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Nach Ohrfeige im letzten Jahr Oscars gehen skandalfrei über die Bühne

Der US-Talkmaster Jimmy Kimmel wird zum dritten Mal die Oscars moderieren.

Der US-Talkmaster Jimmy Kimmel hat zum dritten Mal die Oscars moderiert.

(Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa)

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Nach der letztjährigen Ohrfeige von Will Smith dürfte die Academy vorgesorgt haben, um einen weiteren Skandal zu verhindern. Und so bleibt die Oscarverleihung in diesem Jahr skandalfrei. Dafür wird es an der einen oder anderen Stelle emotional.

Wie wird die erste Oscarverleihung nach dem Ohrfeigen-Eklat um Will Smith und Chris Rock ablaufen? Wird der Skandal gar ein zweites Mal den Gewinnerinnen und Gewinnern die Show stehlen, oder aber gänzlich totgeschwiegen? Diese Fragen stellten sich nicht nur die Menschen vor Ort in Los Angeles, sondern auch alle Filmfans und Nachteulen in Deutschland. Ein schwieriger Spagat, die Geschichte gebührend aufzuarbeiten, ihr gleichzeitig aber nicht zu viel Rampenlicht einzuräumen. Zu stemmen hatte ihn in erster Linie Oscar-Host Jimmy Kimmel, der bei seinem dritten Engagement als Moderator einen soliden, wenn auch recht braven Job ablieferte.

Kimmel flatterte zunächst in bester "Top Gun"-Manier per Fallschirm und mit einer Handvoll zahmer Witze im Dolby Theatre ein. Doch dann thematisierte er nicht nur die Oscar-Schelle, sondern packte auch eine satte verbale Ohrfeige für die Anwesenden aus: Sollte es noch einmal auf der Bühne zu einem Gewaltausbruch kommen, müssten sich die Personen vor Ort schlichtweg noch einmal so wie vergangenes Jahr verhalten "und absolut gar nichts machen". In Richtung der Oscar-Veranstalter gab es auch noch einen Seitenhieb: Wer jemandem im Verlauf des Abends eine runterhaut, wird daraufhin mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller und einer ellenlangen Rede bestraft.

Politische Botschaften und ein Gaststar-Esel

Selbstkritisch, aber nicht zu derbe über den Vorjahresskandal witzeln? Check! Danach standen aber die eigentlichen Stars im Vordergrund. Den ersten emotionalen Höhepunkt des Abends schenkte Ke Huy Quan mit seinem Triumph als Nebendarsteller in "Everything Everywhere All at Once" dem Publikum. Wer hätte gedacht, dass Shorty aus "Indiana Jones und der Tempel des Todes" jemals einen Oscar gewinnen und mit seiner Dankesrede Millionen Menschen zu Tränen rühren würde?

Auch bezüglich Brendan Fraser konnte am Ende des Abends eine ähnliche Frage gestellt werden. Hat da wirklich "Steinzeit Junior" für das Drama "The Whale" den Oscar als bester Hauptdarsteller in Empfang genommen? Eine wunderschöne Fügung des Schicksals verbindet die beiden Männer, denn wie hieß einer von Frasers Co-Stars in dem Klamauk von 1992? Genau, Ke Huy Quan!

Geschichte schrieb Michelle Yeoh, die für den Abräumer "Everything Everywhere All at Once" als Hauptdarstellerin geehrt wurde. Als erste asiatische Frau holte sie in dieser Kategorie einen Oscar und nutzte die Bühne für zwei wichtige Botschaften: "Für alle Mädchen und Jungs, die so aussehen wie ich: (...) Das ist der Beweis, dass Träume wahr werden können." Und an alle Frauen gerichtet: "Lasst euch niemals sagen, dass eure Blütezeit vorbei ist."

Doku über Nawalny ausgezeichnet

Ebenfalls ein starker Moment der 95. Oscar-Ausgabe: Die Dokumentation "Nawalny" über den derzeit inhaftierten russischen Oppositionsführer Alexei Nawalny wurde ausgezeichnet, dessen Frau Julija Nawalnaja richtete einige eindringliche Worte an die versammelte Hollywood-Riege. Sogar ein "Happy Birthday"-Ständchen dufte der Saal kurz darauf anstimmen und sich zudem über die Anwesenheit des geheimen Stars des Films "The Banshees of Inisherin", Esel Jenny, freuen.

Eine noch größere Überraschung auf der Bühne: Entgegen der Aussagen von Oscar-Direktor Glenn Weiss im Vorfeld der Verleihung performte die nominierte Lady Gaga doch ihren "Top Gun: Maverick"-Song "Hold My Hand". Ursprünglich hatte es geheißen, sie könne nicht auftreten, weil sie zu sehr mit den Dreharbeiten zu "Joker: Folie à Deux" beschäftigt sei.

Den schrägsten Auftritt legte Laudatorin Elizabeth Banks hin. Zunächst stolperte sie fast über ihr ausladendes Kleid, dann folgte ihr noch in Anlehnung an ihren Film "Cocaine Bear" ein Mann in Bärenkostüm auf die Bühne und zu guter Letzt versagte mehrmals ihre heisere Stimme.

"Nawalny" gewinnt Oscar

Auch der Dokumentarfilm "Nawalny" ist mit einem Oscar ausgezeichnet worden. Aus diesem Anlass ist der Film noch einmal zu sehen: heute um 20.15 Uhr auf GEO Television sowie morgen um 20.15 Uhr auf ntv. Bei RTL+ ist "Nawalny" zudem jederzeit abrufbar.

Auch John Travolta musste sich mehrfach räuspern, jedoch aus anderen Gründen. Ihn übermannten die Gefühle, als er seinen Monolog zu Ehren der Stars hielt, die von uns gegangen sind. Kaum eine Person in Hollywood weiß besser als er, wie schwer es ist, Abschied nehmen zu müssen. Vor rund zweieinhalb Jahren verstarb seine Frau Kelly Preston, bereits 2009 kam sein Sohn Jett mit nur 16 Jahren ums Leben und 1977 musste er sich von seiner Partnerin Diana Hyland verabschieden. In der Liste der Verstorbenen tauchte zudem seine "Grease"-Liebe Olivia Newton-John auf, die vergangenes Jahr mit 73 ihrem Krebsleiden erlegen war.

Das Fazit zur 95. Oscarverleihung

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Nach zwei der größten Skandale der Oscars binnen weniger Jahre - zuerst der Umschlag, dann der Schlag - merkte man der 95. Ausgabe an, dass tunlichst alles dafür getan wurde, den Abend reibungslos zu gestalten. Für die nötige Portion Unberechenbarkeit sorgten 2023 wieder positive Emotionsausbrüche während der Dankesreden der Filmschaffenden, die durch und durch authentisch waren, jedoch mehrfach sehr unglücklich vom Orchester abgeschnitten wurden.

Jimmy Kimmel führte derweil unaufgeregt durch die Show, ohne große Ausreißer nach unten oder nach oben. Wie zu erwarten bekam Will Smith an mehreren Stellen der Gala sein Fett weg, generell wählte Kimmel aber einen doch sehr braven Ansatz für seine Scherze. Hauptsache skandalfrei, schien auch hier das Motto gelautet zu haben.

Quelle: ntv.de, nan/spot

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