Facelift für den Kleinen von VW Der Polo will jetzt Golf spielen
29.01.2014, 10:52 Uhr
Äußerlich hat sich der VW Polo nur marginal verändert. Aber unter dem Blech gibt es einige Überraschungen.
Neu ist der VW Polo nicht, wenn er nach Ostern zu den Händlern kommt. Auch äußerlich hat sich nur wenig verändert. Aber bekanntlich kommt es ja auf die inneren Werte an. Und gerade die sind es, die den Kleinwagen in Richtung Kompakte schieben.
Wer "VW" denkt, ergänzt häufig "Golf". Kein Wunder, ist der Kompakte doch das erfolgreichste Modell der Wolfsburger. Aber auch der kleinere Polo gehört seit 1975 mit fast 14 Millionen verkauften Exemplaren zu den bestverkauften Modellen Europas. Die seit 2009 angebotene fünfte Generation des Kleinwagens hat Volkswagen jetzt gründlich überarbeitet.
Wenn das etwas großspurig "New Polo" genannte 4-Meter-Fahrzeug nach Ostern in den Handel kommt, werden zumindest von außen nur Experten die Unterschiede zum aktuellen Modell erkennen. Dafür hat VW technisch jede Menge verändert: es gibt neue Motoren, viele Assistenzsysteme und die Lenkung arbeitet jetzt elektromechanisch. Hinzu kommt die zur Lebensmitte einer Fahrzeuggeneration übliche Auffrischung innen wie außen. Angesichts des harten Wettbewerbs gerade in der Kleinwagen-Klasse lassen die Niedersachsen zumindest die Grundpreise des Polo unverändert. Gestartet wird bei 12.450 Euro, wobei der Antrieb dann der aus dem Up bekannte 1,0-Liter-Dreizylinder mit 60 PS ist. Er löst den 1,2-Liter mit ebenfalls drei Zylindern ab.
Üppiges Motorenangebot
Das Motorenangebot ist für diese Klasse umfangreich: Den kleinen Dreizylinder gibt es wie im Up auch mit 75 PS, beide mit indirekter Einspritzung. Aber auch die modernen TSI-Motoren sind im Angebot, wahlweise mit 90 PS oder 110 PS. Die 90-PS-Variante soll, ab Mitte des Jahres mit der Spritspartechnik Bluemotion ausgerüstet, mit 4,1 Litern Sprit auskommen, was 94 Gramm CO2 pro Kilometer entspricht. Doch VW setzt nicht nur auf Sparsamkeit. Im Laufe des Jahres soll eine GT-Version mit Zylinderabschaltung und 150 PS kommen und auch einen GTI wird es wieder geben, diesmal mit 192 PS, satte 12 Pferdestärken mehr als bisher.
Von den Dieseln gibt es ebenfalls Neues zu berichten: Gleich drei Varianten des 1,4-Liter-TDI mit drei Zylindern sind für den Polo erhältlich, sie leisten 75 PS, 90 PS und 105 PS, wobei die stärkste Version etwas später nachgeschoben wird. In der Bluemotion-Variante verbraucht der schwächste Diesel nach VW-Angaben 3,2 Liter (88 Gramm CO2) auf 100 Kilometer.
"Wir wollen unser Motorenspektrum weiterhin in Richtung Downsizing erweitern", gibt Markenvorstand Heinz-Jacob Neusser die Richtung vor. Das gilt vor allem für die Benziner, die mit Turbounterstützung und teilweise sogar mit Zylinderabschaltung aufwarten. Bei den weiteren technischen Verbesserungen schaute VW ebenfalls in die höhere Klasse, also zum Golf. Von dem erhält der ohnehin schon sehr erwachsen wirkende Kleinwagen eine Vielzahl von Assistenzsystemen, wie Umfeldbeobachtung, automatische Distanzregelung oder Notbremsfunktion, aber auch die elektromechanische Lenkung und elektronisch regelnde Dämpfer.
iPhone bei Infotainment ausgeschlossen
Völlig neu im Polo sind die Infotainmentsysteme. Auch hier hat der kleine Wolfsburger auf Wunsch jetzt all das an Bord, was seinen großen Bruder Golf auszeichnet, inklusive Bluetooth-Audiostreaming, DAB+ und die Einbindung spezieller Smartphone-Apps über den Touchscreen, was allerdings ausgerechnet nicht für das iPhone funktioniert. Auch wenn natürlich fast alles, was neu, stark oder schön ist, Aufpreis kostet, ist der Polo insgesamt außen erwachsener, innen frischer und insgesamt wertiger geworden. Der Polo hebt sich damit von den meisten Wettbewerbern in dieser Klasse ab, die nicht selten auf kurzlebige optische Effekte setzen und es in Sachen neue Technologien eher langsam angehen lassen.
Der überarbeitete Polo ist dagegen wie nie zuvor zum kleinen Golf geworden. Ob er sich auch annähernd so fährt, wird man erst zu einem späteren Zeitpunkt ausprobieren können. Die theoretische Rezeptur stimmt auf jeden Fall schon mal: optische Zurückhaltung, saubere Verarbeitung, Technik aus der Mittelklasse und eine breite Motorenauswahl sollten zumindest jene Kunden überzeugen, die auf ein paar Hunderter mehr oder weniger bei der Anschaffung nicht achten müssen. Das müssten nach VW-Rechnung gar nicht so wenige sein, denn Neusser hat ein hohes Ziel gesteckt: "In Europa liegt der Polo in seiner Klasse derzeit auf Rang zwei – wir wollen mit dem neuen Modell Nummer eins werden."
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x