Working Mom Sarah Connor hat "Real Love" gefunden
25.10.2010, 13:18 Uhr
Femme fatale ...
Liebe, ach Liebe, das ist so ein großes Thema: Liebe zur Natur, zu Tieren, zu Kindern, zum Lieblingsessen. Interessiert Sie nicht? Sie wollen was über die richtige Liebe lesen? Die "Real Love"? Dann sind Sie hier natürlich richtig. Denn die ist auch Sarah Connor sehr wichtig.
Damit wir uns gleich richtig verstehen: Wir reden hier über Sarah Connors neues Album, mehr nicht. Man könnte sagen, da ist ihr was richtig Gutes gelungen. Aber am Anfang des Gesprächs im Hotel Concorde reden wir dann doch auch über Sarah Connor, die Privatperson, die in den letzten Jahren einiges dazugelernt hat.
Viel lässt sie da nicht mehr raus, aber gut zu wissen ist: Sarah Connor ist eine ganz normale Working Mom mit ganz normalen Hindernissen und Freuden im Alltag - wie andere auch. Okay, ein bisschen glamouröser geht es bei ihr zu, ein bisschen mehr unterwegs als die anderen ist sie vielleicht auch - deswegen auch immer wieder die Furcht vor der "Mütterpolizei", die ab und zu aufschreit: "Die Musik ist zu laut für die Kinder!", "Die Kleinen brauchen was Warmes zu essen!" oder "Eine richtige Mutter ist IMMER für ihre Kinder da!" - tja, willkommen im Club.
Aber sie hat das im Griff: Eine große Familie, die sie unterstützt, ein Netzwerk von Freunden, das zur Stelle ist, wenn sie Hilfe braucht, und ein Kreis von Vertrauten um sie herum, der sie seit Jahren begleitet. Wie zum Beispiel George Glück (ihr Entdecker), ihr momentaner Co-Juror bei X-Factor und eigentlicher Konkurrent - er will seine "Big Soul" Mädels zum Sieg bringen, sie ihren Mati (von Marlon musste sie sich beim letzten Mal verbschieden), und Till Brönner - da können schon mal die Fetzen fliegen! Doch nach der Show ist alles vergessen, da sitzen die drei in Köln nochmal gemütlich zusammen und lassen die letzten Stunden Revue passieren. "Und dann haben sich alle wieder lieb", sagt sie bestens gelaunt.
Verrät sie zu viel?
Auch Till Brönner ist ihr ein Freund geworden, obwohl er sie in den letzten Sendungen manchmal ganz schön angepflaumt hat, aber da steht sie drüber: "Dann gehen die Pferde mit ihm durch und es tut ihm sofort leid", erzählt sie lachend. Nachtragend ist Sarah Connor also nicht. Das ist auch gut so, denn sonst würde sie vielleicht nie wieder ein Interview geben, die Presse hat ihr schon manches Mal übel mitgespielt. Verrät sie zu viel? "Ich möchte, dass die Leute sich ein Bild von mir machen können, ich will kein abgehobener Pop-Star sein", so Connor. Das glaubt man ihr sofort, wenn man einmal gesehen hat, wie ausdauernd und fröhlich sie nach einem Konzert Autogramme gibt.
Hat sie manchmal ein schlechtes Gewissen ihren Kindern gegenüber, wenn sie so viel arbeitet? "Natürlich kenne ich das schlechte Gewissen, wenn ich zur Arbeit fahre. Sehr gut sogar. Aber ich möchte andererseits, dass meine Kinder wissen, dass ich meinen Beruf mit Leidenschaft und Spaß ausübe und dass er mir wichtig ist.", sagt sie nachdenklich, aber bestimmt. Sie will, dass ihre Kinder sehen, dass sie hart arbeitet, damit sie sich dieses und jenes leisten können. Außerdem sind die Kleinen es ja auch nicht anders gewohnt. Mit ihrem neuen Lebenspartner und Manager Florian Fischer klappt das Familienleben jedenfalls bestens, auch, weil er Sarah und die Kinder ja schon kannte, als sie noch gar kein Paar waren. "Ich komme selbst aus einem riesigen Patchwork-Clan und auch meine Kinder werden bei uns von der ganzen Familie mit erzogen."
Natürlich kennt sie auch die Angst, zu wenig für die Kinder da zu sein, vor allem, wenn sie krank sind oder Sehnsucht haben und sie dann unterwegs sein muss. "Aber jetzt mal ehrlich: Da haben andere doch viel gravierendere Probleme", sagt sie und haut mit der Hand auf den Tisch. "Ich will als Frau schließlich auch in der Gesellschaft stattfinden, meine eigene Position haben", sagt sie weiter und lacht über den kleinen feministischen Exkurs. "Ich würde aber jederzeit mein Leben für die Kinder geben!" Wie gesagt, eine ganz normale Mutter, diese Frau Connor aus Delmenhorst, die jetzt nach Berlin gezogen ist und sich in der Stadt sehr wohl fühlt.
Der macht sowieso Karriere
Über ihre Tätigkeit bei X-Factor ist sie sehr glücklich, auch wenn die Entscheidungen, die sie treffen muss, manchmal hart sind. "Sich von Marlon zu verabschieden war echt hart, aber die Jungs haben es so cool aufgenommen", erinnert sie sich an den letzten Dienstag. Sie dagegen war zunächst eher uncool, zu sehen war eine in Tränen aufgelöste Sarah Connor, die dann aber doch tapfer ihr Ding durchgezogen hat. "Das konnte ich verantworten, weil ich glaube, dass er sowieso Karriere machen wird mit der Musik", überlegt Sarah Connor laut. "Auch wenn er ein unspektakulärer Typ ist im Sinne von 'keine Gefängnisgeschichten, keine Drogen' ... der braucht noch ein bisschen Schliff und Übung, dann wird das was."
Schöne neue Maßstäbe haben sie und ihre Kollegen da gesetzt mit ihrer Casting-Show, die niemanden vorführt, sondern nur zeigt, welches Talent in Menschen schlummert, von denen man es vielleicht nicht gedacht hätte. "Man muss Kandidaten nicht fertig machen, das braucht es einfach nicht", sagt sie fast schon verwundert über die Sitten und Gebräuche in anderen TV-Formaten. "Wir sind nicht ganz so sensationsgeil und befriedigen vielleicht nicht den Voyeurismus, den es sonst so gibt, dafür können wir dann auch mit gutem Gewissen schlafen", bekräftigt Connor.
Das prallt an mir ab
Die "Musikwoche" schreibt: "Man hört und spürt regelrecht, dass hier eine Frau am Scheidepunkt ihrer Karriere zwischen Promidasein und Musik stand. Und zum Glück hat sie nun eindeutig der Musik den Vorzug gegeben." Als ich ihr das vorlese, lacht sie: "Ja, ach, diese ganzen Gerüchte über mich, die prallen inzwischen an mir ab, denn es ist verschwendete Lebenszeit." Und: "Wenn ich mich über alles aufregen würde, was über mich geschrieben wird, dann hätte ich keine Zeit mehr gehabt, mein Album aufzunehmen!" Und das war ihr nun wirklich wichtig, denn dort gibt sie eigentlich die Antworten auf all die Fragen, die ihre Fans haben. Zwei Jahre mussten sie auf das Album warten, zwei Jahre Auszeit, die die Künstlerin aber brauchte, um sich neu zu sortieren. Wieder dabei: Ihr langjähriges Kreativteam um Kay D. und Rob Tyger. Für den neuen Sound einiger Songs sorgen das Produzententeam Phrased Defferently um Hiten Bahradia, Robin Gruber (Autor von "I Like" von Keri Hilson) und der Komponist Alexander Geringas, der den Titelsong beisteuerte.
"Ich hatte immer wieder Mentoren, die mir zu Dingen geraten haben, und oft habe ich mich zu sehr auf andere verlassen. Damit ist jetzt Schluss!" Keine Homestorys, nicht zu viele private Details, Sarah Connor möchte vor allem über ihre Musik definiert werden. Das kann man verstehen, denn das Warten hat sich gelohnt: Texten, Musik und Stimme hört man sehr wohl die Achterbahnfahrt der Gefühle an, die ihre letzte Zeit bestimmten, "aber die Kurve geht nach oben", lacht sie.
Sie freut sich darüber, dass bei "Real Love" die Hoffnung durchscheint und die Liebe. "Das merke ich an den Höhen in meiner Stimme, die sind wieder da!" Welche Lieder mag sie denn am liebsten? Die langsamen oder die schnellen Stücke? "Dieses Album ist für mich ein Neustart und Verarbeitung gleichzeitig, da liegt ein Song wie z.B. 'Soldier With A Broken Heart' genau in der Mitte. Die Frage war: Wie passen die Songs von damals und von heute inhaltlich zusammen? Deswegen hat es auch so lange gedauert", erzählt sie und lacht. "Aber: Alle Songs sind meine Antwort auf die verschiedenen Stationen in meinem Leben."
Der Beat macht mich an
"Ich werde zum Beispiel gefragt, ob 'Better Man' für den neuen Mann in meinem Leben steht. So einfach ist das aber nicht. So ein Song wie 'Rodeo', der macht mich ganz einfach vom Beat an, oder von der Melodie, es hat nicht immer sooo eine tiefe Bedeutung." Nicht immer, aber manchmal schon: "Stücke wie 'Back From Your Love', 'Leaving With A Song', 'In Love Alone' sind inhaltlich wichtig, die sprechen aus mir." Zusammenfassend ringt sie sich dann durch: "Die Up-Tempo-Nummern sind zum Tanzen, aber die langsamen, das bin ich, das wollen die Menschen auch von mir hören und da kann ich meine ganze Stimme entfalten." Leicht fällt ihr die Entscheidung nicht, denn schnell fügt sie noch an: "Aber 'Cold As Ice' macht richtig Spaß!"
Auf eine Tour müssen sich die Fans noch gedulden, denn das nächste Jahr soll etwas ruhiger werden: "Erstmal verreisen, die Batterien auftanken mit der Familie!" Zum Entspannen braucht Sarah Connor nicht viel: Die Kinder, die Hunde, den Wald - "Ich liiiebe spazierengehen!" - Steine schmeißen in den Grunewaldsee, mit der besten Freundin über alles quatschen außer Musik ... Aber die Musik ist ihr Leben: "Wenn meine Fans mich sehen wollen, dann gehe ich natürlich auf Tournee."
Ich geh' dann jetzt auch mal, es ist Zeit aufzuhören, wird uns bedeutet. Danke für das nette und sehr ehrliche Gespräch - es ist nicht schwer, sich mit Sarah Connor zu verquatschen.
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Quelle: ntv.de