Super-Chips im Auto Sportwagen auf Knopfdruck
26.03.2004, 10:00 UhrGeht es nach dem Willen der Hersteller, müssen Autofahrer nicht mehr den Wagen wechseln, wenn sich der Einsatzzweck ändert. Derzeit entstehen nicht nur jede Menge so genannter Crossover-Konzepte, die Eigenschaften verschiedener Fahrzeugtypen vereinen.
Im Windschatten dieser "Gelände-Kombi-Van-Limousinen" werden auch Autos entwickelt, die ihren Charakter auf Knopfdruck wechseln und sich in Sekunden etwa vom biederen Familienauto in eine "giftige Rennsemmel" verwandeln. Während sich früher allenfalls die Härte der Dämpfer verstellen ließ, bietet die Technik heute weitaus mehr Wandlungsmöglichkeiten.
Das jüngste Beispiel dafür liefert der neue Opel Astra. Ihn gibt es nach Angaben des Herstellers in Rüsselsheim gegen Aufpreis mit einem speziellen Dynamik-Paket, das in die Elektronik des Fahrzeugs eingreift. Wer per "SportSwitch" - einem unauffälligen Schalter in der Mittelkonsole - in den Modus für ambitionierte Fahrer wechselt, verändert damit unter anderem die Einstellung der elektronischen Dämpferregelung und sorgt so für eine härtere Straßenlage. "Wir haben im Sport-Modus darüber hinaus auch die Servo-Unterstützung der Lenkung, das Ansprechverhalten des Gaspedals und die Schaltpunkte der Automatikgetriebe variiert", sagt Pressesprecher Patrick Munsch.
Das Ergebnis ist nach seinen Worten "mehr Fahrspaß auf Knopfdruck". Denn während der Astra in der normalen Einstellung auf eine minimale Beschleunigung des Ausbaus für ruhiges Gleiten ausgelegt sei, verschiebe sich die Priorität im Sportmodus von Komfort in Richtung Dynamik und Stabilität.
Noch weiter geht Ford mit der im September auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt/Main enthüllten Studie Visos. Bei dem Konzeptfahrzeug begnügten sich die Entwickler nicht mit dem Eingriff in Motor- und Getriebesteuerung sowie Fahrwerksabstimmung. Weil bei einem Prototypen die Chancen auf eine technische Realisierbarkeit in der Serie vernachlässigt werden können, zeigt sich dort der Charakterwandel sogar in Form und Farbe, wenn der Schalter für den "Sport-Mode" gedrückt wird: "Dann fährt vorn ein Frontspoiler aus, während am Heck ein Diffusor und ein zweiter Spoiler erscheinen", sagt Chris Hamilton, der für das Außendesign verantwortlich ist.
Im Innenraum des Visos wird bei sportlicher Fahrt automatisch die Beleuchtung des Cockpits heller und akzentuierter. Die Vordersitze blasen sich für mehr Seitenhalt auf, das Lenkrad rückt näher an den Fahrer, die Instrumente zeigen wichtige Motor- und Betriebsdaten, und aus der Mittelkonsole taucht wie das Persikop eines U-Boots der Schalthebel für sequenzielle Gangwechsel auf. "Wenn Sie in den Comfort Mode zurückschalten, wird die Illumination wieder weicher, die Sitzposition bequemer", sagt Innenraumdesigner Paul Campbell.
Doch gefragt ist der Charakter auf Knopfdruck nicht nur bei verkappten Sportlern. Auch abseits befestigter Straßen kann die Elektronik Sicherheit und Komfort erhöhen. Deshalb hat zum Beispiel Land Rover die "Terrain Response" entwickelt. Das System, das zum ersten Mal in der Detroit-Studie Range Stormer gezeigt wurde und nach Angaben der Presseabteilung in Schwalbach (Hessen) noch in diesem Jahr im neuen Discovery in Serie geht, reagiert mit dem Netzwerk auf unterschiedliche Fahrbahnbeläge.
Automatisch - oder auf Knopfdruck - wechselt der Geländewagen zu den jeweils idealen Einstellungen für schnelle Autobahnfahrten, Wüstenstrecken, Schotterpisten oder Graspassagen. Insgesamt stehen nach Herstellerangaben sieben verschiedene Modi zur Wahl, die allesamt weit mehr beeinflussen als die Luftfederung. So wirkt sich die "Terrain Response" auch auf die Motor- und Getriebesteuerung, die Einstellung der Differentiale, die Regelung von ESP sowie auf das ABS und die Bremsen aus. "Damit", so Land Rover-Chef Mathew Taylor, "wird das Fahren auf und abseits der Straßen sehr viel einfacher, weil sich der Wagen künftig automatisch auf das jeweilige Terrain einstellt."
Quelle: ntv.de