
25 solcher Tests kosten für Kliniken und andere medizinische Einrichtungen 232 Euro zzgl. Mehrwertsteuer.
(Foto: Roche)
Antigen-Schnelltests gehören zu den neuen Herbst-Maßnahmen von Bundesgesundheitsminister Spahn. Mitte Oktober sollen sie dann Bestandteil einer neuen Test- und Quarantänestrategie im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus werden. Ab heute sollen die Tests in Deutschland bereits verfügbar sein, gibt der Schweizer Pharmakonzern Roche bekannt. Was ist bisher über die Antigen-Schnelltests bekannt und wie sollen sie zukünftig eingesetzt werden?
Wie funktionieren Antigen-Schnelltests?
Anders als die herkömmlichen PCR-Tests suchen Antigen-Schnelltests nicht in Abstrich-Proben aufwendig nach dem Erbgut des Virus, sondern nach Molekülen, die charakteristisch für die Viren sind. Die Schnelltests sind vergleichsweise einfach durchzuführen: Als "lateral flow test" funktioniert er nach einem ähnlichen Prinzip wie der Schwangerschaftstest. Es gibt aber einige Unterschiede. Beim Antigen-Schnelltest wird eine Probe aus dem Nasenrachenraum entnommen und auf das Vorhandensein des für Sars-CoV-2 spezifischen Antigen - den Nucleocapsid Proteins, einem Eiweiß aus dem Viruskern - getestet. Beim Schwangerschaftstest wird der Urin auf das Schwangerschaftshormon HCG untersucht. Beide Tests ähneln sich in der Anzeige der Ergebnisse. Zwei Farbstreifen (Test- und Kontrollstreifen) bedeuten ein positives Ergebnis, ein Streifen ein negatives Ergebnis (der Kontrollstreifen) und kein Streifen, dass der Test ungültig ist. Die Ergebnisse liegen in der Regel innerhalb von 15 Minuten vor.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse der Tests?
Der Test hat eine Spezifität von 99,68 Prozent. Somit sind falsch-positive Ergebnisse höchst unwahrscheinlich. Zudem habe er eine Sensitivität von 96,52 Prozent und damit eine Wahrscheinlichkeit von weniger als vier Prozent, ein falsch-negatives Ergebnis zu erhalten. Dies wurde laut Roche anhand von 426 Proben in zwei unabhängigen Testzentren ermittelt.
Für wen sind die Schnelltests gedacht?
Laut Roche ist der Antigen-Schnelltest für den Einsatz sowohl für symptomatische als auch für asymptomatische Menschen bestimmt.
Wo werden sie zukünftig zum Einsatz kommen?
Die Tests können in medizinischen Einrichtungen ab sofort zum Einsatz kommen, sagt eine Mediensprecherin von Roche ntv.de. Spahn zufolge sollen sie ergänzend zu den PCR-Tests zum Beispiel in Schulen, Pflegeheimen oder bei Reiserückkehrern eingesetzt werden. Etwa am Eingangstor von Seniorenwohnheimen könnten sie "unglaublich viel Gutes" bewirken, sagt auch Virologe Christian Drosten: Sie brächten die Möglichkeit mit sich, harte Besuchseinschränkungen verhindern zu können.
Werden die Schnelltests in Apotheken zu kaufen sein?
Nein, nicht für den Endkonsumenten, da sie von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden müssen, sagt Roche. Sie können aber von medizinischen Einrichtungen über den Apothekenhandel bezogen werden.
Warum sind die Schnelltests nicht frei verkäuflich?
Das Infektionsschutzgesetz in Deutschland sieht vor, dass nur Ärztinnen und Ärzte eine Infektion nachweisen dürfen. Daher werden die Tests nicht über Apotheken an Privatpersonen verkauft. Eine Behandlung von anderen Personen könne per Gesetz als Körperverletzung ausgelegt werden, erklärt Kekulé in seinem Podcast des MDR.
An wen werden die Schnelltests ausgeliefert?
Die Schnelltests werden über den Handel an medizinische Einrichtungen ausgeliefert. Er ist in allen Märkten erhältlich, die das CE-Zeichen akzeptieren, gab Roche bekannt. Zudem beabsichtigt der Pharmakonzern, eine Notfallzulassung bei der Food and Drug Administration (FDA) in den USA zu beantragen.
Wie viel kostet ein Schnelltest?
Details zu den Preisen gibt Roche nicht bekannt. Auf Anfrage von ntv.de heißt es, dass die Preise so gestaltet sind, dass sie keine Barriere zum Zugang der Tests darstellen.
Welchen Vorteil bieten Schnelltests gegenüber PCR-Tests?
Schnelltests liefern innerhalb weniger Minuten ein Testergebnis und sind einfacher durchzuführen. Sie können teilweise die PCR-Tests ersetzen und helfen somit, Labore zu entlasten. Virologen und Wissenschaftler sehen vor allem dann einen Vorteil, wenn vorbeugend getestet werden soll. Standard-PCR-Tests seien zu langsam, weil das Ergebnis erst im Labor einen Tag später feststünde. Dazu reichten die Kapazitäten für die nötigen Massentests im Herbst nicht aus und sind teuer, sagte Virologe Alexander Kekulé in seinem MDR-Podcast.
Was ist der Nachteil von Corona-Schnelltests?
Insbesondere in den Anfangstagen oder im späteren Verlauf erkennen Schnelltests eine Corona-Infektion wesentlich unzuverlässiger als PCR-Tests. Allerdings ist die Genauigkeit der Standard-PCR-Tests auch nicht immer von Vorteil, da sie auch "Viren-Leichen" nachweisen, also Rückstände von Viren. Der Test fällt dann positiv aus, obwohl der Träger mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr infektiös ist. In der infektiösen Phase können die Schnelltests das Virus laut Drosten recht sicher erkennen - daher könnten sie ein schnelles und pragmatisches Verfahren darstellen, um zu erkennen, ob eine Person hochansteckend ist.
Werden die Schnelltests in Deutschland bereits eingesetzt?
An einigen deutschen Kliniken kommen die Schnelltests bereits zum Einsatz. Etwa an der Uniklinik Heidelberg, die einen Antigen-Test der Firma SD Biosensor verwendet. Die HNO-Klinik nutzt den Schnelltests laut einer Sprecherin bei Eingriffen im Nasen-Rachenraum - bei Notfall-Patienten und bei Patienten, die stationär aufgenommen werden sollen, aber kein gültiges Testergebnis vorweisen können.
Quelle: ntv.de