Unterhaltung

Graffiti, Müll und Souvenirs Alarm für das Kolosseum

Mächtig thront das Kolosseum in der Nähe der Kaiserforen und zeugt auch fast 2000 Jahre nach seinem Bau noch von Glanz, Glorie und Prunk des antiken Rom. Eigentlich sollte ein solcher Prachtbau die Menschen mit Ehrfurcht und dem gebührenden Respekt erfüllen. Aber wer genauer hinsieht, bemerkt schnell, dass rund um das "Amphiteatrum Flavium" einiges im Argen liegt. Jetzt haben sogar Experten Alarm geschlagen. "Es wird befürchtet, dass Touristen kleine Mauerstücke stehlen, so als eine Art Souvenir", berichtete die Zeitung "Il Messaggero" am Freitag. Das Bauwerk bröckelt und weist immer mehr Abschürfungen auf - spitze Steine, die als Werkzeug benutzt wurden, liegen überall auf dem Boden.

Als wäre dies allein noch nicht Grund genug zur Besorgnis, haben Archäologen jetzt noch ein anderes Phänomen beobachtet: "Die Mauern des Kolosseums sind überall mit Graffiti bedeckt", klagen sie. Tatsächlich sind zahlreiche eingravierte oder aufgekritzelte Botschaften zu entdecken - vom Liebesschwur eines italienischen Pärchens bis hin zu den Namen einer Gruppe amerikanischer Touristen. Oft nutzen Besucher die langen Wartezeiten vor dem Eingang dazu, um sich im antiken Mauerwerk zu verewigen.

Nur wenige Meter vom Kolosseum entfernt finden sich zudem immer größere Müllberge; Flaschen und Bierdosen stapeln sich. Warum die zuständige städtische Müllabfuhr AMA diese nicht wegräumt, ist unklar. Auch haben sich zahlreiche Obdachlose rund um das Bauwerk eingerichtet, schlafen unter löchrigen Plastikzelten und hinterlassen allerorts Spuren.

Der Superintendent für die archäologischen Kunstschätze Roms, Angelo Bottini, ist entsetzt über den zunehmenden Verfall: "Leider tummeln sich rund um das Kolosseum solche Menschenmengen, dass ich mich mittlerweile über gar nichts mehr wundere." Tatsächlich statten pro Jahr rund fünf Millionen Menschen aus aller Welt dem "Wahrzeichen Roms" eine Visite ab.

Katzen ergreifen die Flucht

Um den Problemen Einhalt zu gebieten, will Bottini jetzt eine Verschärfung der Kontrollen anordnen - zumal Beobachter zuletzt berichtet hatten, auch nachts Ausländer gesehen zu haben, die Teile aus dem Mauerwerk schlagen und als "Andenken" mitnehmen. "Das müssen wir zwar noch beweisen, aber wir werden das überprüfen", erklärt Bottini.

Auch die geplante Restauration, die wegen mangelnden Geldes immer wieder unterbrochen wird, hat ihre Spuren hinterlassen. Zahlreiche Barrieren und Baugerüste machen den Anblick der zwischen 72 und 80 nach Christus erbauten Arena nicht gerade zu einem Vergnügen. Selbst den legendären Katzen, die das Kolosseum seit Jahrzehnten bevölkern, wird es langsam zu bunt: Aus bisher nicht geklärten Gründen haben sie das Kolosseum, in dem früher aufwendige Wasserschlachten und Gladiatorenkämpfe stattfanden, bereits fluchtartig verlassen.

Von Carola Frentzen, dpa

Quelle: ntv.de

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