Tausende feiern bei M'era Luna Festival für Schwarzkittel
12.08.2007, 13:45 UhrSie sind meist schwarz gekleidet und bleich geschminkt. Doch nur äußerlich erfüllen sie die Klischees, die man mit ihnen verbindet: Die meisten Besucher des M'era Luna-Festivals im niedersächsischen Hildesheim sind keine depressiven oder todessüchtigen "Grufties", sondern musikbegeisterte Gothik-Fans. Tausende haben am Wochenende wieder ausgelassen auf dem Hildesheimer Flugplatz gefeiert. Das früher unter dem Namen Zillo bekannte Spektakel ist nach wie vor Treffpunkt für die Szene und eines der größten Festivals für Gothic- und Darkwave-Musik in Europa.
Allerdings kamen in diesem Jahr weniger Fans als sonst. Rund 19.500 Besucher zählte der Veranstalter FKP Scorpio, in den vergangenen Jahren waren es stets deutlich mehr als 20.000 gewesen. FKP Scorpio-Sprecherin Elke Ulferts macht dafür vor allem die Konkurrenz anderer Veranstaltungen verantwortlich: So gibt es inzwischen das Amphi-Festival in Köln oder das Leipziger Wave-Gotik-Treffen. Aber auch bei Rock-Veranstaltungen wie dem Deichbrand- Festival in Cuxhaven sind Bands aus der "schwarzen Szene" dabei. Trotzdem gibt sich Ulferts zuversichtlich, dass die Hildesheimer Traditions-Veranstaltung weiter das Familientreffen der Gothic-Szene bleiben wird.
Das meint auch Anke, die aus der Nähe von Erfurt zum M'era Luna- Festival gekommen ist. "Man trifft immer nette Leute. Und hier spielen immer die besten Bands", sagt die 25-Jährige mit dem Nietenhalsband, die bereits zum vierten Mal dabei ist. Zusammen mit ihren Freunden zeltet sie wie viele andere Besucher aus ganz Europa auf dem Festivalgelände.
Möglicherweise war auch das diesjährige Programm nicht ganz so attraktiv für die typische Fangemeinde. So seien die Gruppen "Tool" aus Los Angeles und "The Jesus and Mary Chain" aus Schottland zwar sehr populär, aber nicht unbedingt in der Gothic-Szene zu Hause, räumte Festival-Sprecherin Ulferts ein. Als echter Höhepunkt für alle Anhänger der düsteren Klänge wurde für Sonntagabend das Konzert der Gruppe "Deine Lakaien" erwartet. Die Band sollte zusammen mit 56 Orchestermusikern der Neuen Philharmonie Frankfurt auftreten.
Allerdings steht bei dem Festival nicht nur die Musik im Vordergrund: Sehen und gesehen werden, lautet das Motto auf dem Rollfeld. Die Ausstattung dafür konnten die Besucher auf dem Festivalgelände erwerben. Egal ob Korsagen, Mini-Röcke, Netzstrümpfe oder Lederhalsbänder - für jeden Geschmack war etwas dabei. Wer von den dumpfen Gothic-Klängen genug hatte, der wurde an einem Stand direkt am Eingang fündig: Hier gab es den ein oder anderen Gehörschutz zu kaufen.
Von Sebastian Knoppik, dpa
Quelle: ntv.de