Ein Finale wie gemalt Warum Barça mehr als Messi ist
07.06.2015, 09:07 Uhr
Seine Dekade: Zum vierten Mal innerhalb von zehn Jahren gewinnt der FC Barcelona die Champions League. Lionel Messi war stets mit dabei.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es gibt schlechtere Endspiele um die Champions League als das des FC Barcelona gegen Juventus Turin. Gerade weil zwei konträre Auffassungen von Fußball sich begegnen. Und weil Lionel Messi nicht alles alleine entscheidet.
Hinterher waren sich alle einig: Es war ein Spektakel. Luis Enrique, der Trainer des FC Barcelona, des neuen Gewinners der Champions League, sagte das. Und Massimiliano Allegri, der Trainer von Juventus Turin, des Verlierers, sagte es auch. Und die 70.500 Zuschauer im ausverkauften Berliner Olympiastadion machten am Samstagabend ebenfalls den Eindruck, als habe ihnen dieses Fußballspiel gefallen. Und in der Tat ließ Barças 3:1 (1:0)-Sieg kaum Wünsche offen. Aber wie gut war dieses Finale wirklich?

Auch wenn man im Moment der Niederlage nicht dran denkt: Die Turiner können erhobenen Hauptes vom Berliner Platz gehen.
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Nun, besser als das, was die Zuschauer sonst im Olympiastadion zu sehen bekommen. Aber das ist natürlich nicht der Maßstab, selbst die Anhänger der Berliner Hertha dürften das so sehen. Die Frage ist, ob zu einem ganz großen Finale ein etwas besseres Juve gefehlt hat. Die Antwort lautet: eher nicht. Natürlich wäre alles noch viel dramatischer gewesen, hätten die Turiner nach dem 1:2 noch ausgeglichen. Ansonsten aber war es gerade der Antagonismus dieser zwei völlig unterschiedlichen Arten, Fußball zu spielen, der diesen Samstagabend in Berlin zu einem besonderen machte.
Auf der einen Seite der FC Barcelona mit Neymar, Luis Suárez und Lionel Messi, dem Sturm der Träume; mit seinem unbedingten Willen zum Ballbesitz, zur Dominanz; mit seiner Kombinationssicherheit und der Freude am schönen Spiel. Und auf der anderen Seite Juventus Turin, wie Barça Meister und Pokalsieger seines Landes, mit den Altmeistern Gianluigi Buffon, dem Torwart, und Andrea Pirlo im Mittelfeld; mit dem französischen Jungstar Paul Pogba und dem chilenischen Kämpfer Arturo Vidal; mit seinem Konterspiel, seinen Pressingattacken und seiner Härte; mit seiner Zielstrebigkeit und seiner taktischen Cleverness. Sagen wir es so: ein Finale wie gemalt. Und gewonnen hat: der FC Barcelona. Nicht, weil Juve schlecht war, sondern Barça so gut.
Messi etwas enttäuschend?
Damit sind wir bei Lionel Messi. Etwas enttäuschend sei der Auftritt des Argentiniers gewesen, hieß es auf der Pressetribüne. Schließlich habe er ja kein Tor geschossen. Stimmt, hat er nicht. Alleine das ist eine Meldung wert. Aber etwas enttäuschend? Das ist dann wohl eine Frage des Maßstabs. Andere lassen sich ein halbes Leben dafür abfeiern, wenn sie in einem Finale der Königsklasse einen Treffer vorbereiten. Messi macht es einfach.
Für den Gegner muss das frustrierend sein. Jeder weiß, dass er irgendwann kommt, und doch ist es nicht zu verhindern. So wie in der 68. Minute, als er im Mittelfeld den Ball bekam. Und dann lief dieser kleine Mann, der mit seiner schnittigen Frisur an den Protagonisten der Fernsehserie "Alf" erinnert, in Trippelschritten geschwind gen gegnerisches Tor. Seinen Schuss wehrte Buffon zwar doch ab, doch Suaréz kümmerte sich um den Abpraller – waren ja nur noch sieben Meter bis zum Tor. Jedenfalls stand es danach 2:1 für Barcelona.
Das war jetzt nicht Messis größtes Glanzstück. Aber gut war es schon. Und letztlich entscheidend. Er hatte dafür gesorgt, dass die Katalanen genau dann ein Tor erzielten, als sie es mussten. Ganz abgesehen davon hatte der zurzeit beste Fußballer der Welt auch beim 1:0 durch den Kroaten Ivan Rakitic nach vier Minuten seine Füße im Spiel. Oder besser: vorher. Messi war es, der nach 200 Sekunden den Ball in feiner Manier aus dem Mittelfeld auf die linke Seite zu Jordi Alba beförderte. Der spielte ihn weiter zu Neymar, weiter ging’s zu Andrés Iniesta, Rakitic - Tor.
Viermal hat der FC Barcelona nun die Champions League gewonnen. Und viermal dabei war - Lionel Messi. Dass er im Endspiel zu Berlin nicht selbst getroffen hat, ist kein Makel, sondern vielmehr ein Beweis, dass dieses Barça mehr ist als sein argentinischer Superstar. Und wenn Trainer Enrique hinterher sagte: "Er ist sicherlich der Spieler, der am meisten herausragt", ist das kein Widerspruch. Dass Messi dieses Spiel nicht alleine prägte, zeigt vielmehr, wie gut Barça ist - und wie gut diese Partie war.
Quelle: ntv.de