Auto

Airbag als Thema von gestern Die Zukunft der Fahrsicherheit

Auf Deutschlands Straßen sterben immer weniger Menschen. Ein Grund sind die immer sicherer werdenden Wagen. Alle Autobauer beschäftigen sich mit Unfalldaten, einige haben auch eine eigene Unfallforschung.

Einige Autobauer haben eine eigene Unfallforschung.

Einige Autobauer haben eine eigene Unfallforschung.

Bei Volkswagen leitet Robert Zobel die Unfallforschung für den Konzern. "Die Sicherheit hat sich seit 1995 verdoppelt", meint er. Um den Ingenieuren und Entwicklern richtige Hinweise geben zu können, werten Zobel und seine Leute die Daten von Unfällen aus ganz Niedersachsen aus - und sammeln Informationen direkt an der Unfallstelle.

"Um die Entwicklungszeit für neue Modelle zu beschleunigen, werten wir seit elf Jahren selbst Unfälle aus", berichtet Zobel. Eine enge Zusammenarbeit mit der Polizei sei dafür Voraussetzung. Die Beamten informieren VW seitdem über alle Unfälle, in denen ein VW aus der aktuellen Produktion verwickelt ist, mindestens eine Person verletzt oder der Airbag ausgelöst wurde. "Im Schnitt werden wir dreimal pro Woche angerufen", berichtet Zobel. Wenn möglich fahren Zobels Leute mit einem Spezialfahrzeug unmittelbar an den Unfallort. "Mit einem 3D-Laserscanner können wir in wenigen Minuten die Situation dreidimensional erfassen."

Passive Sicherheitsstandards ausgereizt

"Sicherheitsgurte und Airbags sind für uns die Themen von gestern, die sogenannten passiven Sicherheitsstandards sind ausgereizt", sagt Zobel. Auf der Liste der Entwickler stehen Fahrer-Assistenzsysteme wie ESP ganz oben auf der Liste. "Sie kommen zu Hause an und wissen gar nicht, dass ESP gearbeitet hat", erläutert Zobel. ESP merkt zum Beispiel, wenn ein Fahrzeug ein wenig aus der Spur kommt, korrigiert dies sofort mit einem kaum merkbaren Bremseingriff und verhindert so laut Zobel zum Beispiel 80 Prozent aller Schleuderunfälle.

Um sinnvolle technische Systeme zur Nachtsicht oder zur Abstands- und Spurassistenz zu entwickeln, muss das typische Verhalten des Autofahrers in kritischen Situationen bekannt sein. Deshalb werden die Unfallopfer später von Psychologen befragt. "Natürlich ist das freiwillig. Die Person ist Herr des Verfahrens, wer nicht will, der will nicht", stellt Zobel klar. "Die meisten Autofahrer stimmen zu, sie haben großes Verständnis und sehen auch den Nutzen. Wenn jemand der Datenaufnahme widerspricht, werden bereits erhobene sofort gelöscht". Alle Daten würden im Laufe der Auswertung ohnehin anonymisiert werden.

Verantwortung immer beim Fahrer

Im Kreis Peine profitiert die Polizei unmittelbar von der Arbeit der VW-Unfallforscher. Dort gibt es seit einigen Jahren das Projekt "Baumunfälle", seit 2008 ist VW mit dabei. Polizeisprecher Stefan Rinke berichtet: "Wir bekommen wertvolle Tipps für die Unfallvermeidung." Bei einer scharfen Kurve, in der immer wieder vor allem junge Fahrer verunglückten, habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass das Warnschild kaum wahrgenommen wurde. Nun mahnen viele Schilder Vorsicht an. "Eine Kurve richtig einzuschätzen, ist für junge Fahrer schwer", weiß Zobel.

Der Ingenieur stellt sich die Zukunft des Autofahrens allerdings noch ganz anders vor. "Assistenz-Systeme erkennen schon heute die Fahrbahnmarkierungen, in Zukunft werden sie auch bei nicht markierten Straßen den Verlauf erkennen und mit einer angepassten Geschwindigkeit den Fahrer unterstützen." Die Verantwortung werde aber in absehbarer Zeit immer beim Fahrer liegen.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen