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Von "Buckel" bis "Badewanne" 85 Jahre Ford in Deutschland

Ford Taunus, 1970

Ford Taunus, 1970

(Foto: autodrom Archiv/SP-X Archiv)

Vom T-Modell über den Taunus bis hin zum Mondeo: Die Geschichte des amerkanischen Autobauers Ford in Deutschland ist geprägt von Höhen und Tiefen.

Bereits das dritte große Jubiläum innerhalb gut eines halben Jahres kann Ford Deutschland in diesen Tagen zelebrieren. Im Oktober 1930 legte Henry Ford persönlich den Grundstein für das Werk in Köln-Niehl, genau fünf Jahre nach dem Deutschlandstart in einer angemieteten Halle am Berliner Westhafen. Dort wurde zunächst das legendäre Ford T-Modell montiert – aus vorgefertigten Teilen, die per Schiff aus den USA kamen. Die ganz große Erfolgsgeschichte konnte aber erst 1931 mit eigenen Produktionsanlagen im neu errichteten Kölner Werk beginnen.

Ford Taunus, "Buckel", 1939

Ford Taunus, "Buckel", 1939

(Foto: Ford Werke AG, Koeln)

Die erste Kölner Eigenentwicklung wurde 1939 unter dem Namen Taunus lanciert – in modischer zweitüriger Form mit hinten stark abfallender Dachlinie. Als nach kriegsbedingter Rüstungsproduktion und Zerstörung vieler Werksanlagen die Fließbänder im November 1948 wieder anliefen, nannte der Volksmund den nur leicht überarbeiteten Vorkriegs-Taunus schon bald spöttisch "Buckel". Die neue Pontonform ließ die modische Fastbacklinie ebenso wie die traditionelle Rahmenbauweise hoffnungslos veralten, ein Schicksal, dem sich in Europa nur der Volvo PV 444/544 und der Volkswagen Käfer längerfristig erfolgreich widersetzen konnten.

"Linie der Vernunft"

Ford Taunus 12M, 1952

Ford Taunus 12M, 1952

(Foto: Ford-Werke GmbH, Köln)

Am 4. Januar 1952 zogen die Ford Werke mit dem ersten eigenen Pontonmodell nach: Dem legendären Taunus 12 M, mit einem "M" für Meisterstück. Der neue 12 M eröffnete die zwanzig Jahre währende Ära der Ford-M-Modelle und den Kampf mit Opel um Platz zwei in der deutschen Verkaufsstatistik hinter Volkswagen. Schon der erste 12 M mit markanter Weltkugel im Grill setzte den damaligen Opel Olympia heftig unter Druck. Die sogenannte "Linie der Vernunft" von 1960, der 17 M mit aerodynamischer Karosserie, schaffte es sogar kurzzeitig auf Platz eins in der Mittelklasse. Dank dieser vom Volksmund liebevoll "Badewanne" genannten Modellfamilie avancierte Ford Deutschland zu einem der volumenstärksten europäischen Vollsortimenter. Weitere Meilensteine setzten die M-Modelle mit der Einführung von Vorderradantrieb und V-Motoren (12 M "Cardinal" von 1962), luxuriösen V6-Motoren in der erschwinglichen Mittelklasse (20 M von 1964), den ersten fünftürigen Kombis aus deutscher Produktion (17 M und 20 M von 1964), dem ersten Hardtop-Mittelklasse-Coupé (20 M, 1965) und Versuchsfahrzeugen mit Fahrer- und Beifahrerairbags (20 M, 1970).

Ford Taunus 17M, 1957

Ford Taunus 17M, 1957

(Foto: Ford Werke AG, Koeln)

Um 1970 schien das Wachstum für Ford Deutschland fast grenzenlos. Neue Werke in Genk/Belgien und in Saarlouis erweiterten die Produktionskapazitäten und die ersten gemeinsam mit Ford Großbritannien entwickelten Modellreihen Transit (1965), Escort (1968), Capri (1969), Taunus (1970) und Consul/Granada (1972) sorgten für bis zu 15 Prozent Inlandsmarktanteil und einen vorderen Platz unter den größten europäischen Herstellern. Es ging steil nach oben - bis Qualitätsprobleme und die erste Ölkrise von 1973/74 für einen heftigen Einbruch sorgten.

Qualitäts- und Ausstattungsoffensive

Zusätzlich traf die Kölner der erfolgreiche Neustart der Wolfsburger Konkurrenz. Polo, Golf, Passat und Scirocco sorgten für Furore mit Frontantrieb und schicken Schrägheckkonzepten mit Heckklappe. Ford reagierte auf den jähen Absatzabsturz mit einer bis dahin noch nicht da gewesenen Qualitäts- und Ausstattungsoffensive. Als erster deutscher Hersteller gewährte Ford ein Jahr Garantie ohne Kilometerbegrenzung (1976), dazu kamen ein erster Garantie-Schutzbrief (1981), sechs Jahre Durchrostungsgarantie (1982), eine Offensive mit preiswerten Sondermodellen (ab 1973), eine umfassende und erschwingliche Sechszylinderpalette (ab 1975) sowie neue Erfolgsmodelle wie der Kleinwagen Fiesta (1976), der erste Escort mit Frontantrieb (1980) sowie der stromlinienförmige Sierra (1982).

Ford Fiesta, 1976

Ford Fiesta, 1976

(Foto: Ford Werke AG, Koeln)

Der Sierra stand zugleich für den Aufbruch in eine neue Ära. Ford strebte mit avantgardistischen Fünftürern in eine europäische Zukunft. Fortan unterschieden sich die Programme von Ford Deutschland und Ford Großbritannien nur noch in Ausstattungsdetails. Offiziell wurde Köln zwar erst 1998 Sitz von Ford Europa, aber schon mit dem Sierra mussten sich die Briten vorläufig von ihrer traditionellen Vorliebe für das Stufenheck verabschieden. Auch der Nachfolger des bisherigen Granada, der neue Scorpio, präsentierte sich als so futuristische fünftürige Limousine, dass er den begehrten Titel "Auto des Jahres" gewann. Weniger leicht fiel es Ford dagegen, die große Zahl der Kombikunden zu halten, die bis 1992 auf einen Nachfolger des großen Granada Turnier warten mussten.

Mondeo durchbricht Schallmauer

Ford England wiederum setzte auf die Kraft des traditionellen Namens: Auf der Insel firmierte der Scorpio weiter als Granada – und errang mit der 1990 nachgeschobenen Stufenheckversion wenigstens späte Achtungserfolge. Fehler in der Modellpolitik, die Ford erst beim 1993 lancierten Mondeo vermeiden konnte. Mit diesem Weltauto durchbrach Ford Deutschland sechs Jahre später erstmals die Produktionsschallmauer von einer Millionen Einheiten im Jahr.

Ford Sierra, 1982

Ford Sierra, 1982

(Foto: autodrom Archiv/SP-X Archiv)

Auch für die amerikanische Konzernmutter gewann der Standort Deutschland nun immer größere Bedeutung. So wurde das Ford Forschungszentrum (FFA) für künftige Antriebe und Techniken in Aachen angesiedelt, der Kleinwagen Ka kündete 1996 von Köln aus vom New-Edge-Design und der Focus stand 1998 für die weltweite Rückeroberung verlorener Anteile in der Kompaktklasse. 2006 präsentierten S-Max und Galaxy die Formensprache des sogenannten "Kinetic Design". Mit den scheinbar bewegungsgeladenen kinetischen Konturen sorgten die Großraumlimousinen für eine Wiederbelebung des bereits tot geglaubten Segments der Maxivans. Gerade gehen die unter der Federführung von Ford Deutschland entwickelten Neuauflagen von Focus und Grand C-Max auch daran, den amerikanischen Markt zu erobern. Weitere Jubiläen sind daher wohl sicher.

Quelle: ntv.de, sp-x

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