Wetterextreme in Down Under Australien so heiß wie nie zuvor
03.04.2025, 17:34 Uhr Artikel anhören
Stürme und Überschwemmungen: Australien war in den vergangenen zwölf Monaten so heiß wie nie zuvor.
(Foto: dpa)
Klimaforscher melden für die vergangenen zwölf Monate die stärkste Erwärmung in Australien seit Beginn der Wetterstatistik. Besonders verheerend sind allerdings die Begleiterscheinungen: Stürme beschädigen Strände und Städte. Eine Fläche so groß wie Schweden steht unter Wasser.
Australien hat die heißesten zwölf Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als einem Jahrhundert hinter sich. Zwischen Anfang April 2024 und Ende März 2025 lagen die Temperaturen 1,61 Grad über den Durchschnittswerten, wie der für die Regierung arbeitende Klimaforscher Simon Grainger mitteilte. Es handele sich um "deutlich höhere Temperaturen als alles, was wir jemals in den Aufzeichnungen gesehen haben".
Die hohen Temperaturen in den vergangenen zwölf Monaten in Australien waren begleitet von heftigen Überschwemmungen, tropischen Wirbelstürmen und massiver Korallenbleiche. Dabei handelt es sich um eine Stressreaktion infolge gestiegener Temperaturen, in Folge derer die Korallen ausbleichen und sogar absterben können. Der zuvor heißeste Zeitraum war Grainger zufolge 2019, als die Temperaturen 1,51 Grad Celsius über dem Durchschnitt lagen. Die nun gemessenen 1,61 Grad seien "ein ziemlich signifikanter Unterschied", sagte der Klimaforscher.
Verheerende Buschbrände und Stürme
Der Klimawandel beschäftigt viele Menschen in Australien, die die Folgen zunehmender Wetterextreme wie Starkregen, Überschwemmungen, verheerende Buschbrände und Stürme deutlich zu spüren bekommen.
Erst im März verursachte Sturmtief Alfred an der australischen Ostküste schwere Überschwemmungen. In der Millionenmetropole Brisbane fiel binnen zwei Stunden fast so viel Niederschlag wie sonst in einem kompletten Monat - Straßenzüge standen unter Wasser, von manchen Autos war nur noch die Dachkante zu sehen.
In der Region "Hervey Bay" gab es im März Rekord-Niederschläge - dort regnete es so stark wie zuletzt 1955. In manchen Gegenden von Queensland brachte die Woche mit Sturmtief Alfred mehr als 900 Liter Regen pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Berlin fallen üblicherweise etwa 580 Liter - und zwar pro Jahr. Hinzu kamen starke Böen von teils über 100 km/h. Hohe Wellen peitschten an Land - bei Touristen beliebte Sandstrände an der "Gold Coast" wurden zerstört.
Schlimmste Überschwemmungen seit 50 Jahren
Nach ungewöhnlich heftigen Regenfällen in der vergangenen Woche waren Flüsse in dem üblicherweise trockenen Queensland über die Ufer getreten - seit Tagen stehen im Outback des östlichen Bundesstaats riesige Gebiete unter Wasser. Nach Angaben der Regionalregierung sind rund 450.000 Quadratkilometer überflutet - eine Fläche so groß wie Schweden.
Nach Angaben der Behörden sind mehr als 100.000 Nutztiere durch die Fluten ertränkt oder weggeschwemmt worden - für Farmer und die Agrarindustrie ein enormer Verlust. Das derzeitige Hochwasser sei schlimmer als eine verheerende Flut im Jahr 1974, berichteten örtliche Medien. Besonders schlimm betroffen war der etwa 1100 Kilometer westlich von Brisbane gelegene Ort Thargomindah.
Monsterwellen an Stränden in Sydney
Nun haben riesige Wellen gepaart mit einer gewaltigen Springflut an berühmten Stränden der australischen Metropole Sydney Schäden verursacht. Betroffen war auch der weltberühmte "Bondi Beach", wo die Naturgewalten Glastüren in einem Surfclub zum Bersten brachten, wie der Sender ABC berichtete. Die Wellen an dem Strand erreichten demnach eine Höhe von fünfeinhalb Metern.
Auch der für seine vielen Surfspots bekannte "Cronulla Beach" im Süden der Großstadt ist schwer betroffen, hier wurde unter anderem die Strandpromenade beschädigt. In anderen Vororten von Sydney wurden Häuser überschwemmt und Straßen überflutet. Mehrere Strände wurden vorsichtshalber geschlossen.
"Das war das Schlimmste, was ich bisher erlebt habe", sagte eine Anwohnerin ABC. Die Wellen seien hüfthoch auf ihr Grundstück geströmt. "So hohe Wellen habe ich noch nie gesehen." Mehrere Gebäude mussten evakuiert werden. Manche Experten glauben, dass das Naturphänomen noch mit dem tropischen Zyklon Alfred in Zusammenhang steht.
Ein Spezialist für Küstenerosion des nationalen Meeresforschungsinstituts, Stephan Soule, sagte ABC, es werde einige Zeit brauchen, die Schäden zu reparieren. "Es wird eine Weile dauern, besonders angesichts der Sandmenge, die wir verloren haben." Bereits im März waren durch Sturmtief Alfred tonnenweise Sand weggespült und ganze Strandabschnitte in Klippen verwandelt worden.
Quelle: ntv.de, den/dpa/AFP