Auto

Autosalon in Genf Von wegen billig

Die Automobilmesse in Genf im März bietet den Herstellern die erste große Bühne im Jahr für ihre Modellneuheiten. Doch während sie wie gehabt hochgezüchtete Sportwagen und futuristische Nischenautos ins Scheinwerferlicht rollen, arbeitet die Branche hinter den Kulissen fieberhaft an Billigmodellen. Sie stehen am Genfer See zwar noch abseits. Doch Einfachstautos ohne technisch aufwendige Zusatzausstattung, für jedermann erschwinglich und mit geringem Spritverbrauch könnten den Autobauer zweifach helfen: als Schlüssel zur Eroberung neuer Märkte in Osteuropa und Asien, und als Lösung für die knifflige Aufgabe, den Kohlendioxid-Ausstoß ihrer Flotten zu senken.

Aufgeschreckt durch den mit dem Preisschild von 1700 Euro etikettierten Nano (Zwerg) des indischen Tata-Konzerns, arbeiten inzwischen alle größeren Hersteller an Konzepten für Billigautos. "Ich denke, dass auch die Premiumhersteller dieses Segment stärker angehen werden", erwartet der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft in Nürtingen, Willi Diez, eine Neuorientierung der Branche. Er geht davon aus, dass selbst die erfolgsverwöhnte Stuttgarter Daimler AG unterhalb ihrer Kleinwagenmarke Smart ein Einfachauto fürs schmale Portemonnaie anbieten wird.

Billig muss auch sicher sein

Auch solche Autos müssten aber die Sicherheitsanforderungen erfüllen. "Es kann sich kein Premiumhersteller erlauben, dass sein Auto bei Crashtests durch den ADAC auseinanderfällt wie einige der China-Autos", spielt Diez auf gescheiterte Versuche von Herstellern aus dem Reich der Mitte an, in Europa Fuß zu fassen.



"Wir müssen Tabus brechen. Downsizing ist angesagt", fordert Wolfgang Meinig, Leiter der Forschungsstelle Automobilwirtschaft in Bamberg. "Es gibt viele Menschen, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation auf ein billiges Fortbewegungsmittel angewiesen sind." Meinig wirft den deutschen Herstellern vor, die Wünsche breiter Käuferschichten zu ignorieren. "Die Bevölkerung kann das Spiel nicht mitmachen, dass drei Marken - BMW, Audi und Mercedes - wild entschlossen sind, Nummer eins zu werden". Die Premiumanbieter liefern sich ein Wettrennen, wer der größte Premiumanbieter ist - derzeit haben die Stuttgarter die Nase vorn.

Mut zur Nische

Der Neuwagenmarkt gilt als gesättigt. Deshalb versuchen die Hersteller mit immer neuen Nischenmodellen, Stadtflitzern und Cabrios, die Kunden zu einem Dritt- oder Viertwagen zu überreden. Wenn die Konsumenten sparen müssen, hilft das größte Modellfeuerwerk aber wenig. Deutsche Autos gelten im Vergleich zur asiatischen Konkurrenz zudem als zu teuer.

In Europa schrumpften im Januar wegen neuer Umweltsteuern und der Verunsicherung durch die Kreditkrise der Autoverkauf. Nur ein Zuwachs von zehn Prozent in Deutschland bewahrte die Branche vor einem noch stärkeren Einbruch. Hohes Wachstum verzeichnen die Hersteller in Osteuropa, wo einfache Autos gefragt sind. Der französische Autobauer Renault ist mit seinem in Rumänien gebauten Logan dort schon erfolgreich. GM hat mit der Billigmarke Chevrolet nachgezogen.

Opel plant Automotorrad

Nun denkt auch die GM-Tochter Opel über ein Stadtauto zum Preis von etwa 8000 Euro nach. Der Rüsselsheimer Autobauer erwägt, dazu auf motorradähnliche Elemente und einen Heckmotor zurückzugreifen. Volkswagen will den bereits auf Messen präsentierten Stadtwagen Up als Cityfahrzeug für Westeuropa und in einer abgespeckten Version für Schwellenländer auf den Markt bringen - zeigt das neue Fahrzeug aber nicht in Genf.

Rivale Toyota bringt den Dreisitzer iQ nach Genf, dessen Studie auf der IAA im Herbst bereits für Furore sorgte. Fiat kommt mit einer eine Sparversion des Cinquecento (500). Ford bringt den neuen Fiesta, und VW das Sportcoupe Scirocco sowie den Passat CC.

Quelle: ntv.de

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