Blick in die frühkindliche Innenwelt Philosophen in Windeln
13.02.2010, 09:00 UhrMein Sohn wird demnächst ein Jahr alt. Ich finde ihn natürlich nicht nur wunderschön, sondern auch unheimlich klug. Aber ich bin ja auch die Mama. Nun kann ich mich künftig auf etwas objektivere Urteile zurückziehen. Denn Alison Gopnik ist Professorin für Psychologie an der Berkeley Universität in Kalifornien und gehört zu den führenden Wissenschaftlern im Bereich der Kognitionswissenschaften. Sie ist außerdem Mutter von drei Kindern.
Als Mitautorin des Longsellers "Forschergeist in Windeln" hat sie bereits 2001 unsere Vorurteile über kleine Menschen mächtig ins Wanken gebracht. Babys als kleine Wissenschaftler, das war ein neuer Blick auf den Nachwuchs. Nun geht Gopnik noch einen Schritt weiter. In "Kleine Philosophen: Was wir von unseren Kindern über Liebe, Wahrheit und den Sinn des Lebens lernen können" geht sie der Frage nach, wie viel Mitgefühl Babys empfinden können. Wie fürsorglich und verantwortungsbewusst sind sie?
Gopnik bleibt dabei die Verfechterin ihrer These, Neugeborene sind beim besten Willen kein "Gemüse mit einigen Reflexen". Nur fällt es uns Erwachsenen eben so schwer, uns mit unserem kleinen Selbst in Verbindung zu bringen. Doch die Wissenschaftlerin Gopnik erklärt an unzähligen Experimenten, wie Kinder im Spiel eine Vorstellung von Zeit und Kausalität entwickeln, wie sie Phantasie auf der Grundlage von Wissen entwickeln, wie sie anhand imaginärer Freunde und Welten eine Vorstellung davon bekommen, wie unsere Welt funktioniert. In unglaublicher gedanklicher Freiheit lernen sie das Unmögliche.
Es kann ein bisschen dauern, bis man in Gopniks Welt Fuß gefasst hat. Doch die Welt von Gehirnforschung, Entwicklungspsychologie und Philosophie ist schon bei Babys faszinierend. Und wenn gelegentlich aus Gopnik die stolze Mama dreier ganz besonderer eigener Kinder spricht, dann wird das Buch beinahe lustig.
Eine spektakuläre Reise in die frühkindliche Innenwelt. Indem wir die Kinder verstehen, verstehen wir uns selbst besser und bekommen etwas ab vom Reichtum der "kleinen Philosophen".
Quelle: ntv.de