"Get Lucky" Mark Knopflers neues Album
13.10.2009, 13:12 UhrMark Knopfler gilt als einer der besten Gitarristen der Welt. Mit seiner sechsten Soloscheibe setzt er noch einen drauf: Sie ist die Inkarnation des Perfekten.

Knopfler spielt fast immer ohne Plektrum Gitarre.
(Foto: REUTERS)
Er ist einer der besten Gitarristen der Welt. Als der Autor dieser Zeilen Mark Knopfler einmal fragte, wie er das denn auf diese Höhen geschafft habe, antwortete er: "Ganz einfach. Du setzt dich mit einer Flasche Wein in einen Sessel und übst so lange, bis die Finger blutig sind oder die Flasche leer ist." Mit der leeren Flasche hat es geklappt. Mit den blutigen Fingern auch. Aber herausgekommen ist nie etwas auch nur im Geringsten Vergleichbares.
Der Meister muss besseren Wein gehabt haben. In jedem Fall die besseren Finger. Mark Knopflers sechste Soloscheibe ist wie seit Dire Straits’ Beginn im Jahr 1978 die Inkarnation des Perfekten. Da stimmt einfach alles: Die zurückhaltende, gleichwohl kraftvolle Stimme, diese Fender Stratocaster, die er sich als Junge nicht leisten konnte und auf der er mit derweil nicht mehr blutigen Fingern auch nicht den geringsten Fehler macht. Und die Arrangements mit Streichern, die aus dem Song "Monteleone" ein Chanson machen, wie man es einem Schotten nie zugetraut hätte und das ein Jacques Tati garantiert in seinen genialen Streifen "Mon Oncle" eingebaut hätte, wenn, ja wenn der französische Mime und Regisseur es noch erlebt hätte.
Dire Straits-Anklänge unverkennbar
Apropos Schottland: Der Opener der Scheibe, "Border Reiver", ist ein wunderbares schottisches Volkslied im besten Sinne des Wortes. Wie auch der Schlusssong "Piper To The End". Knopfler hat ihn seinem Onkel Freddie gewidmet, der Dudelsackspieler war und 1940 in der Nähe des nordfranzösischen Arras im Kampf gegen die Nazis fiel. Anklänge an "Brothers In Arms" der Dire Straits sind unverkennbar und wohl auch gewollt. "So Far Far From Clyde", eine Ode an den Fluss, an dessen Ufern seine Heimatstadt Glasgow liegt, klingt weniger schottisch. Doch, wie der Dichter einst sprach, der Fluss trägt mehr Sehnsucht in sich als Wasser. Genauso ist das Lied. "Get Lucky", der Titelsong, ist ein etwas weichgespülter Woody Guthrie mit gälischen Einsprengseln.
Es hätte ein schottisches Konzeptalbum werden können, dieses "Get Lucky", wären da nicht der leicht angerockte Blues "Can’t Beat The House" und vorgenanntes "Monteleone". Trotzdem. Oder gerade deshalb. Man kann glücklich sein, dass Master Mark wieder ein neues Album herausgebracht hat. Sein Masterpiece. Bis zum nächsten Masterpiece. Garantiert. Das ihm dann einen noch besseren Wein gestattet.
Mark Knopfler: "Get Lucky", CD, Mercury Universal
Quelle: ntv.de