Biomarker Chromosomenkappen Raucher altern schneller
12.09.2023, 16:19 Uhr Artikel anhören
Die Grafik zeigt, wie sich der Rauch auf die Enden der Chromosomen auswirkt.
(Foto: Dr. Siyu Dai)
Fest steht: Rauchen ist ungesund. Doch das Laster wirkt sich auch auf den biologischen Alterungsprozess aus. Was genau im Körper von Rauchenden passiert, kann ein Forschungsteam, das einen intensiven Blick auf die Länge der Telomere wirft, nun erklären.
Wer raucht, setzt nicht nur seine Gesundheit aufs Spiel, sondern beschleunigt auch den biologischen Alterungsprozess. Das haben Forschende der Hangzhou University in China und der Chinese University of Hong Kong herausgefunden. Bereits in früheren Studien gab es Hinweise darauf, dass Nikotinkonsum in Form von Zigarettenrauchen einen direkten Einfluss auf die Länge von sogenannten Telomeren hat.
Als Telomere werden die besonderen Strukturen an den Endkappen von Chromosomen bezeichnet. Sie sind vergleichbar mit den Kunststoffenden an Schnürsenkeln. So wie diese verhindern sollen, dass die Schnürsenkel ausfransen, so sollen Telomere das Erbgut der Zelle bei der Zellteilung schützen. Der Grund: Bei jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere um 50 bis 100 Basenpaare. Werden die Telomere im Laufe der Zeit zu kurz, dann kann die Zelle ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen und stirbt endgültig ab. Angesichts dessen wird die Länge von Telomeren in Leukozyten, also in weißen Blutkörperchen, auch als Biomarker dafür angesehen, wie schnell ein Mensch altert.
Daten von fast 500.000 Menschen
Für die aktuelle Untersuchung griff das Forschungsteam um Siyu Dai und Feng Chen auf die Daten von mehr als 472.000 Personen zurück, die aus der UK-Biobank stammen. Sie teilten die Menschen ein in aktuelle Raucher, ehemalige Raucher und Personen, die nie geraucht haben. Zudem wurde die Menge der gerauchten Zigaretten und die Dauer des Rauchens erfasst. In einem weiteren Schritt wurden sowohl genetische als auch Faktoren des Lebensstils erhoben. Zudem ermittelten sie aus Blut die Länge der Telomere in den Leukozyten. Alle Daten wurden mit einem speziellen Verfahren zusammengetragen und analysiert.
"Wir fanden heraus, dass der aktuelle Raucherstatus statistisch signifikant mit einer kürzeren Leukozyten-Telomeren verbunden ist", sagte Dai laut Mitteilung. Bei Menschen, die noch nie geraucht hatten, war die Länge der Leukozyten-Telomere normal. Bei Menschen, die früher geraucht haben, gab es dagegen lediglich einen Trend zu kürzeren Telomeren. Menschen, die viele Zigaretten rauchten, hatten deutlich kürzere Leukozyten-Telomere. "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rauchen zu einer Verkürzung der Länge der Leukozyten-Telomere führen kann, und je mehr Zigaretten geraucht werden, desto stärker ist der Verkürzungseffekt", so Dai weiter.
Und damit nicht genug. Frühere Studien haben Hinweise darauf geliefert, dass die Verkürzung der Telomere auch mit der Entstehung von Krankheiten wie Diabetes, Muskelschwund und Herzkreislauf-Erkrankungen einhergehen. Das Forschungsteam, das seine Ergebnisse auf dem International Congress der European Respiratory Society vorgestellt hat, möchte weiter in diese Richtung forschen und die aktuellen Ergebnisse untermauern. Geklärt werden soll außerdem, wie sich Passivrauchen auf das Altern hauptsächlich bei Kindern auswirkt.
Quelle: ntv.de, jaz