Politik

Kroatien: EU-Papier wertlos Bulgarien droht mit Grenzschließung

Die Grenze zwischen Kroatien und Slowenien überqueren Nacht für Nacht Tausende.

Die Grenze zwischen Kroatien und Slowenien überqueren Nacht für Nacht Tausende.

(Foto: imago/Pixsell)

Durch den nicht abreißenden Flüchtlingszustrom werden einzelne Dörfer in Osteuropa überrannt. Nun drohen weitere Länder mit Grenzzschließungen. Vom EU-Gipfel erwarten sie nichts.

Die Not der Flüchtlinge nimmt kein Ende: Zu Tausenden strömten die Menschen auch zu Beginn des Wochenendes über die Balkanroute in Richtung Österreich und Deutschland. Allein über das kleine Grenzdorf Rigonce im Osten Sloweniens mit nur 170 Einwohnern seien innerhalb von nur zwei Tagen rund 13.000 Menschen aus Kroatien eingereist, meldete die slowenische Nachrichtenagentur STA. Angesichts wachsender Sorgen vor einer Eskalation der Lage werden inzwischen die Rufe nach neuen Grenzzäunen in Europa lauter.

Bulgarien, Rumänien und Serbien drohten mit der Schließung ihrer Grenzen für Flüchtlinge. Die drei Staaten würden ihre Grenzen abriegeln, sollten Deutschland, Österreich oder andere Staaten dies tun, sagte der bulgarische Regierungschef Boiko Borissow. "Wir werden unsere Völker nicht zur Pufferzone für die Flüchtlingsströme werden lassen, die zwischen der Türkei und den bereits errichteten Zäunen bleiben werden", betonte der bürgerliche Regierungschef Bulgariens mit Blick auf den ungarischen Grenzzaun. Bulgarien hatte bereits seit 2014 eine 30 Kilometer lange Grenzanlage auf einem Teil seiner Grenze zur Türkei errichtet.

Übernachten im Freien

Knapp 4000 Flüchtlinge warteten in der slowenischen Gemeinde Sentilj an der Grenze zu Österreich noch auf ihre Weiterreise gen Norden. Viele wollen nach Deutschland. Auf der österreichischen Seite der Grenze sah es ähnlich aus. 3000 Flüchtlinge übernachteten nach Polizeiangaben am Übergang Spielfeld in einem provisorischen Lager. Einige Flüchtlinge campierten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt dennoch im Freien, offenbar aus Sorge, sonst erst später weiterzukommen.

Die bayerische Polizei sieht einem möglichen Anstieg der Flüchtlingszahlen in den nächsten Tagen gelassen entgegen. An der deutsch-österreichischen Grenze in Freyung ergreift sie jedenfalls keine besonderen Maßnahmen zur Vorbereitung. Ein Sprecher sagte, in den vergangenen Tagen seien täglich 3000 Migranten eingetroffen, in der Woche zuvor bis zu 6000. Man sei deshalb ohnehin auf hohe Zahlen eingestellt.

Kroatien reist ohne Hoffnung nach Brüssel

Die Hoffnungen der Balkanstaaten richteten sich auf ein Sondertreffen mehrerer EU-Staats- und Regierungschefs zur Bewältigung der Krise am Sonntag in Brüssel. Zur Vorbereitung hatte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker einen 16-Punkte-Plan verschickt. Das Treffen soll aus Sicht der EU-Kommission zu einem besseren Austausch der Länder entlang der Flüchtlingsroute über den westlichen Balkan führen.

Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic dämpfte aber die Erwartungen an das Krisentreffen. Mit Blick auf die Konferenzpapiere sagte er: "Wer das geschrieben hat, versteht die Lage überhaupt nicht." Kroatien werde Flüchtlinge nicht über längere Zeit aufnehmen, statt sie wie bisher an Slowenien weiterzureichen. Er werde bei dem Treffen "keinerlei Verpflichtungen für Kroatien übernehmen". Vordringlich müsse die EU-Außengrenze in Griechenland gesichert werden.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP

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