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Krisentreffen fürs Olivenöl Überlebt die Olive den Klimawandel?

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Andalusien ist eine der wichtigen Anbauregionen in Spanien.

Andalusien ist eine der wichtigen Anbauregionen in Spanien.

(Foto: IMAGO/imagebroker)

In Spanien trifft sich erstmals die Olivenöl-Vereinigung - der Anlass ist ernst. Durch den Klimawandel brechen die Erntemengen ein. Zugleich explodieren die Preise. Experten suchen nach Auswegen, den Oliven-Anbau zu retten. Möglicherweise haben nicht alle Regionen eine Zukunft.

Die Folgen des Klimawandels für die Olivenbäume und Strategien gegen Trockenheit sind das Thema des Welt-Olivenöl-Kongresses in Madrid. "Der Klimawandel ist bereits Realität, und wir müssen uns anpassen", sagte zum Kongressauftakt Jaime Lillo, Generaldirektor der Internationalen Oliven-Vereinigung (IOC). Die weltweite Olivenölproduktion ist laut IOC von 3,4 Millionen Tonnen im Erntejahr 2021/2022 auf knapp 2,6 Millionen Tonnen 2022/2023 gesunken.

Im laufenden Jahr 2023/2024 rechnet die Vereinigung mit einem weiteren Rückgang auf nur noch 2,4 Millionen Tonnen. Der Preis ist entsprechend gestiegen, im laufenden Erntejahr bereits je nach Sorte um 50 bis 70 Prozent. In Spanien, das die Hälfte des weltweiten Verbrauchs produziert, haben sich die Preise seit 2021 verdreifacht. Allein im Mai betrug das Plus 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Ab Juli streicht die Regierung in Madrid deswegen die Mehrwertsteuer auf Olivenöl und nimmt es auf der Liste der Produkte der "lebensnotwendigen Güter". Das Land weist mit rund 14 Litern pro Jahr gemeinsam mit Griechenland den weltweit höchsten Pro-Kopf-Konsum auf. Die Maßnahme entlaste nicht nur die spanischen Verbraucher, sondern "stützt auch den Olivensektor und den Konsum eines für unser Land so wichtigen Produkts", sagte eine Regierungssprecherin. Zu den "lebensnotwendigen Gütern" gehören etwa Brot, Obst und Gemüse. Der Mehrwertsteuersatz liegt hier in der Regel bei vier Prozent - in Zeiten starker Inflation kann er auf null Prozent reduziert werden.

Vergleich mit Baukrise 2008

"Das hat es noch nie gegeben", sagte der Vorsitzende der spanischen Olivenbauern, Pedro Barato, zum Preisanstieg. Er verglich die Auswirkungen auf den Sektor mit den Auswirkungen der Finanzkrise 2008 auf die Bankenbranche. Barato mahnte, die Landwirte müssten sich "in immer komplexeren Szenarien" dem Klimawandel stellen. Keine einfache Aufgabe, denn aktuell stammen mehr als 90 Prozent des Olivenöls weltweit aus dem Mittelmeerraum. Diese Region erwärmt sich nach Angaben von Klimaforschern sehr viel schneller als im Durchschnitt.

IOC-Chef Lillo sagte, der Olivenbaum sei zwar eine der am besten an die Trockenheit angepasste Pflanze. "Aber bei extremer Trockenheit aktiviert er Schutzmechanismen und produziert keine Oliven mehr. Für Oliven braucht es ein Minimum an Wasser." Zu den in Madrid diskutierten Strategien gehören daher Bewässerungssysteme, die das Wasser "direkt zur Wurzel bringen", sodass es nicht an der Oberfläche verdunstet, wie Kostas Chartzoulakis vom griechischen Oliveninstitut sagte. Eine weitere Möglichkeit sind neue Züchtungen, die "dem Stress durch Wassermangel in wichtigen Zeiten" wie dem Frühjahr besser widerstehen können, wie Juan Antonio Polo betonte, Technologie-Experte der IOC.

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Eine dritte diskutierte Lösung wäre die radikalste: die Aufgabe des Olivenanbaus in bestimmten Regionen und "neue Plantagen" in Gegenden, wo bislang keine Olivenbäume wachsen. IOC-Präsident Lillo äußerte sich dennoch optimistisch: "Schritt für Schritt und dank internationaler Zusammenarbeit werden wir Lösungen finden", sagte er.

Zum Olivenöl-Kongress in Madrid, dem ersten überhaupt, haben sich bis Freitag rund 300 Teilnehmer versammelt. Die Internationale Oliven-Vereinigung gibt es schon seit 1956. Mitglieder sind Staaten, die Oliven oder Olivenöl herstellen.

Quelle: ntv.de, Valentin Bontemps, AFP

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