine Meningitis. Beides konnte jedoch durch weitere Diagnostik ausgeschlossen werden, zumal erste Therapieansätze in diese Richtungen auch nicht zur Verbesserung des Zustandes geführt hatten. Beide Patienten entwickelten im weiteren Infektionsverlauf zusätzlich eine Herzschwäche.

Der Zustand des 27-Jährigen besserte sich erst nach einer hoch dosierten intravenösen Hydrokortison-Therapie, die aber bei der 21-Jährigen ohne Wirkung blieb. Sie reagierte schließlich auf eine hoch dosierte intravenöse Immunglobulin-Therapie. Beide Patienten erhielten zudem ASS zur Thromboseprävention und konnten schließlich nach 15 und 17 Tagen beschwerdefrei die Klinik verlassen.

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"Das Multisystem Inflammatory Syndrome präsentiert sich als klinisches Chamäleon", schreiben die Berliner Ärzte. Die beschriebenen Fälle zeigten, dass auch bei Erwachsenen, die sich mit Fieber, erhöhten Entzündungswerten ohne Infektfokus sowie Erkrankungen verschiedener Organsysteme vorstellen, ein zeitlicher Zusammenhang mit einer möglicherweise asymptomatischen Sars-CoV-2-Infektion in Betracht gezogen werden müsse. Die Mediziner rechnen mit einer Zunahme solcher Fälle auch bei Erwachsenen.

Trotz der großen Unterschiede verweisen die Ärzte auf Gemeinsamkeiten, auf die man achten kann. Bei beiden Berliner Fällen zeigten sich mehr als fünf Tage anhaltendes Fieber, ein ausgeprägter Abfall des Blutdrucks mit Schockgefahr, deutlich erhöhte Entzündungsparameter ohne erkennbare Quelle und erhöhte Herzschwäche-Marker im Blut sowie Bauchschmerzen.

Quelle: ntv.de, sba

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