Unterwegs mit dem BMW 318d Die Hightech-Sparbüchse
13.03.2009, 05:00 UhrEigentlich ist es nur ein Name, aber BMW hat mit dem Begriff "Efficient Dynamics" eine Duftmarke gesetzt. Wir wollten wissen, wie sich der kleinste 3er im Alltagsbetrieb schlägt und sind mit einem 318d durch Deutschland gefahren. Auch auf dem Prüfstand: Die neuste Version des Multimediasystems iDrive.
Der 3er ist für BMW der größte Umsatzträger und immer noch der BMW schlechthin. So erfolgreich mit dem kleinen Bruder, dem 1er, auch der Einstieg in die Kompaktklasse geglückt sein mag. Der Kern des Selbstverständnisses der weiß-blauen Marke ist im Mittelklasse-Primus aus München zu finden. Steht er doch für Sportlichkeit, ein flottes Äußeres und bringt gleichzeitig einen relativ hohen Nutzwert mit. Und das Ganze bei einem hohen Qualitätsanspruch. Das können nur wenige Autos von sich behaupten.
Mag man sich auch über die Werke des scheidenden BMW-Chefdesigners Chris Bangle streiten. Die Überarbeitung des 3ers im letzten Jahr kann als gelungen bezeichnet werden. Er hat nichts von seinem kompakten Äußeren verloren, zeigt sich aber besonders im Frontbereich deutlich flotter. Dafür ist man beim Heck eher konservativ geblieben. Die Rückansicht, so ein häufig geäußerter Vorwurf, wirkt nicht ganz so dynamisch wie der Rest des Autos. Wäre vielleicht auch ein bisschen viel auf einmal gewesen. Bei der Rückansicht eines Autos kann man auch viel falsch machen, wie die gerade abgelöste 7er-Generation zeigte.
Platz, aber nicht im Überfluss
Im Innern ist der 3er kein Raumwunder. Auf den vorderen beiden Sitzen bietet er verhältnismäßig viel Platz und stellt eine gute, direkte Verbindung zwischen Insasse und Auto her. Das schafft das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, und dient der Fahrsicherheit. Hinten geht es dagegen enger zur Sache. Aber auch hier finden Erwachsene durchschnittlicher Größe noch ausreichend Platz. Im Kofferraum bleibt er mit 460 Litern nur leicht hinter der direkten Konkurrenz zurück.
Die Verarbeitung im Innenraum befindet sich auf sehr hohem Niveau. Zahlreiche Aluminium-Applikationen und auf Wunsch Leder umschmeicheln die Insassen. Ganz BMW sind die zwei klassischen Rundinstrumente und die rote Hintergrundbeleuchtung. Gewohnt und bewährt, möchte man sagen. Da gibt es nichts zu mäkeln. Irritierend sind höchstens leichte Vibrationen des Schaltknüppels, die sich aber noch im Rahmen halten. Sehr angenehm ist das Lichtpaket, welches bei Dunkelheit erhellt, aber nicht stört.
Hohe Fahrwerkskunst
Einen nahezu perfekten Kompromiss bietet BMW beim Fahrwerk. Die Mischung zwischen sportlicher Straffheit und komfortablem Fahren bekommen nur wenige Hersteller so gut hin wie die Münchner. Die Federung gibt dem Fahrer zu jeder Zeit ordentliches Feedback. Selbst auf gröbstem Kopfsteinpflaster wird der Wagen im Gegenzug jedoch nie unangenehm. Die Mischung zwischen Komfort und Sportlichkeit macht große Freude.
Das Multifunktionslenkrad bietet die wichtigsten Funktionen des Radios und erlaubt auch die Bedienung des Bordcomputers. Mit acht Knöpfen bietet das BMW-Lenkrad ausreichend Funktionalität, ohne unübersichtlich zu wirken. Schwierig zu erkennen war nur die Anzeige für den Regensensor, die auf einem Schalthebel hinter dem Lenkrad den An/Aus-Status anzeigt. Auch die Bedienung von Klimaanlage und Multimedia-Radio ist übersichtlich gestaltet, doch dazu später mehr.
Hohes Drehmoment garantiert Fahrspaß
So weit, so gut. Doch der eigentliche Grund, warum ein Modell von BMWs 3er bei uns vorgefahren ist, waren die Spritsparambitionen namens "EfficientDynamics" und die Überarbeitung des Multimediasystems iDrive. Dieser Kombination wollten wir auf den Zahn fühlen.
Zunächst also zum Antrieb. Um die Sparsamkeit auf die Probe zu stellen ist es ein Zwei-Liter-Diesel geworden. Mit 143 PS ist der kleinste Selbstzünder auch für den flotteren Gang auf der Autobahn ausreichend motorisiert. Den Spurt von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde absolviert der 318d in 9,3 Sekunden. Das ist kein Sportwagenwert, doch die gefühlte Beschleunigung vermittelt den Insassen eine deutlich höhere Dynamik. Dank einem Drehmoment von 300 Newtonmeter ist der Anzug überzeugend.
Verglichen mit den Konkurrenten bietet der BMW in diesem Punkt mehr Sport schon im kleinsten Modell. Mercedes bietet mit seinem Zwei-Liter-Diesel sieben PS und 30 Newtonmeter weniger an. Auf die 100 Stundenkilometer kommt er gut eine Sekunde später, sticht den Münchner allerdings in der Höchstgeschwindigkeit aus. Audi bietet mit 320 Newtonmetern etwas mehr Drehmoment bei gleicher PS-Leistung und gleichen Beschleunigungswerten.
Sparsamer Antrieb
In der Praxis schlägt sich der 318d für den kleinsten BMW-Antrieb der 3er-Serie sehr wacker. Dank seines Drehmoments ist er in der Stadt ein flinker Geselle. Auf der Autobahn kann er mit einem sechsten Gang glänzen, der auch bei Geschwindigkeiten über 140 km/h noch ausreichend Durchzug bietet. Im oberen Teil der Geschwindigkeitsskala lässt der Anzug zwar deutlich nach, doch schafft der die Spitzengeschwindigkeit locker und kann sich mit etwas Ausdauer laut Tacho auf fast 220 km/h aufschwingen. Er zeigt sich als ausgesprochener Langstrecken-Künstler, was durch seine günstigen Verbrauchswerte auch noch Freude macht.
Dort zeigt der Effizienz-Diesel seine wahre Stärke. Für die moderate Fahrt mit einer Reisegeschwindigkeit zwischen 130 und 150 km/h genehmigte er sich im Praxistest etwa 5,1 Liter. Das ist nur etwas mehr als der Verbrauch der EU-Norm-Testrunde und damit absolut im grünen Bereich. Erfreulich ist, dass der Motor auch im flotten Betrieb sehr genügsam ist und sich auf der Strecke von Berlin nach Hamburg und der Fahrt nach Frankfurt nie mehr als acht Liter im Mittel genehmigte. Das versüßt lange Strecken, wenn beim kräftigeren Tritt aufs Gaspedal nicht zu viele Euros aus dem Auspuff verdampfen.
Zweite Generation des iDrive
Auch für den kleinsten Diesel bietet BMW eine Start-Stopp-Automatik an. Diese funktioniert gut, allerdings nicht bei Temperaturen unter drei Grad. Daher mussten wir im noch winterkalten Berlin meist darauf verzichten. Die Klimaanlage würde sonst an der Ampel unangenehm kalte Luft durch die Düsen drücken. Aber auch ohne das Motor-Aus an der Ampel blieb der 318d im Stadtverkehr bei knapp sechs Litern auf hundert Kilometer. Erfreulicherweise bestraft er auch hier die flottere Gangart nicht mit allzu großem Durst, was den Verbrauch insgesamt stets gut kalkulierbar macht. Da freut sich der Geldbeutel.
Zu Beginn im Jahr 2001 wurde das iDrive-Konzept von BMW teils harsch kritisiert. Gut, dass die Münchner bei der Stange geblieben sind, denn mittlerweile hat sich ein erfreulicher Gewöhnungseffekt eingestellt. In der jetzt bereit gestellten zweiten Generation haben die Münchner das System nochmals verbessert. Mit dem charakteristischen Drehknopf in der Mittelkonsole lassen sich alle Funktionen schnell und ohne allzu große Ablenkung vom Geschehen auf der Straße erreichen. Auch haptisch hat BMW das Bedienteil nochmals zum Vorteil überarbeitet.
Gut ablesbar und leicht verständlich
Das Navigationssystem bietet auf dem 10,2-Zoll-Display mit 1280x480 Pixeln eine hohe aber nicht zu kleinteilige Auflösung. Schön und augenfreundlich sind die Schärfe des Bildschirms und eine sehr gute Ablesbarkeit auch bei langen Nachfahrten. Zu keinem Zeitpunkt wirkte die Anzeige aufdringlich oder störend, wie es teilweise bei anderen Herstellern schon vorgekommen ist.
An Funktionalität lässt das iDrive keine Wünsche offen. Auch ohne Studieren des stattlichen Handbuchs lassen sich alle Funktionen zügig erschließen. Mittels der vier Direktwahltasten ist der Benutzer schnell wieder bei der Karte, dem Radio oder dem Telefon angelangt. Gut, den ein oder anderen zusätzlichen Knopf würde man sich vielleicht noch wünschen, aber dafür herrscht Übersichtlichkeit in der Mittelkonsole. Hat man sich mal in den Tiefen des Systems verfangen bringt der "Back"-Knopf im Zweifel schnell Hilfe. Über die Optionen lassen sich Anzeige und sämtliche Lautstärkeeigenschaften des iDrive gut und zügig einstellen. Erfreulich ist die automatische Anpassung der Lautstärke von Telefon oder Navigation bei hohen Geschwindigkeiten und lauter oder leiser Musik.
Der Start in die 3er-Dieselwelt ist bei 31.050 Euro angesiedelt. Gewohnt schmerzhaft ist die Aufpreisliste. Die Grundausstattung gehört eher zu der mageren Sorte. Mit einigen nützlichen Details, wie sie zum Beispiel das Comfort-Paket in sich vereint und etwas Sonderausstattung sind schnell die 40.000 Euro erreicht.
Fazit: Alles in allem hat uns der BMW 318d ein sehr überzeugendes Bild geliefert. Er leistet sich kaum Schwächen, bietet dafür aber eine ganze Menge Fahrspaß und eine Wertigkeit auf Premium-Niveau. Das Sparpaket "EfficientDynamics", das jedes Modell serienmäßig an Bord hat, ist ein Volltreffer. Die "Freude am Fahren" lässt sich durch den maßvollen Kraftstoffkonsum wesentlich unbeschwerter genießen. Auch die zweite Generation des iDrive-Systems hat in unserem Test überzeugt. Wer sich durch den recht hohen Anschaffungspreis nicht abschrecken lässt, bekommt ein vernünftiges Stück Automobil mit hohem Spaßfaktor.
Quelle: ntv.de, Fotos: Markus Mechnich