Zusammenhang belegt Studie: Juli-Hitzewellen ohne Klimawandel undenkbar
25.07.2023, 15:27 Uhr Artikel anhören
In Griechenland brennen die Wälder - der Süden Europas ist von einer extremen Hitzewelle erfasst.
(Foto: AP)
Es ist wissenschaftlicher Common Sense, dass der Klimawandel zu einem vermehrten Auftreten von Wetterextremen führt. Für die Hitzewellen in Südeuropa, den USA und China zeichnet das exemplarisch eine neue Studie nach. Die Fachleute sagen: Solche Wetterlagen werden sich künftig häufen.
Hitzewellen wie im Juli dieses Jahres in Südeuropa und dem Südwesten der USA wären laut einer Studie ohne den von Menschen gemachten Klimawandel so gut wie unmöglich. Das geht aus einem Bericht der Initiative World Weather Attribution hervor. Demnach sind extrem hohe Temperaturen über einen längeren Zeitraum keine seltenen Ereignisse mehr, sondern dürften in Südeuropa im Schnitt alle zehn Jahre auftreten, in den USA und Mexiko alle 15 Jahre und in China alle 5 Jahre.
Die Studie, an der Forscher des Imperial College in London, des Royal Netherlands Meteorological Institute (KNMI) und des Red Cross Red Crescent Climate Centre in Den Haag beteiligt waren, zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit extrem hoher Temperaturen, wie sie in diesem Juli in Teilen Südeuropas und der USA gemessen wurden, in einem fiktiven Szenario ohne die globale Erwärmung gegen null ginge. In China würden Extremtemperaturen, wie jetzt gemessen, nur alle 250 Jahre auftreten.
Für die Studie nahmen die Forscher die Durchschnittstemperaturen in drei Regionen der Welt in den Fokus, die in diesem Juli besonders stark von Hitzewellen betroffen waren. Mit der sogenannten Attributionsmethode errechnete sie zunächst die Wahrscheinlichkeit bestimmter Extremwetterlagen auf Basis aktueller Klimadaten. Diese verglichen sie dann mit einem Modell, das die Temperaturen in einer fiktiven Welt ohne den von Menschen verursachten Klimawandel berechnet - also auf Basis von Klimadaten, wie sie ohne diese Einflüsse herrschen würden. Die Studie wurde vom Imperial College im Internet veröffentlicht.
An gleich mehreren Orten wurden in diesem Monat außergewöhnlich hohe Temperaturen gemessen. In vielen Fällen handelte es sich um Rekorde. Im Death Valley im US-Bundesstaat Kalifornien und im Nordwesten Chinas wurden mehr als 50 Grad Celsius registriert. In China handelte es sich um die höchste je gemessene Temperatur. Auch die spanische Region Katalonien verzeichnete den heißesten Tag seit Beginn der Aufzeichnungen.
Einfluss wohl auch von El Niño
Allein in den USA seien von der extremen Hitze 100 Millionen Menschen betroffen gewesen, hieß es in der Mitteilung. Dort seien Tausende hitzebedingte Krankheiten registriert worden. Dutzende starben an den Folgen der Hitze in den Vereinigten Staaten. In Mexiko kosteten die Extremtemperaturen in diesem Juli demnach sogar mehr als 200 Menschen das Leben.
Auch das Wetterphänomen El Niño habe wahrscheinlich zu den Hitzewellen in einigen Regionen beigetragen, hieß es in der Mitteilung. El Niño ist ein natürliches Phänomen, das alle paar Jahre auftritt. Es kann die Folgen des Klimawandels verschärfen, weil es einen zusätzlich wärmenden Effekt hat. Je nach Weltregion gibt es durch El Niño mehr Hitze und Dürren oder mehr Überschwemmungen. Der Anstieg der globalen Temperaturen infolge des Verbrennens fossiler Kraftstoffe sei aber der Hauptgrund für die Schwere der Hitzewellen, heißt es in der Studie. Sie wurde vom Imperial College im Internet veröffentlicht.
Der an der Studie unbeteiligte Klimawandelexperte Richard Betts vom britischen Wetterdiensts Met Office zeigte sich im Gespräch mit dem Sender Sky News überzeugt von deren Ergebnissen. Für die Studie seien dieselben Modelle verwendet worden wie für Wettervorhersagen. "Das ist eine sehr etablierte Methode und dies sind akzeptierte Schlussfolgerungen", sagte er.
Die Forscherinnen und Forscher resümieren: "Die aktuellen Hitzewellen sind nicht länger ungewöhnliche Ereignisse", schreiben die Fachleute. "Kommende Hitzewellen werden sogar noch heißer und häufiger werden, wenn die Emissionen nicht drastisch zurückgehen." Das Ergebnis der Studie sei nicht überraschend, sagte auch die Klimaexpertin Friederike Otto vom Imperial College in London. "Die Welt hat nicht aufgehört, fossile Kraftstoffe zu verbrennen, das Klima wird weiterhin wärmer und Hitzewellen werden extremer", so die Wissenschaftlerin und Mitautorin.
Quelle: ntv.de, jog/dpa