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Einfluss auf Fortpflanzung Meiste Rhesusaffen haben auch gleichgeschlechtlichen Sex

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Die Wissenschaftler fanden heraus, dass 72 Prozent der beobachteten Rhesusaffenmännchen mit anderen Männchen Sex hatten, aber nur 46 Prozent mit Weibchen.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass 72 Prozent der beobachteten Rhesusaffenmännchen mit anderen Männchen Sex hatten, aber nur 46 Prozent mit Weibchen.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Gleichgeschlechtliches Sexualverhalten gibt es bei verschiedenen Tieren, wird aber bisher nur vereinzelt beobachtet. Bei Rhesusaffen in Puerto Rico hingegen ist es so weit verbreitet, dass die Männchen sogar mehr Sex mit anderen Männchen haben als mit Weibchen. Schmälert das ihre Chancen auf Fortpflanzung?

Gleichgeschlechtlicher Sex unter Männchen ist in einer Population halbwilder Rhesusaffen in Puerto Rico ziemlich häufig. Das berichtet ein Forschungsteam des Imperial College in London im Fachblatt "Nature Ecology & Evolution". So zeigten fast drei Viertel aller beobachteten Tiere ein solches Verhalten.

Demnach schmälern die sexuellen Begegnungen unter männlichen Tieren nicht deren Chancen auf eigenen Nachwuchs. Sie sorgten stattdessen für mehr gegenseitige Unterstützung, die sogar den Fortpflanzungserfolg der Männchen steigern kann. Die Forscher um Vincent Savolainen berichten zudem, dass das gleichgeschlechtliche Sexualverhalten der männlichen Tiere zu einem kleinen Teil vererbbar ist.

Von 2017 bis 2020 beobachteten die Forscher eine Rhesusaffen-Kolonie auf der kleinen Insel Cayo Santiago in Puerto Rico. Die Tiere leben dort frei, werden aber schon seit vielen Jahrzehnten erforscht. Die Kolonie besteht aus insgesamt rund 1700 Tieren. Es gibt langjährige Abstammungsdaten, die eine der umfassendsten Datenbanken aller frei lebenden Primatenpopulationen weltweit darstellen. Rhesusaffen gehören zu Gattung der Makaken.

Gleichgeschlechtlicher Sex auch bei anderen Tieren

Gleichgeschlechtliches Sexualverhalten kommt auch bei etlichen anderen Tieren wie beispielsweise Affen, Vögeln, Insekten und Reptilien vor. Bisher wurde solches Verhalten im Tierreich jedoch meist nur anhand einzelner Fallbeispiele beobachtet.

Die Wissenschaftler um Savolainen untersuchten das Besteigungsverhalten von 236 Affenmännchen. Sie fanden heraus, dass 72 Prozent der beobachteten Tiere ein derartiges Verhalten mit anderen Männchen vollzogen. Dahingegen interagierten 46 Prozent der Affenmännchen auf diese Weise mit Weibchen.

Mithilfe der Stammbaumdaten konnte das Team zeigen, dass das gleichgeschlechtliche Sexualverhalten zumindest zu einem kleinen Teil vererbbar ist. "Neben Befunden für Menschen ist dies die erste Studie, die für eine Tierart Hinweise findet, dass gleichgeschlechtliches Sexualverhalten eine erbliche Komponente hat", sagt Volker Sommer vom Institut für Anthropologie des University College London, der nicht an der Studie beteiligt war. "Das ging nur, weil die Kolonie auf Cayo Santiago seit Jahrzehnten beobachtet wird und über Jahrzehnte hinweg biologische Proben gesammelt und aufbewahrt wurden."

Fortpflanzungserfolg nicht beeinträchtigt

Obwohl bisher angenommen wurde, dass Homosexualität den Fortpflanzungserfolg eines Tieres reduziert, scheint das auf Cayo Santiago nicht der Fall zu sein. "Wir konnten beobachten, wie Männchen, die sich gegenseitig besteigen, sich auch öfter zu Gruppen zusammenschließen und sich in Konfliktsituationen unterstützen", schreiben die Wissenschaftler um Savolainen.

"Wenn sich männliche Makaken zusammenschließen und sich gegenseitig helfen, steigert das erwiesenermaßen ihren Fortpflanzungserfolg. Das könnte unter anderem erklären, wie gleichgeschlechtliches Sexualverhalten in dieser Rhesusaffen-Kolonie erhalten bleibt."

Homosexuelles Verhalten scheint Vorteile zu bringen

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Auch bei anderen Tierarten scheint homosexuelles Verhalten Vorteile mit sich zu bringen. Laut dem Experten Sommer, der seine Forschung insbesondere der Entwicklung des tierischen Sexualverhaltens widmet, würden gerade bisexuelle Tiere vom Sex mit beiden Geschlechtern profitieren - genau wie die Männchen in Savolainens Studie.

So fördert gleichgeschlechtliches Sexualverhalten den sozialen Kontakt unter Gruppenmitgliedern oder hilft Jungtieren sich auf den Sex mit andersgeschlechtlichen Artgenossen vorzubereiten.

Quelle: ntv.de, Luisa Heyer, dpa

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