Wertvoller Fund in Brandenburg Experten halten entdeckte Stücke für Meteorit
26.01.2024, 15:42 Uhr Artikel anhören
Das Bruchstück wurde von vier polnischen Meteoritensuchern auf einem Feld bei Ribbeck im Havelland in Brandenburg gefunden.
(Foto: Cevin Dettlaff/dpa)
Am Sonntag geht über Brandenburg ein Mini-Asteroid nieder. Sofort danach machen sich Forscher und Sammler auf den Weg, um nach Überresten des Himmelskörpers, also nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen. Ein Team aus Polen hat offenbar Erfolg.
Goldgräberstimmung in Brandenburg: Ein Sammlerteam aus Polen hat höchstwahrscheinlich Stücke eines kürzlich niedergegangenen Mini-Asteroiden gefunden. Dieser war am Sonntag bei Berlin mit einem weithin sichtbaren spektakulären Feuerball zu sehen gewesen und trägt den Namen 2024 BX1. Der nach einer ersten Prüfung echte Fund in der Nähe von Nauen im Havelland gleicht nach Einschätzung von Experten der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.
"Es ist sehr, sehr, sehr wahrscheinlich, dass es sich um einen Meteoriten handelt, also der erste Fund von diesem Überrest des Asteroiden, der hier verglüht ist", sagte der Kurator der Meteoritensammlung am Museum für Naturkunde Berlin, Ansgar Greshake. "Das hier ist in der Tat ein besonderer Fund." Er gehöre zur Gruppe der Aubriten. "Dieses Material ist sehr selten." Der Fund sehe sehr frisch aus, die schwarze Kruste glänze.
Kleinere und größere Bruchstücke
Ein vierköpfiges Suchteam aus Polen hatte die Teile nach Angaben des Museums für Naturkunde gefunden. Der Fund liegt in einem sogenannten Streufeld, das Forscher nach dem Verglühen des Asteroiden berechnet hatten.
Millionen von Asteroiden und Kometen rasen durch das Sonnensystem. Unterschieden werden sie vor allem anhand ihrer Zusammensetzung; ganz klar definiert ist der Unterschied jedoch nicht. ASTEROIDEN sind die kleineren Geschwister der Planeten, sie bestehen aus Gestein und Metallen. Weil sie klein und leicht sind, bleibt ihre Bahn um die Sonne nicht unbedingt konstant, sondern kann sich durch die Gravitationskräfte anderer Körper verändern. Für sehr kleine Objekte mit weniger als einigen Dutzend Metern Durchmesser wurde die Bezeichnung METEOROIDEN eingeführt. Verglühen sie beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht komplett, sondern erreichen noch den Boden, werden sie METEORITEN genannt. Jeden Tag gelangen viele Tonnen kosmischen Materials auf die Erde, allerdings zum größten Teil als Staub. KOMETEN oder Schweifsterne sind ebenfalls Überreste der Entstehung des Sonnensystems und bestehen aus Eis, Staub und lockerem Gestein.
"Wir gehen davon aus, dass das jetzt ein Glücksfall war und zu den größten Stücken gehört, die im Streufeld liegen", sagte Geowissenschaftler Lutz Hecht vom Museum für Naturkunde. Die Berliner Forscher fanden im Streufeld bei Ribbeck auch kleinere Steine. Ein anderes Team soll noch ein weiteres, eher größeres Bruchstück entdeckt haben.
Die Sammler aus Polen wollen ihre Funde verkaufen - das kann durchaus lukrativ sein, gerade bei einem ungewöhnlichen Fund. Wissenschaftler hoffen wiederum, dass ein Teil für die Forschung erhalten bleibt. Nach Angaben von Greshake ist geplant, dass die polnische Gruppe die Steine prüfen lässt, um einen frischen Fund sicherzustellen. "Dann werden wir mit den Kollegen sprechen, um zu gucken, ob wir ein Stück bekommen, um es tatsächlich auch zu klassifizieren und wissenschaftlich zu untersuchen", sagte der Forscher aus Berlin.
Asteroid von NASA angekündigt
Der winzige Asteroid 2024 BX1 war in der Nacht zum Sonntag in der Nähe von Berlin verglüht. Der Feuerball war am Himmel weithin zu sehen. Die US-Raumfahrtagentur NASA hatte ihn für Sonntagfrüh bei Nennhausen im Havelland angekündigt, das westlich von Berlin liegt. Meteorite nennt man die Brocken, die von einem Asteroiden auf der Erde ankommen.
Der Mini-Asteroid war Gegenstand zahlreicher Kommentare in sozialen Medien. Daraufhin machten sich viele Neugierige auf den Weg ins Havelland. Seit Sonntag ist auch ein Team des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Museums für Naturkunde und der Freien Universität Berlin auf Meteoritensuche. Das DLR zeigte sich über den Fund erfreut.
"Das ist natürlich eine hervorragende Nachricht", sagte der Leiter der Abteilung Planetare Labore vom DLR in Berlin, Jörn Helbert. "Jetzt, wo die ersten Stücke gefunden wurden, sind wir sicher, dass wir sehr bald noch mehr finden." Er freue sich auf die Untersuchung eines so frischen Meteoriten. "Wir arbeiten gerade an der genauen Klassifizierung", sagte Helbert. "Je nach dem Typ des Meteoriten könnten sich hier starke Anbindungen an unsere derzeit aktiven Weltraum-Missionen ergeben."
Es ist nicht das erste Mal, dass Bruchstücke kleiner Asteroiden gefunden werden. Über Elmshorn in Schleswig-Holstein leuchtete Ende April 2023 zum Beispiel eine Feuerkugel auf. Kurz darauf wurden Brocken des Meteoriten von einigen Hundert Gramm bis mehreren Kilogramm Gewicht gefunden.
Zurück nach Brandenburg: Nachdem die Gruppe polnischer Sammler ihren Fund am heutigen Freitag präsentiert hatte, ging die Suche nach weiteren Steinen weiter. "Zurück zur Arbeit", sagte einer aus dem Team.
Quelle: ntv.de, abe/dpa