Nur jedes fünfte einjährige Kind Impfkommission wegen schwacher Impfquoten alarmiert
12.12.2024, 16:50 Uhr Artikel anhören
Zum Ende des ersten Lebensjahres sollten laut STIKO 95 Prozent der Kleinkinder einen vollständigen Impfschutz besitzen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Kleinkinder sollen frühzeitig eine Mehrfachimpfung erhalten, empfiehlt die Ständige Impfkommission. 95 Prozent von ihnen sollen nach zwölf Monaten einen vollständigen Impfstatus haben. In Realität ist das nur bei 21 Prozent der Einjährigen der Fall. Gefahren sind real, wie der Fund von Polioviren im Abwasser zeigt.
Der Polio-Impfschutz ist bei vielen kleinen Kindern in Deutschland schlecht. "Obwohl die Grundimmunisierung bis zu einem Alter von zwölf Monaten abgeschlossen sein sollte, sind im Alter von zwölf Monaten nur 21 Prozent der Kinder vollständig geimpft", teilte die Ständige Impfkommission (STIKO) in einer Stellungnahme mit. Jüngst waren Polioviren im Abwasser mehrerer großer deutscher Städte entdeckt worden.
Versäumte Impfungen werden zwar oft nachgeholt, trotzdem haben den Fachleuten zufolge nur 77 Prozent der Kinder in einem Alter von zwei Jahren einen vollständigen Impfschutz. Im Einschulungsalter von sechs Jahren hätten 88 Prozent den vollständigen Schutz. Ziel sei eine Impfquote von mindestens 95 Prozent bis zum Ende des ersten Lebensjahres.
Versäumte Impfung "schnellstmöglich nachholen"
Im Abwasser aus Klärwerken in München, Bonn, Köln, Hamburg, Dresden, Düsseldorf und Mainz sind im Oktober und November Polioviren nachgewiesen worden. Bei den Erregern handelt es sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) nicht um den Wildtyp des Poliovirus, sondern um Viren, die auf die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung mit abgeschwächten, aber lebenden Polio-Erregern zurückgehen. Die abgeschwächten Impfviren können sich in sehr seltenen Fällen so verändern, dass sie wieder Krankheiten auslösen können.
Angesichts der aktuellen Impfquoten und der vom Schluckimpfstoff abgeleiteten Polioviren besteht laut RKI die Möglichkeit, dass in Deutschland Infektionsketten in der Bevölkerung nachgewiesen werden und auch wieder Menschen an Polio erkranken.
Die STIKO empfiehlt daher: "In der aktuellen Situation ist es wichtig, den Impfstatus von Kindern als besonders vulnerable Gruppe für Poliomyelitis zu überprüfen und versäumte Impfungen schnellstmöglich nachzuholen." Poliomyelitis ist eine hochansteckende Krankheit, die bei nicht ausreichend immunisierten Menschen zu dauerhaften Lähmungen führen kann.
Quelle: ntv.de, als/dpa