16.990 ? für den Sommer 2007 Colt mit und ohne Dach
23.10.2006, 06:00 UhrVon Axel F. Busse
Gegen mangelnde Entscheidungsfreude hilft bisweilen auch der Autohändler: Cabrio oder Coupé? "Am besten gleich beides", heißt es von immer mehr Herstellern. Seit Sommer gehört auch Mitsubishi mit dem Colt CZC zu den Anbietern so genanter Cabrio-Coupés. Das Angebot kommt vergleichsweise spät, denn schon seit 2002 hat sich der Absatz der kleinen Cabriolets in Europa mehr als verdoppelt
Mit 16.990 Euro ist der Einstieg in das Freiluft-Abenteuer sogar vergleichsweise preiswert. Die getestete 1,5-Liter-Turbovaraiante schlägt dagegen mit knapp 23.000 Euro zu Buche. Der Aufpreis ist als eine Art Vergnügungssteuer anzusehen, denn natürlich verspricht der 150-PS-Motor deutlich mehr Temperament und Fahrspaß.
Die Intensität dieses Vergnügens aber ist eng an die Bereitschaft des Fahrers zu häufigen Gangwechseln geknüpft. Wer lieber schaltfaul fährt, ist vor der Überraschung nicht gefeit, dass nach der Gasfußbewegung erst einmal nichts passiert. Wer in einer engen Kurve oder am Berg vergessen hat, zurück zu schalten, muss auf spürbaren Vortrieb verzichten, ohne eine Mindestdrehzahl von 2.500 bis 3.000 Touren arbeitet der Motor praktisch temperamentfrei. Dann aber entwickelt er beeindruckenden Schub. Erst bei (handgestoppten) 214 km/h ging dem Testwagen die Puste aus. Werksseitig sind nur 205 km/h vorgesehen.
Rückbank bequem - für den Einkauf
Für die Insassen gibt es außer sportlichem Benehmen weiteren Grund zur Freude. Es herrschen großzügige Platzverhältnisse, sofern man nicht die Absicht hat, zu viert unterwegs zu sein. Da die Sitzmulden der zweiten Reihe eher für Einkaufstüten, als für weitere Passagiere geeignet sind, dürfen sich die vorn Sitzenden über ausreichend Bein- und Schulterfreiheit freuen. Das Gestühl ist straff und bequem gepolstert, bietet allen Langstreckenkomfort und auch für sportliche Gangart genügend Seitenhalt.
Laut Mitsubishi-Rechnung sind die Normwerte des Innenraums, also zum Beispiel Bein- und Schulterfreiheit, größer als bei der Konkurrenz. Der Verzicht auf eine - auch als Extra nicht erhältliche - Lenkrad-Längsverstellung führt jedoch dazu, dass langbeinige Fahrer den wirklich üppigen Platz nicht voll auskosten können. Bei starker Sonneneinstrahlung ist das in der Mitte des Armaturenbretts platzierte Display schlecht zu erkennen. Gut so, wird derjenige denken, der den Normverbrauch von 7,1 Litern je 100 km anstrebt - dass es in der Realität mindestens zwei Liter mehr sind, fällt dann weniger auf.
Geradezu vorbildlich gelungen ist die Vermeidung von Zugluft im offenen Fahrbetrieb. Die stark geneigte Frontscheibe trägt dazu bei, die Luftwirbel erst hinter dem Auto auftreten zu lassen, die hinteren Seitenscheiben schließen den schmalen Spalt zwischen den großen Scheiben und dem klappbaren Windschott. Dass der stabile Rahmen des Windschotts quer durchs Bild des Innen-Rückspiegels ragt, ist kaum zu vermeiden und daher verzeihlich.
So ist es kein Problem, auch über längere Strecken mit Tempi jenseits 150 km/h offen zurück zu legen. Ohne das Getöse donnernden Windes ist die Kommunikation zwischen Fahrer und Beifahrer kaum eingeschränkt und das Open-Air-Feeling lässt sich bis weit in den Herbst genießen. In geschlossenem Zustand schottet die stabile Haube effektiv gegen Kälte ab, auch den Waschanlagen-Test bestand der Metalldeckel mit Bravour. Das zweiteilige Stahlverdeck, dessen Design von Pininfarina und Technik von Webasto stammt, soll auch dem härtesten Winter trotzen.
Knirschen im Gebälk
Das variable Dach als größter Vorzug des Colt gegenüber der der drei- oder fünftürigen Variante ist aber auch sein auffälligster Schwachpunkt. Die Prozedur des Öffnens und Schließens ist zeitraubend (35 Sekunden) und an die peinliche Einhaltung bestimmter Voraussetzungen gebunden. Hat man zum Beispiel vergessen, das Abdeckrollo im Kofferraum in Ruheposition einrasten zu lassen, ist das Verdeck auch nach der manuellen Entriegelung nicht zu öffnen. Im ungünstigsten Fall heißt das: Kofferraum öffnen, aussteigen, Rollo einrasten lassen, Klappe schließen und neuen Versuch mit dem Verdeck starten.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Bewegungsmechanik des Daches keine holperigen Fahrbahnen mag. Sowohl in geöffnetem, als auch in geschlossenem Zustand ist auf Kleinsteinpflaster mit Klapper- und Rumpelgeräuschen zu rechnen. Die Gelenke, Hebel und Scharniere sind offenkundig nicht für mindere Straßenqualitäten ausgelegt und es knirscht mächtig im Gebälk. Ist die Haube zu, gehen übrigens 460 Liter in den Kofferraum - ein respektabler Wert.
Für 22.900 Euro ist das handliche Turbo-Cabrio komplett ausgestattet. Alufelgen, Stabilitäts- und Traktionskontrolle, Nebelscheinwerfer, Lederlenkrad sowie Radio/CD-Kombination und Sitzheizung sind an Bord. Sparsam geht es dagegen in der Farbpalette zu: Lediglich "Espresso-Schwarz" ist aufpreisfrei erhältlich.
Quelle: ntv.de