Beeinflussbarer Risikofaktor? Tiefschlafverlust im Alter erhöht Demenz-Risiko
02.11.2023, 11:15 Uhr Artikel anhören
Ab 60 Jahren nimmt die Schlafqualität und die Dauer des Tiefschlafs allmählich ab.
(Foto: imago images / Panthermedia)
Die Qualität des Schlafes bestimmt, wie fit man am Tag ist. Doch was passiert langfristig, wenn sich der Schlaf und vor allem der Tiefschlafphase im Alter verkürzen? Forscher aus den USA liefern Antworten, die sie aus den Daten einer Langzeitstudie gewonnen haben.
Sinken mit zunehmendem Alter nur minimal die Tiefschlafphasen, dann erhöht sich das Demenz-Risiko. Das hat ein Forschungsteam um den Psychologen Matthew Pase vom Turner Institut der Monash University herausgefunden. Die Ergebnisse der Untersuchung, die im Fachjournal "JAMA Neurology" veröffentlicht wurden, legen außerdem nahe, dass auch der Erhalt beziehungsweise die Förderung von Tiefschlafphasen Demenz im Alter verhindern könnte.
Die Forschenden nutzten die Daten von insgesamt 167 Probanden und 179 Probandinnen der sogenannten Framingham Heart Study. Diese mussten zwei Studien zur Qualität ihres Nachtschlafes in den Zeiträumen von 1995 bis 1998 und 1998 bis 2002 absolvieren, wobei zwischen der ersten und der zweiten im Schnitt fünf Jahre lagen. Alle Personen, die in der Studie berücksichtigt wurden, waren über 60 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt bei der ersten Datenerhebung wird mit 69 angegeben. Im Anschluss daran wurden die Studienteilnehmenden bis 2018 auf Demenzsymptome hin beobachtet.
Geringer Tiefschlafverlust reicht aus
Die Daten deuten auf einen langsamen Schlafverlust mit zunehmendem Alter hin. In den 17 Jahren der Nachbeobachtungszeit gab es insgesamt 52 Fälle von Demenz. Die Analyse zeigte: Schon die Abnahme des Tiefschlafs pro Jahr um 1 Prozent erhöhte das Demenzrisiko um 27 Prozent. Dieser Wert wurde auch unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, genetischen Faktoren, Raucherstatus und Einnahme von verschiedenen Medikamenten aufrechterhalten.
"Bisher waren wir uns nicht sicher, welche Rolle der Tiefschlaf bei der Entstehung von Demenz spielt. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass langsamer Schlafverlust ein modifizierbarer Risikofaktor für Demenz sein könnte", fasst Pase laut einer Mitteilung der Monash University zusammen. Das Forschungsteam weist zudem darauf hin, dass auch die Umkehrung ihrer Ergebnisse denkbar ist: "Tiefschlaf unterstützt das alternde Gehirn in vielerlei Hinsicht. Wir wissen, dass Schlaf die Beseitigung von Stoffwechselabfällen aus dem Gehirn steigert, einschließlich der Beseitigung von Proteinen, die sich bei der Alzheimer-Krankheit ansammeln", wird Pase weiter zitiert.
Tiefschlaf gilt als traumlose und besonders erholsame Schlafphase. Zudem soll er sich positiv auf Gedächtnisleistungen auswirken. Die auch als Slow-Wave-Sleep, kurz SWS, bezeichnete Phase leitet sich vom Bild des Elektroenzephalogramms ab. Im Schlaf-EEG zeigt sich die elektrische Aktivitäten im Gehirn bei Tiefschlaf als langsame Wellen mit hoher Amplitude. Es wird vermutet, dass die Tiefschlafphase zwischen 70 und 90 Minuten dauert und sich in den ersten Nachtstunden einstellt.
Quelle: ntv.de, jaz