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Killer haben es auch nicht leicht Zapp - Hitler reist durch die Zeit

Zapp - und Hitler ist in die Zukunft entschwunden.

Zapp - und Hitler ist in die Zukunft entschwunden.

(Foto: Jason/Reprodukt 2012)

Auftragskiller sind in der Legalität angekommen. Allerdings macht das den Job irgendwie eintönig und deprimierend. Die Aufgabe, in die Vergangenheit zu reisen und Adolf Hitler zu töten, ist da eine gelungene Abwechslung. Nur blöd, wenn sich Hitler der Maschine bemächtigt und in die Zukunft reist.

Killer haben durchaus einen anstrengenden Job, ...

Killer haben durchaus einen anstrengenden Job, ...

(Foto: Jason/Reprodukt 2012)

Wenn uns "Zurück in die Zukunft" etwas gelehrt hat, dann folgendes: Wer in die Vergangenheit eingreift, verändert die Zukunft. Und der Fluxkompensator braucht verdammt viel Energie. Das muss auch jener (namenlose) Killer erfahren, der auf Adolf Hitler angesetzt wird, mehr als 50 Jahre nach dem Nationalsozialismus. Dabei ist sein Job schon schwer genug. Seine Freundin bringt ihn mit sexuellen Anzüglichkeiten aus dem Konzept, während er einen Auftrag erledigt. Sein Wartezimmer ist rappelvoll. Im Terminkalender ist kaum noch Platz wegen all der Leute, die ihren Nachbarn erledigt haben wollen, ihren Vater, ihren Mitbewohner, den Chef und wer einen sonst noch nerven kann. Und dann ist da auch noch ein Killer auf ihn selbst angesetzt.

... vor allem, wenn sie selbst zum Ziel werden.

... vor allem, wenn sie selbst zum Ziel werden.

(Foto: Jason/Reprodukt 2012)

Aber so ist das eben, wenn das blutige Gewerbe legal ist und von einem modernen Büro aus geführt wird. Da wird es recht schnell eintönig. Doch dann taucht ein Mann beim Killer auf und verlangt, dass er Adolf Hitler um die Ecke bringt - mit Hilfe einer Zeitmaschine. 50 Jahre musste der Konstrukteur warten, bis die Maschine benutzbar ist. So lange brauchte sie, um so stark aufgeladen zu werden, dass sie eine Hin- und eine Rückreise durch die Zeit bewältigen kann. Doch nun ist es soweit, die Mission kann starten.

Man kann es sich angesichts dieser Story vielleicht schon denken: Der norwegische Zeichner Jason ist ein Mann für abstruse Geschichten. Das beweist auch seine Graphic Novel "Ich habe Adolf Hitler getötet", die nun auf Deutsch bei Reprodukt erschienen ist. Mit Anleihen beim Film Noir entfaltet er eine zutiefst lakonische, humorvolle, teils sarkastische Geschichte, in der die Hunde und Raben, die Jasons Welt bevölkern, mit ihrem Schicksal hadern.

Der Reiz des Lücke

Wie schon in früheren Werken reiht Jason auch in diesem Band einzelne, alltägliche Szenen aneinander, die die teils existentialistischen Sorgen seiner Protagonisten gekonnt einfangen. Meist braucht es dabei nicht einmal Worte, um ihren Seelenzustand zu umreißen. Den Übergang zwischen den Szenen muss sich der Leser selbst zusammenreimen. Aber gerade das macht den Reiz dieses Bandes aus. Wenn etwa die Auftraggeber in teils nur einem Bild ihre Opfer nennen, kann man sich selbst ausmalen, was sie dazu treibt, einen Auftragskiller zu engagieren. Und man versteht, warum der Killer so deprimiert ist.

"Ich habe Adolf Hitler getötet" ist bei Reprodukt erschienen und hat 48 Seiten.

"Ich habe Adolf Hitler getötet" ist bei Reprodukt erschienen und hat 48 Seiten.

Im Fall des Mannes, der Hitler um die Ecke gebracht haben will, ist die Motivation dagegen klar: "Es geht um das Wohl der Menschheit." Der Killer besteigt also jene Zeitmaschine und reist 50 Jahre zurück, in die Jahre des Nationalsozialismus. Dort wird er allerdings überwältigt und Hitler selbst besteigt die Zeitmaschine, um 50 Jahre in die Zukunft zu reisen. Der in der Vergangenheit gestrandete Killer muss nun 50 Jahre warten, bis er wieder in der Gegenwart angekommen ist.

50 Jahre älter und inzwischen Großvater trifft er seine nicht gealterte Freundin aus der Gegenwart wieder. Wie Jason dieses Aufeinandertreffen schildert und zeigt, wie beide auf die Suche nach dem untergetauchten Hitler gehen, ist tieftraurig und komisch zugleich. Beide hatten eine gemeinsame Vergangenheit, doch nun liegen Welten zwischen ihnen. Meisterhaft stellt Jason die Frage nach den verlorenen Jahren und ob beide an die vergangene Zeit anknüpfen können und wollen.

Wesentlich stringenter als in "Hemingway" erzählt Jason in diesem Band seine wunderbare Geschichte. Vor allem im zweiten Teil lässt er dabei den trashigen Aufhänger zugunsten einer gefühlvollen und nachdenklichen Story hinter sich. Zeichnerisch und erzählerisch kommt das wunderbar knapp und reduziert daher. Wer sich dann noch mit dem speziellen und teils blutigen Humor anfreundet, für den wird "Ich habe Adolf Hitler getötet" zum kleinen aber feinen Meisterwerk.

"Ich habe Adolf Hitler getötet" direkt im n-tv Shop bestellen.

Quelle: ntv.de

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