Praxistest

Der kleine Pixo von Nissan Zwilling mit frechem Gesicht

Würde die Gesellschaft für deutsche Sprache morgen das "Wort des Jahres" küren, gäbe es wohl nur einen ernst zu nehmenden Anwärter: Abwrackprämie. Inzwischen scheint es, als habe die Hysterie um die stattliche Verschrottungsförderung auch die Hersteller erfasst. Auf dem Kleinwagenmarkt ist ein emsiges Unterbieten im Gange, die auch strategische Partnerschaften nicht unberührt lässt.

Jüngstes Beispiel ist der Nissan Pixo, ein fünftüriger Kleinstwagen, der gemeinsam mit dem Suzuki Alto in Indien gebaut wird. Gerade hat der deutsche Ableger der japanischen Marke angekündigt, den günstigsten Pixo für 7990 Euro anzubieten. Das Suzuki-Pendant kostet fast 1000 Euro mehr. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen, was man zusätzlich zu vier Rädern, einem Motor und viel Plastik noch bekommt.

Plakative Einstiegspreise, in der Branche "Stickerprice" genannt, sind nicht das, wonach der Kunde greifen soll. Aber so eine rollende Sparbüchse ist gut fürs Image. Die Hersteller haben es lieber, wenn höherwertige Ausstattungslinien geordert werden, da wird das Geld verdient. So ist es auch beim Pixo. Nissan rechnet damit, dass das Basismodell mit der Bezeichnung "Visia" nur ein Zehntel der Verkäufe ausmacht, denn da gibt es weder ESP noch elektrische Fensterheber. Den Löwenanteil soll die Linie "Acenta" bringen – die kostet 9190 Euro.



80 Prozent Neukunden im Visier

Der 3,57 Meter kurze Pixo unterscheidet sich an Front und Heck deutlich von Alto und den Designern war der Wiedererkennungswert als Nissan erkennbar wichtig. Frisch und originell mutet das Auto an, die Scheinwerfer machen das sympathische Gesicht komplett. Die stylistische Eigenständigkeit ist für das neue Modell deshalb so wichtig, weil es im Nissan-Programm keinen Vorgänger hat und 80 Prozent der Kunden von anderen Marken abgeworben werden sollen.

Angetrieben wird der Pixo (ebenso wie der Alto) von einem Dreizylindermotor mit knapp einem Liter Hubraum. Daran ist schon zu erkennen, dass der Wagen sein Haupteinatzgebiet in der Stadt haben wird, als Einkaufshilfe mit Vorteilen bei der Parklückensuche. Geschaltet wird gewöhnlich mit einem manuellen Fünfganggetriebe, aber auch eine Vierstufen-Automatik ist gegen Aufpreis erhältlich. Sie macht nicht nur die Anschaffung, sondern auch das Fahren teurer, denn die 4,4 Liter je 100 Kilometer, die mit dem Handschalter gemessen wurden, sind dann nicht mehr drin.

Wie kaum anders zu erwarten, offenbart der Motor auch im Pixo ein zurückhaltendes Wesen, selbst bei hoher Drehzahl ist die Geräuschbelastung minimal. Das Fahrwerk bietet ausreichend Komfort, was wesentlich dem mit 2,36 Meter erstaunlich großen Radstand zuzuschreiben ist. Es herrscht gute Rundumsicht, rangieren ist kein Problem. Da das Auto kaum 900 Kilo wiegt, ist auch ein munterer Sprint auf ortsübliches Tempo kein Problem, doch auf der Landstraße sollte man einen notwendigen Überholvorgang sorgfältig planen.

Willkommen in der Welt des Plastiks

So frech und freundlich, wie der handliche Fünftürer von außen wirkt, so trist geht es innen zu. Graue Plastikoberflächen, wohin man blickt, gemütlich sieht anders aus. Ist das wirklich unvermeidlich, wenn man ein bestimmtes Preisniveau nicht überschreiten will? Die Sitze sind solide gepolstert und die Kopfstützen nicht verstellbar. Es gibt ausreichend Fächer und Ablagen, aber ein abschließbares Handschuhfach fiel dem Sparzwang zum Opfer. Keine Ausnahme von Regel machen Pixo und Alto, wenn es um die Verstellbarkeit der Lenksäule geht. Vertikal ja, horizontal nein, weshalb Fahrer mit langen Beinen vergeblich versuchen, das Lenkrad näher an den Körper zu rücken.

Es lässt sich nicht bestreiten, dass vier Erwachsene im Pixo einigermaßen bequem von A nach B gelangen können. Die Urlaubsreise ist freilich ausgeschlossen, denn es fehlt an Gepäckraum. Der fasst bei voller Bestuhlung nur dürftige 129 Liter. Wer die Fondsitze umklappt, erhöht das Volumen auf 367 Liter, und bis unters Dach gepackt gehen 770 Liter in den Stadtflitzer.

Die von Nissan empfohlene Ausstattungslinie "Acenta" verfügt zusätzlich mit CD-Radio, geteilt umlegbare Rückbank und elektrische Fensterhebern. Die Fenster der hinteren Türen lassen sich nicht versenken, hier feiern die Ausstellscheiben der 70er Jahre fröhliche Urständ. Wer zusätzliche Airbags, ESP und Klimaanlage bestellt, kann den Preis des Pixo bis auf 10.270 Euro treiben. Ab 20. Juni ist das Auto bei den Händlern.

Quelle: ntv.de

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