Buffalo Soldiers 44 Die Bronx in der Toskana
28.02.2011, 13:20 Uhr
Die vier "Buffalo Soldiers", Bishop Cummings, Aubrey Stamps, Hector Negron und Sam Train (v.l. nach r.), mit ihrem kleinen italienischen Weggefährten Angelo.
Mit Buffalo Soldiers 44 hat Star-Regisseur Spike Lee vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Rassenproblematik ein opulentes Kriegsfilm-Epos geschaffen. Leider leistet sich der gut gemachte Streifen eklatante Schwächen.
Die Geschichte der afroamerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg ist eine verborgene. Schwarze Soldaten haben in den Streitkräften der Vereinigten Staaten eine lange Tradition. Schon im Sezessionskrieg kämpften auf beiden Seiten - bemerkenswerterweise gab es bei den konföderierten Streitkräften die ersten Einheiten - farbige Soldaten. Bis 1948, als Präsident Truman die Rassentrennung in der US-Armee aufhob, kämpften sie allerdings stets in separierten Einheiten und wurden von ihren Kameraden bestenfalls mit Missachtung bestraft.

Der etwas einfältige, aber aufrichtige Soldat Sam Train und Angelo, der kleine italienische Junge, dem er das Leben rettet.
Ein Thema, wie geschaffen für Kult-Regisseur Spike Lee, der mit "Malcolm X" zu Weltruhm kam. Der Film beginnt mit einer dramaturgischen Klammer. Ein Post-Beamter erschießt in New York scheinbar ohne Grund einen Kunden, der eine 20-Cent-Briefmarke kaufen möchte. Kommissar Boyle (Joseph Gordon-Levitt) findet bei der Durchsuchung der Wohnung des Täters eine wertvollen Büste, die seit den Wirren des Zweiten Weltkriegs aus Florenz verschwunden war.
Authentische Szenen
In Rückblicken wird im Anschluss die auf James McBrides Roman "Das Wunder von St. Anna" basierende Geschichte erzählt. Vier afro-amerikanische Soldaten, die bei einem Angriff 1944 in der Toskana hinter den feindlichen Linien versprengt werden, schlagen sich, zunächst ohne Kontakt zu ihren Truppen, auf eigene Faust durch. Sie retten einen italienischen Jungen und geraten auf ihrem Irrweg durch die wunderschöne norditalienische Landschaft in ein kleines Dorf namens Colognora.

Regisseur Spike Lee hat einen opulenten Kriegsfilm geschaffen, seine Darsteller verfallen aber in Klischees.
Die Geschichte des 33-Millionen-Dollar-Films wird mit tollen Bildern erzählt und zeigt das ganze Können Hollywoods. Die Szenen sind authentisch gestaltet, die Schauspieler mit tollen Kostümen ausgestattet, und die Bildfolge lässt kaum Langeweile aufkommen. Das ist Popcorn-Kino, wie man es aus der Traumfabrik kennt und liebt.
Rassenproblematik nur gestreift
Schade nur, dass etwa ab der Hälfte des Films Drehbuch und auch Regie stark nachlassen und in zu platte Klischees abgleiten. Sind die vier Hauptdarsteller zu Beginn des Filmes noch authentisch als GIs erkennbar, so verstrickt sich der Draufgänger Bishop im Kampf um die schöne Italienerin Renata (Valentina Cervi) zu einem typischen Bronx-Bewohner der achtziger Jahre, der sexistische Macho-Sprüche klopft und weitaus zu cool für diese Zeit und diese Umgebung ist. Zu allem Überfluss schafft er es auch noch, Renata zu verführen, die danach zigaretterauchend mit Stahlhelm und Gewehr die Szenerie betritt. Das Ganze wirkt wie ein grotesker GI-Traum.
Selbst wenn dieser Charakter in der Handlung durch den Konflikt mit dem Offizier Aubrey Stamps (Derek Luke) teilweise aufgefangen wird, wirkt der Charakter Bishop von da an wie ein Fremdkörper. Auch die Rassenproblematik wird nur am Rande gestreift. Stamps, der gute schwarze Soldat, prügelt sich mit Bishop um die Frau und stellt fest, was offensichtlich ist: Nämlich, dass dieser Charakter der schwarzen Emanzipationsbewegung schadet. Die Rückblenden auf die Ausbildungszeit der afroamerikanischen Soldaten mit ihren Schmähungen bringen nur ein Schlaglicht auf das Thema. Die italienische Bevölkerung, die den schwarzen Soldaten mit Respekt begegnet, berührt ebenfalls nur am Rande die Rassenproblematik.
Skurriles Fest
Auch die Szene, in der die vier US-Soldaten mit der Bevölkerung des italienischen Dorfes tanzen und feiern, wirkt seltsam realitätsfern. Das Fest findet inmitten in einer geschmückten Kirche statt, und die Bewohner feiern ein üppiges Gelage, während Bishop seine Anmachersprüche in Richtung Renata abfeuert. Solche Feste dürften im vom Krieg verwüsteten Italien 1944 wohl kaum stattgefunden haben.
Das ist schade, denn der Film hat viele nette Beigeschichten zu erzählen. Da wäre diese Büste, die Omar Benson Miller alias Private First Class Sam Train durch alle Gefechte und Gefahren hindurch mit sich schleppt. Train glaubt, dass sie ihm übermenschliche Kräfte verleiht. Da ist der kleine Junge Angelo Torancelli (Matteo Sciabordi), der seine Rolle sehr gut ausfüllt und dem Film sehr viel Authentizität verleiht. Gut gecastet sind auch die italienischen Partisanen, insbesondere deren Anführer Peppi Grotta (Pierfrancesco Favino). Auch die Kampfszenen sind sehr professionell und spannend gedreht.
So gut dieser Film auch gemacht ist, die Schwächen des Drehbuchs und die zunehmende Pathetik der Handlung schaden dem Gesamteindruck. Wer bereit ist, darüber hinwegzusehen, der bekommt fast zweieinhalb Stunden spannendes und bildstarkes Kino geboten. Der Film ist seit dem 17. Februar 2011 auf DVD erhältlich.
Quelle: ntv.de