"Eine ganze Kultur beleidigt" ESC-Beitrag aus Estland bringt Italiener in Rage
20.02.2025, 16:40 Uhr Artikel anhören
Tommy Cash wird für Estland beim ESC auftreten. Die Italiener möchten ihn allerdings aktuell am liebsten kreuzigen.
(Foto: IMAGO/Scanpix)
Am 17. Mai findet in Basel der Eurovision Song Contest statt. Der Beitrag aus Estland sorgt allerdings schon jetzt für Aufregung. Sänger Tommy Cash hat es geschafft, Italien damit gegen sich aufzubringen.
Der 33-jährige Tommy Cash, der bürgerlich Tomas Tammemets heißt, wird beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) Estland mit dem Song "Espresso Macchiato" vertreten. Mit seinem Lied für Basel handelt sich der Rapper allerdings schon im Vorfeld des Musikwettbewerbs ziemlichen Ärger ein - mit den Italienern. Erste Stimmen, ihn vom ESC auszuschließen, wurden auch bereits laut.
Denn Cash, der den Vorentscheid in Estland vergangene Woche klar gewonnen hatte, bedient im Text von "Espresso Macchiato" quasi alle Italien-Klischees, die einem einfallen: Von Spaghetti über Amore bis Mafia ist alles dabei. In einer wilden Mischung aus fehlerhaftem Italienisch und Englisch rappt Cash unter anderem: "Me like to fly privati / With 24 carati / Also mi casa very grandioso / Me money numeroso / I work around the clocko / That's why I'm sweating like a mafioso." Grob übersetzt: "Ich fliege gern privati / Mit 24 Carati / Mein Haus ist sehr grandioso / Das Geld sehr vieleso / Ich arbeite rund um die Clocko / Deshalb schwitze ich wie ein Mafioso."
Der Vizepräsident des italienischen Senats, Gian Marco Centinaio, forderte bereits Cashs Ausschluss aus dem Wettbewerb. "Wer Italien beleidigt, muss der Eurovision fernbleiben", verlangte der Abgeordnete der Rechtspartei Lega. Cash singe in "furchtbarem Italienisch" über jemanden, der nur durch Kaffeetrinken und "Schwitzen wie ein Mafioso" reich geworden sei. "Er sollte nach Italien kommen, um zu sehen, wie anständige Leute arbeiten, bevor er sich erlaubt, solche dummen Lieder voller Klischees zu schreiben."
"Verzerrtes und beleidigendes Bild"
Der Verbraucherschutzverband Codacons kündigte offizielle Beschwerde bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) an. Der Song zeichne ein "verzerrtes und beleidigendes Bild" von Italien. "Wenn Lieder mit sexistischem Inhalt ausgeschlossen wurden, wäre es dann nicht auch angemessen, ein Lied auszuschließen, das eine ganze Kultur beleidigt?" Auf Youtube wurde "Espresso Macchiato" schon mehr als 2,3 Millionen geklickt.
Wer für Deutschland zum ESC reisen darf, wird am 1. März im großen Live-Finale von "Chefsache ESC 2025" in der ARD entschieden. Neun Acts werden dann gegeneinander antreten und um die Anrufe der Zuschauer und Zuschauerinnen buhlen. Moderiert wird der ESC-Vorentscheid wie bereits in den Jahren zuvor von Barbara Schöneberger.
Wer diese letzten neun Acts sein werden, wird am 22. Februar um 20.15 Uhr bei RTL und auf RTL+ im Livestream im Halbfinale entschieden. Da siebt die Jury, bestehend aus Stefan Raab, Yvonne Catterfeld, Elton und Gast-Juror Max Giesinger, unter 14 Musik-Acts die neun aus, die das Zeug haben, hoffentlich endlich zwölf Punkte für Deutschland zu holen.
Quelle: ntv.de, csp/dpa