Unterhaltung

Bushido im Smoking Nicht jeder schafft das!

Mit der Filmmutti, die ihn "ganz ganz süß und lieb und pünktlich" findet.

Mit der Filmmutti, die ihn "ganz ganz süß und lieb und pünktlich" findet.

(Foto: APN)

Zur Deutschland-Premiere des Films "Zeiten ändern Dich" kommt Skandal-Rapper Bushido im schwarzen Anzug. Für viele Jugendliche am roten Teppich vor dem Kino am Berliner Potsdamer Platz verkörpert er damit den gesellschaftlichen Aufstieg, von dem sie selbst träumen: Vom Schulabbrecher zum Star. Obwohl sie nie zugeben würden, dass sie auch mal einen Smoking tragen wollen ...

Bernd Eichingers Frau ist Fan ...

Bernd Eichingers Frau ist Fan ...

(Foto: dpa)

Der 31-Jährige, der sich in der Uli-Edel-Verfilmung seiner Autobiografie selbst spielt, hat mit seinen provokanten Texten immer wieder für Proteste gesorgt. Die Reaktionen des Premieren-Publikums indes zeigen, dass Bushido für Teile der Gesellschaft (die höchstwahrscheinlich alle im Kino waren) längst zum Idol geworden ist.

Viele Zuschauer scheinen zu verstehen, was sie in der Bernd-Eichinger-Produktion "Zeiten ändern Dich" sehen: Eine Spirale aus Enttäuschung, Gewalt und dem Gefühl, von der Mehrheit der Gesellschaft als Versager abgestempelt zu sein. Sie identifizieren sich mit Bushidos Wunsch nach Respekt, der sich durch den gesamten Film zieht. Ob der Respekt, den der Film um die Person Bushido jetzt auslöst, nachhaltig sein wird, wird sich allerdings zeigen müssen. Denn vom Rüpel zum gepushten Star/ Sternchen ist es u.U. nur ein kurzer Weg, interessant wird, was er jetzt daraus macht und zeigt, dass er seine Läuterungen in irgendeiner Art und Weise auch umsetzt. Motzen kann nämlich jeder.

In Jogginghose und so ...

Aber: "Mir gefällt er, weil er so eine positive Entwicklung durchgemacht hat", sagt der 22-jährige Daniel Bartz vor der Premiere bewundernd. "Wenn man ihn früher sieht, immer in Jogginghose und so - und jetzt trägt er einen Smoking." Bartz' Kumpel Hassan El-Kassem nickt: "Nicht jeder schafft das."

Karel Gott und Moritz Bleibtreu sind auch hingerissen.

Karel Gott und Moritz Bleibtreu sind auch hingerissen.

(Foto: REUTERS)

Bushido gibt sich am roten Teppich trotzig. Er wolle gar nicht "in der Mitte der Gesellschaft»"ankommen, sagt er. "Ich habe immer darauf hingearbeitet, mir meine eigene Gesellschaft aufzubauen." Der Film bilde einen Teil der deutschen Gesellschaft ab, erklärte der Musiker, der als Sohn eines Tunesiers und einer Deutschen in Berlin aufwuchs.

Im Film antwortet er einmal auf die Frage, wie es sich denn als Ausländer in Deutschland so lebe, er sei doch Deutscher. Bei dieser Szene geht ein Raunen (oder ein Gähnen?) durchs Kino. Viele der Zuschauer, die mehrheitlich aus Migrantenfamilien stammen, haben diese Antwort wohl selbst schon unzählige Male gegeben und dafür ähnlich irritierte Blicke geerntet wie Bushido im Film.

"Ich bin kein Scheiß-Kanake"

Zwischenapplaus gibt es im Kino bei Sätzen wie: "Ich bin kein Scheiß-Kanake, den man das Klo runterspülen kann." Schwupps - da wären in Dieter Bohlens Chauvi-DSDS-Kasse schon wieder fünf Euro gelandet für das Wort "Scheiße".

Zuschauerin Clarissa van Bergen (21) musste an mehreren Stellen weinen, wie sie hinterher sagt. "Ich bin mit so einem Klischee-Denken von Bushido reingegangen - aber der Film hat meine Meinung über ihn komplett geändert." Ja, der Film hat was von Bambi - auch die Mama-Geschichte ist fett rührend: Mama Bushido ist die Beste und da sie von Hannelore Elsner gespielt wird, läuft er an dem Abend auch gleich mit seinen zwei Muttis durch die Gegend. Elsner schwärmt: "Das schadet vielleicht seiner Karriere, aber ich finde ihn absolut liebenswert." Sie kam gemeinsam mit ihrem eigenen Sohn zur Premiere und setzte noch einen obendrauf:  "Als Mutter kenne ich mich sehr, sehr gut aus mit streitbaren jungen Männern." Man kann direkt hören, wir alle Mütter Marzahns und aus Hellerdorf, Lichtenberg und Wedding erleichtert aufatmen und bereits überlegen, was sie auf dem roten Teppich tragen werden, wenn ihr streitbarer Schwererziehbarer erstmal Premiere feiert.

Die wollen doch nur spielen!

Die wollen doch nur spielen!

(Foto: REUTERS)

Schauspieler Moritz Bleibtreu, der im Film Bushidos Berater spielt (und schon in Til Schweigers Film "Knockin' On Heavens's Door" den Abdul gab), kann die Aufregung um die zum Teil als frauen- und schwulenfeindlich geltenden Songtexte des Rappers nicht nachvollziehen, wie der 38-Jährige betont: "Wir müssen uns damit abfinden, dass die Jugend ihre eigene Sprache inszeniert." Wer (den nur sieben Jahre jüngeren) Bushido für seine Texte verurteile, habe keines seiner Alben "von A bis Z" angehört. Für ihn sei der Musiker ein intelligenter junger Mann: "Das muss er auch sein, sonst hätte er nicht so viel Erfolg mit dem, was er macht." Oder es gibt einfach was auf die Schnauze.

Bushido schimpft nie -  er lässt schimpfen 

Das Filmteam kann denn auch gar nicht oft genug betonen, was für ein lieber Kerl der Rapper doch sei. Elyas M'Barek, in "Zeiten ändern Dich" der junge Bushido, beteuert: "Ich habe nicht einmal ein Schimpfwort aus seinem Mund gehört."

Er hat seine Hausaufgaben gemacht! Bravo!

Er hat seine Hausaufgaben gemacht! Bravo!

(Foto: APN)

Der Film zeigt allerdings auch andere Seiten von Bushido - etwa, wenn er seiner Freundin die Nase blutig schlägt.

Regisseur Uli Edel ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", "Der Baader-Meinhof-Komplex") bezeichnete sich als "Rap-Fan": "Deshalb war die Chance, den ersten deutschen Rapper- Film zu machen, ein gefundenes Fressen für mich." Produzent Bernd Eichinger ("Der Name der Rose") fühlt sich, wie er sagte, durch Bushido an die 60er Jahre erinnert, als sich der Generationenkonflikt nicht zuletzt an der Musik entzündete: "Auch hier regte sich die ältere Generation auf."

Zum Schauspieler mache ihn die Rolle nicht, sagte Bushido, der eigentlich Anis Mohamed Ferchichi heißt. "Ich habe einfach meine Hausaufgaben gemacht und bin zum Set gefahren."

Quelle: ntv.de, soe/dpa

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