Deutlich tödlicher als Grippe Studie: Hohe Corona-Dunkelziffer in München
05.11.2020, 19:55 Uhr
Die Dunkelziffer der Infektionen in München ist hoch.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die offiziellen Corona-Zahlen steigen deutschlandweit, wie viele Menschen sich aber tatsächlich mit dem Virus angesteckt haben, ist nicht bekannt. Eine große Studie stellt in München nun eine hohe Dunkelziffer fest. Auch zur Sterblichkeit liefern die Forscher Erkenntnisse.
Knapp zwei Prozent der Münchner haben während der ersten Corona-Welle Antikörper entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Tropeninstituts am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Damit lag der Anteil der Menschen mit nachgewiesenen Antikörpern etwa viermal so hoch wie der Anteil der bis dahin offiziell registrierten Coronavirus-Infektionen in der bayerischen Landeshauptstadt.
Für die seit April laufende Studie wurden nur Teilnehmer ab 14 Jahren getestet. Insgesamt beteiligten sich mehr als 5300 Menschen aus knapp 3000 Haushalten. Ein erheblicher Teil der Corona-Infizierten entwickelt nur milde Symptome oder zeigt gar keine Anzeichen. Am Nachweis von Antikörpern lässt sich erkennen, ob jemand bereits eine Corona-Infektion durchgemacht hat. Die Studie sollte daher unter anderem die Dunkelziffer untersuchen.
Der Anteil von Studienteilnehmern, die Antikörper gegen Sars-CoV-2 entwickelten, blieb demnach während des gesamten Untersuchungszeitraums stabil. Konkret wiesen 1,8 Prozent der Münchner bis Ende Juni Antikörper auf. Offiziell lag der Anteil der gemeldeten Fälle nur bei 0,4 Prozent der Münchner Bevölkerung.
Zugleich zeigte sich eine tendenzielle Häufung von Infektionen in Haushalten. Dies bestätigt nach Ansicht der Forscher, dass Quarantänemaßnahmen für Menschen, die im selben Haushalt leben, sinnvoll seien.
Die registrierte Zahl von Todesfällen durch Covid-19 entsprach demnach der sogenannten Übersterblichkeit. Die Übersterblichkeit beschreibt den Zuwachs an Todesfällen in 2020 im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre. Die Sterblichkeit liegt bei Covid-19 der Studie zufolge allerdings mit knapp einem Prozent der Menschen mit Antikörpern "um ein Vielfaches über der für saisonale Grippeinfektionen".
Quelle: ntv.de, mra/AFP