Was wirkt besser als Powernap? Wie sich Schlafdefizit optimal ausgleichen lässt
01.12.2023, 12:14 Uhr Artikel anhören
Schlafdefizite führen zur Beeinträchtigung der Aufmerksamkeitsspanne, des Urteilsvermögens und des emotionalen Zustands.
(Foto: IMAGO/Westend61)
Wer schlecht geschlafen hat, merkt das häufig schon am nächsten Tag. Konzentration und Durchhaltevermögen leiden. Doch statt einer kurzen Ruhepause sollte man etwas ganz anderes machen, wie Forschende mit einer aktuellen Untersuchung zeigen.
Menschen, die unter einem Schlafdefizit leiden, sollten statt eines Powernaps ein 20-minütiges körperliches Training mittlerer Intensität einlegen. So kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns selbst bei denjenigen, die einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Körper haben, trotz Schlafmangels aufrechterhalten werden. Das hat ein Forschungsteam um Joseph T. Costello von der University of Portsmouth herausgefunden.
Für die Untersuchung führten die Forschenden verschiedene Experimente mit verschiedenen Kombinationen von Stressfaktoren durch. Einmal wurden die Studienteilnehmenden in drei aufeinanderfolgenden Nächten mit teilweisem Schlafentzug konfrontiert, ein anderes Mal ließ man sie eine ganze Nacht lang gar nicht schlafen. Zudem wollten die Forschenden wissen, wie sich verschiedene Formen von Schlafentzug in Kombination mit sogenannter Hypoxie, also einem niedrigen Sauerstoffgehalt im Körper, auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Studienteilnehmenden auswirken und was ein 20-minütiges Training auf einem Heimtrainer diesbezüglich bringen kann.
Die Probanden und Probandinnen mussten nach dem jeweiligen Schlafentzug und beim Training verschiedene Tests absolvieren. Zudem sollten sie den Grad ihrer Müdigkeit und ihrer Stimmung einschätzen. Alle Werte wurden verglichen mit den Werten nach einer normalen Schlafmenge und mit einer normalen Sauerstoffmenge.
"Aus bestehenden Forschungsergebnissen wissen wir, dass Bewegung die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert oder aufrechterhält, selbst wenn der Sauerstoffgehalt reduziert ist. Dies ist jedoch die erste Studie, die darauf hindeutet, dass es auch die kognitive Leistungsfähigkeit nach vollständigem und teilweisem Schlafentzug und in Kombination mit Hypoxie verbessert, fasst Costello die Ergebnisse der Untersuchung laut Mitteilung der Universität zusammen.
Bewegung ist Medizin für Körper und Gehirn
"Die Ergebnisse tragen erheblich zu unserem Wissen über den Zusammenhang zwischen Bewegung und den untersuchten Stressfaktoren bei", sagt Costello. Sie untermauerten zudem die Botschaft, dass Bewegung Medizin für Körper und Gehirn sei.
Die Forschenden sind sich sicher, dass ihr Ergebnis allen helfen kann, die unter Schlafstörungen oder Sauerstoffmangel leiden, wie Kletterern und Skifahrern in Hochgebirgslagen, aber auch Eltern kleiner Kinder und Schichtarbeitern.
Sie weisen jedoch gleichzeitig darauf hin, dass die Studienteilnehmenden ausschließlich junge Menschen waren und dass die körperliche Belastung moderat sein sollte. "Wenn die Übung länger oder härter gewesen wäre, hätte sie möglicherweise die negativen Ergebnisse verstärkt und wäre selbst zu einem Stressfaktor geworden", sagt Costello.
Herausragend an der Arbeit ist, dass die Forschungsergebnisse die bisherige Annahme, dass Bewegung die Gehirnfunktion hauptsächlich durch Erhöhung des Sauerstoffgehalts steigere, erstmals infrage. Die Studienergebnisse deuten vielmehr darauf hin, dass neben der Sauerstoffsättigung eine Reihe anderer Faktoren an der kognitiven Leistungsfähigkeit beteiligt sind. Denkbar seien beispielsweise gehirnregulierende Hormone, die Durchblutung im Gehirn oder Veränderungen in der geistigen Erregung und Motivation. Das Forschungsteam, dessen Ergebnisse im Fachmagazin "Physiology & Behavior" veröffentlicht wurden, empfiehlt deshalb weitere Untersuchungen durchzuführen.
Quelle: ntv.de, jaz