Unterhaltung

Aus Trotzköpfchen wird Rock-Röhre Ist Shawny noch "Daddy's Girl"?

Sie ist ein paar Umwege gegangen, aber in dem Alter darf man das: Dafür macht Shawny Sander jetzt Musik mit echten Könnern und hat ein Video mit einer ganz Großen gedreht. Für alle, die genug haben von seichten Tönen gibt's endlich wieder Rock.

"Wie aus einem leicht bockigen Mädel mit Hang zu Nirvana eine selbstbewusste Sängerin mit Hang zu harten Tönen wurde" - so dachte ich, könnte ich Shawny Sander vielleicht am besten beschreiben. Ich hätte auch den üblichen Tanten-Spruch: "Ich kannte dich schon, da warst du noch soooo klein" bringen können, der stimmt aber gar nicht. Denn ich kenne die 21-Jährige erst seit ein paar Jahren. Und in diesen Jahren ist eine Menge passiert.

Schüttel dein Haar für mich, wildes Mädchen!

Schüttel dein Haar für mich, wildes Mädchen!

Angefangen hat sie tatsächlich im Modelbusiness, sie war eines der "Meeeedchen" von Heidi Klum. Geschafft hat sie es bis fast nach ganz vorne, aber "ich hab' da nicht ins Konzept gepasst. Eigene Meinung ist nicht so gefragt bei "Germany’s Next Top Model", erzählt Shawny lächelnd, als wir in den sonnendurchfluteten White-Studios ihrer Produzenten und Mitstreiter Olli Wong und Clemens Matznick in Berlin Kreuzberg sitzen. Eine super Entscheidung, von Model auf Rockröhre umzusatteln; weder Zeitgeist noch Mainstream - so what? Das machen die anderen ja schon, und tatsächlich fehlt Zuwachs in der härteren Gangart im Musik-Geschäft. Zumal in weiblicher Variante.

"Ich bin in einem kleinen Nest aufgewachsen, Wald, Wiese, meine Familie ist toll, aber ich wollte raus, wollte mehr. Inzwischen habe ich eine Menge von der Welt gesehen - und erst jetzt mach' ich, was ich wirklich will", strahlt Shawny. "Klingt so, als wärst du 50", werfe ich ein, "mit Anfang zwanzig darf man ruhig noch nicht wissen, was man machen möchte." "Ja, aber ich weiß es doch eigentlich schon so lange", entgegnet Shawny.

Hat ja funktioniert: Nach vielen gut bezahlten Model-Jobs macht das Mädchen aus Brandenburg nun ganz reell eine Lehre zur Mediendesignerin Bild und Ton: "Ich weiß jetzt, wie ein Mischer tickt." Das macht doch Sinn. Und sie geht ihrer Leidenschaft nach, dem Singen - das macht noch mehr Sinn.

Bitte kein' Opernscheiß!

Shawny macht Musik - nicht wie momentan üblich in Singer-Songwriter-Art oder als Taylor Swift für Arme - sondern als Rock-Röhre. Und in diesem Fall trifft die Beschreibung wirklich zu: "Daddy's Girl" rummst und wummst, lässt die Haare fliegen, den Kopf schütteln und vergessen, dass wir diese Art von Musik schon eine Weile nicht mehr gehört haben. Schon gar nicht von einer so jungen Frau. Und wie wir sie vermisst haben!

Definitiv ist das Mädchen in ihrem Clip eher der Alptraum eines jedes "Daddys" ...

Definitiv ist das Mädchen in ihrem Clip eher der Alptraum eines jedes "Daddys" ...

Das Mädchen Shawny war schon immer ein bisschen anders: trotzig, mit Gesangs- und Gitarrenunterricht, "Opernscheiß", wie sie sagt, und einer Vorliebe für The Cure, Nirvana und Radiohead. Sie wollte immer anders sein - aber das ist auch anstrengend, ständig gegen die Strom zu schwimmen, keiner Gruppe so richtig zuzugehören. "Da kam ich manchmal vielleicht ein bisschen zickig rüber", erinnert sie sich, "aber wenigstens hab' ich mich nicht von einem Fußballer abschleppen lassen." Und letztendlich zahlt es sich dann eben doch aus, anders zu sein!

Dafür hat sie Olli und Clemens getroffen: "Die lieb' ich. Sie haben schon für Revolverheld, die Guano Apes oder Ulrich Tukur produziert. Für Jan Delay haben sie geschrieben." Kurze Pause. "Und jetzt für mich", strahlt sie. Das ist toll, das trotzige Mädchen strahlen zu sehen. Das kann sie nämlich richtig gut, und das steht ihr ganz ausgezeichnet - genauso wie die Tatsache, dass sie zwar immer noch schlank ist wie ein Gerte, aber nicht mehr so dürr wie zu ihrer Model-Zeit.

Die Mode lässt sie sicher nicht los - im Rahmen der Fashion-Week hatte sie im Februar in Berlin einen Auftritt - aber als Sängerin! 850 Leute konnten sich davon überzeugen, dass dieses Mädchen noch mehr auf dem Kasten hat als einfach nur gut auszusehen. Die Downloadzahlen sprechen auch eine Sprache für sich: "Daddy's Girl" wurde binnen kürzester Zeit viele Zehntausende Mal heruntergeladen. Und das alles ohne Majorlabel, denn hinter Shawny stehen "einfach nur" Leute, die von ihrer Musik überzeugt sind und einen anderen Weg gehen wollen. Manager und Produzent Torsten Rüther ist vollkommen überzeugt: "Rock geht! Mädchen und Material stimmen (lacht), und das sehen zum Glück nicht nur wir so."

Love and Hate
Clemens, Shawny und Olli haben definitiv Spaß bei der Arbeit.

Clemens, Shawny und Olli haben definitiv Spaß bei der Arbeit.

(Foto: soe)

Das Video zu "Daddy'S Girl" drehte Star-Fotografin GABO: "Bei Shawny seh' ich mehr. Sie ist was ganz Besonderes, hat so was Wildes. Sie erinnert mich an mich," ergänzt die Fotografin, die schon Stars wie Eric Clapton, Kim Wilde, Kevin Costner und Campino vor der Linse hatte. "Die Grundidee für das Video hatte Shawny, und ich hab's umgesetzt und abgerundet. Mir war wichtig, die Gegensätze herauszustellen: Lieben wollen aber nicht können, Love and Hate eben, sanfte Momente und Durchgeknalltsein (lacht). Die Liebe in all ihren Facetten. Das in die paar Minütchen eines Videos zu bringen ist die Herausforderung und die Kunst!" In dem Video ist es der Fotografin gelungen, die anderen Seiten der Sängerin zu zeigen: Zart und verletztlich, aber auch hart. "Das war die Idee, denn die Shawny hat sich ja sehr gewandelt. Sie ist so schön fraulich geworden, nicht mehr so dünn, und dann noch diese Bombenstimme", schwärmt GABO: "Das wollte ich unterstützen!"

Sie überlegt: "Das Mädchen ist eckig, so gar nicht gefällig im üblichen Sinn, super! Das finde ich spannend, und das transportiert sie in ihrer Musik. Ich als ehemaliges "Daddy's Girl" kann auch diese Love-Hate-Attitüde total nachvollziehen", erzählt die Fotografin. "Außerdem: Mir hängt dieses ganze Gechille zum Hals raus, endlich mal wieder Rock!" Ja, diese sich fast nur über Äußerlichkeiten definierenden Frauen wie Beyoncé, Lady Gaga, Helene Fischer, oder Taylor Swift fallen einem wirklich nicht ein, wenn man Shawny hört. Kein Trallala, kein Chichi.

Seit einem Jahr proben, schreiben und ackern Shawny, Olli und Clemens für ihr erstes Album, das im September erscheinen wird, und bis dahin werden peu à peu neue Songs veröffentlicht. "Die Jungs geben mir Sicherheit", sagt Shawny, "ihr seid keine pubertierende Boyband." Großes Gelächter bei den "Jungs" - man merkt, dass hier die Chemie stimmt.

Als nächstes wird "River" erscheinen - und wie es sich für eine echte Rockröhre gehört, beherrscht Shawny auch die leiseren Töne. "Da krieg' ich Gänsehaut", sagt Clemens und streicht sich über die Unterarme, und Olli, den man in Fachkreisen auch schon mal als "coole Sau" betitelt, ist in ganz anderen Sphären: "Wir haben einfach den Rock im Blut." Dem ist nichts hinzuzufügen.

"Daddy's Girl" downloaden

Quelle: ntv.de

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