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Sophia Loren Leidenschaft und Spaghetti

Es gab eine Zeit, als das italienische Kino Weltgeltung genoss. Das wohl bekannteste und vielleicht schönste Gesicht dieser Zeit ist Sophia Loren. Zwar sind ihre öffentlichen Auftritte selten geworden - zum Beispiel bei der letzten Oscar-Verleihung als Präsentatorin der nominierten Meryl Streep -, für Aufsehen sorgt sie doch immer wieder, zum Beispiel als sie 2007 nackt für den Pirelli-Kalender posierte.

Entdeckung bei der Misswahl

1958 schäkert die Loren mit Elvis Presley in den Paramount Studios.

1958 schäkert die Loren mit Elvis Presley in den Paramount Studios.

(Foto: MPTV - Bob Willoughby)

Was eine erotische italienische Schauspielerin aus der Nähe von Neapel in Hollywood anrichten kann, zeigt der Band "Sophia Loren - Bilder eines Lebens" (Henschel-Verlag). Leider beschränkt sich das Buch, anders als der Titel behauptet, weitestgehend auf die Jahre 1955 bis 1970, also die Zeit, als die Loren in Hollywood Karriere machte. Andererseits fallen in eben diese Zeit die meisten ihrer besten Filme, ihre bekanntesten Rollen.

In Italien war die 1934 geborene Sophia Scicolone da freilich schon ein Star. Ihr späterer Mann, der Filmproduzent Carlo Ponti, war es, der Loren bei einer Misswahl entdeckt, ihre Karriere angeschoben, sie auch auf die internationale Filmwelt vorbereitet hatte. Doch noch ist sie ein Sternchen von vielen.

Heiratsantrag von Grant

1963 sorgt die Striptease-Szene in De Sicas "Gestern, heute und morgen" für einen handfesten Skandal.

1963 sorgt die Striptease-Szene in De Sicas "Gestern, heute und morgen" für einen handfesten Skandal.

(Foto: Rue des Archivs - Collection BCA)

In der römischen Cinecitt spielt sie in Filmen wie "Aida", "Zwei Nächte mit Kleopatra" und "Das Gold von Neapel" von Vittorio De Sica. Von diesem stammt auch "Schade, dass du eine Kanaille bist", für den sie erstmals mit Marcello Mastroianni vor der Kamera steht - die beiden bleiben Freunde fürs Leben. Mit "Stolz und Leidenschaft" schafft sie schließlich erstmals den Sprung nach Hollywood. Filmpartner Cary Grant ist so begeistert von ihr, dass er ihr einen Heiratsantrag macht.

Doch sie entscheidet sich anders: Die Beziehung zu ihrem 22 Jahre älteren Förderer Ponti sorgt für einen großen Skandal, da sich Ponti in Mexiko von seiner ersten Frau hatte scheiden lassen, was in Italien nicht anerkannt wurde - dort war er nach der Heirat mit Loren offiziell ein Bigamist. Erst nachdem beide französische Staatsbürger geworden waren, konnten sie rechtskräftig vor den Altar treten.

Ponti war es auch, der Loren einen Vierjahresvertrag bei Paramount vermittelte. Sie kam nach Hollywood und stand dort neben den größten Stars ihrer Zeit vor der Kamera: von Clark Gable und Cary Grant über Frank Sinatra und John Wayne, Charlton Heston und Paul Newman bis Charlie Chaplin und Marlon Brando.

Model für Fotoromane

Der Bildband demonstriert wunderbar eine Entwicklung, die Loren in dieser Zeit vollzieht. Die frühen Fotos zeigen sie noch in anderen Posen: Lasziv räkelt sie sich vor der Kamera, sinnlich und verführerisch. Kein Wunder, hatte sie ihre Karriere doch als Model für Fotoromane begonnen, in der Rolle der südländischen Geliebten. Sie weiß ihre Reize einzusetzen: "Die Kleidung einer Frau soll wie ein Gitterzaun sein: Sie soll ihren Zweck erfüllen, ohne die Sicht zu versperren", sagt sie.

Doch mit ihrer Ankunft in Hollywood wandelt sie sich zur Dame: Auf einem Empfang zu ihren Ehren schaut sie - auch dieses Bild ist enthalten - irritiert in den freizügigen Ausschnitt von Jayne Mansfield.

Trotzdem behält sie in Hollywood die Leidenschaft einer Süditalienerin - "Alles, was Sie hier sehen, verdanke ich Spaghetti", sagt sie. Sie spielt nicht die saubere amerikanische Hausfrau, sie ist die wilde Verführerin, die temperamentvolle Italienerin, ihre Reize werden gekonnt in Szene gesetzt. "Hausboot", "El Cid", "Arabeske" und "Die Gräfin von Hongkong" heißen einige ihrer bekanntesten Filme.

Zwischen Amerika und Italien

Der Band zeigt etliche Aufnahmen von Dreharbeiten, vor und hinter den Kulissen, dazu wunderbare, auch intime Porträts und Bilder aus dem Privatleben. Diese zeigen den glücklichen Familienmenschen, aber zunehmend auch die Diva. Denn in Hollywood wird die Loren Teil des internationalen Jetsets. Sie pendelt zwischen Amerika und Italien - auch dessen Kino bleibt sie treu, spielt an der Seite von Marcello Mastroianni, dreht mit De Sica. Für dessen "Und dennoch leben sie" erhält sie 1962 ihren ersten Oscar, ein zweiter folgt 1991 fürs Lebenswerk.

Der Band endet, als sie eine der bekanntesten Schauspielerinnen der Welt geworden ist. Einige wenige Bilder zeigen sie seit den 70er Jahren - die Zeit konnte ihr nichts anhaben.

Der Band wird durch einen autobiographischen Essay von Axelle Emden begleitet.

Yann-Brice Dherbier(Hrsg.): "Sophia Loren. Bilder eines Lebens" Henschel Verlag Berlin, 192 Seiten, 139 farbige und s/w-Abbildungen, Hardcover, 34,- (D). ISBN: 978-3-89487-624-1

Quelle: ntv.de

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