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Spannung nur für die Show Elektroautos noch Zukunftsmusik

Bei Kunden entstehe ein falscher Eindruck von der Umsetzbarkeit der Elektro-Technologie, kritisieren Experten.

Bei Kunden entstehe ein falscher Eindruck von der Umsetzbarkeit der Elektro-Technologie, kritisieren Experten.

(Foto: AP)

Die Innovationen bei Elektrofahrzeugen stehen auf der IAA im Mittelpunkt. Mit spektakulären Vorstellungen und Studien weckten die Hersteller jedoch falsche Erwartungen, meinen Experten.

Fahren mit Strom gilt derzeit als die wohl aussichtsreichste Lösung dringender Mobilitätsprobleme. Elektroautos verpesten keine Luft, lassen sich ressourcenschonend betreiben und haben somit auch keine Image-Krise wie ihre Pendants mit Verbrennungsmotor. Bleibt nur ein Problem: Es gibt sie noch nicht zu kaufen. Daran ändern auch die vielen Elektro-Neuheiten der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt nichts. Denn was immer auch die Hersteller und Zulieferer auf der weltgrößten Automobilmesse ins Rampenlicht rollen werden - ein strombetriebenes Serienauto wird noch nicht darunter sein.

Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) in Frankfurt als Messeausrichter stehen die Innovationen bei Elektrofahrzeugen auf dieser IAA "im Mittelpunkt". Mehr als 20 Firmen seien im Elektro-Bereich präsent, so der Verband. Auch etliche Zulieferunternehmen wollten ihre Elektro-Neuheiten auf der IAA vorstellen. Die zunehmende Bedeutung der Elektromobilität sei auf der Messe "klar erkennbar".

Skepsis trotz spektakulärer Ausstellungsstücke

Zu den spektakulärsten Ausstellungsstücken mit Elektroantrieb dürfte eine stromgetriebene Variante des neuen Flügeltürers SLS der Mercedes-Tochter AMG gehören. Auch Audi will dem Vernehmen nach einen Stromsportwagen enthüllen. Dazu kommen etliche Studien und Forschungsfahrzeuge, und auch Ideen zum Ausbau einer Infrastruktur von Ladestationen werden auf der Messe in Frankfurt vorgestellt.

Ein weiterer wichtiger Punkt wird bei der Diskussion um die Elektromobilität oft vergessen: Serienautos würden für die meisten Menschen zu teuer sein.

Ein weiterer wichtiger Punkt wird bei der Diskussion um die Elektromobilität oft vergessen: Serienautos würden für die meisten Menschen zu teuer sein.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Dennoch bleiben Branchenexperten skeptisch, was die Botschaft des IAA-Trends für Verbraucher anbelangt. "Das Thema Elektromobilität hat auf der IAA in diesem Jahr 0,05 Prozent Verbraucherrelevanz", unkt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Berlin. Was die Hersteller vorstellten, sei schön und nett - nur zu kaufen werde es die Studien und Prototypen in diesem und wohl auch im nächsten Jahr noch nicht geben. Da weckten die Hersteller falsche Erwartungen. "Die deutsche Autoindustrie brennt derzeit ein Feuerwerk zu Elektroautos ab. Dabei bietet sie kein einziges elektrisch betriebenes Serienauto an", kritisiert Lottsiepen.

Falsche Eindrücke

Auch Automobilexperte Bernhard Ebel vom Beratungsunternehmen Simon-Kucher & Partner in Bonn dämpft angesichts des "Hypes" zu große Erwartungen. Bis die Elektromobilität flächendeckend Realität wird "und wir als Verbraucher die Autos kaufen können, gehen sicher noch fünf bis zehn Jahre ins Land." Da aber jeder Hersteller jeden erreichten Entwicklungsschritt öffentlich verkünde, entstehe bei Kunden ein anderer Eindruck von der Umsetzbarkeit der Technologie, so Ebel. Schneller dürfte die Industrie jedoch mit dem Ausbau ihrer Hybrid-Modellpalette und der Markteinführung von Elektro-Autos mit einem Verbrennungsmotor als Reichweiten-Verlängerer an Bord sein.

Hinzu kommt, dass Prestigeprojekte wie der Elektro-SLS zwar zur Erzeugung von Aufmerksamkeit auf einer Automesse geeignet sein mögen. Auf dem Weg zur Elektromobilität sind sie jedoch nach Überzeugung des VCD der falsche Ansatz: "Das Elektroauto hat keine Zukunft als klassische Rennreiselimousine, sondern am ehesten als Leichtbau-Stadtauto, das in Fahrzeugflotten unterwegs ist", sagt Gerd Lottsiepen. Auch bei den Elektroautos, die jetzt in Flottenversuchen der Hersteller und Stromkonzerne in deutschen Großstädten unterwegs sind - etwa der Elektro-Smart und der Mini E von BMW -, handele es sich um umgerüstete Benziner und nicht um wirkliche Neuentwicklungen.

Eine Kostenfrage

Zudem wird ein weiterer wichtiger Punkt bei der Diskussion um die Elektromobilität häufig vergessen: Selbst wenn es bereits erste Serienautos zu kaufen gäbe, würden sie für die meisten Menschen noch unerschwinglich sein. Der VCD schätzt, dass Elektrofahrzeuge aufgrund der kostspieligen Batterietechnologie in den ersten Produktionsjahren 10.000 bis 20.000 Euro teurer sein werden als vergleichbare Benziner.

Daher dürften sich auch die Zulassungszahlen vorerst noch in überschaubaren Grenzen halten. Schätzungen gingen von 1 bis 2,5 Millionen Elektrofahrzeugen bis zum Jahr 2020 aus, sagt Lottsiepen. Und darin sind bereits die sogenannten Plug-in-Hybride enthalten, also Autos mit Verbrennungs- und Elektroantrieb, die an der Steckdose geladen werden können. Das sind nach VCD-Angaben nicht einmal fünf Prozent des Fahrzeugbestands in der Bundesrepublik.

Die Hersteller sind sich dieser Umstände durchaus bewusst - auch wenn sie das im Zusammenhang mit ihren IAA-Neuheiten nicht an die große Glocke hängen. So heißt es in einer Erklärung von VDA, Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) und Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): "Aus heutiger Sicht werden Verbrennungsmotoren die Mobilität noch für eine lange Übergangsphase gewährleisten."

Quelle: ntv.de, Felix Rehwald, dpa

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