Kino

Die schiefe Bahn als rechter Weg "Roller Girl" - erst brav, dann Pistensau

Voll in Fahrt: Ellen Page als "Roller Girl".

Voll in Fahrt: Ellen Page als "Roller Girl".

Wenn Ellen Page, Juliette Lewis und Zoe Bell in einem Film spielen, in dem sie überwiegend auf Rollschuhen und knappen Outfits unterwegs sind; wenn dann noch Drew Barrymore erstmals Regie führt, kann der Zuschauer sicher sein: Es gibt Action, Humor, eine Story und geniale Mucke.

"Rivalinnen der Rennbahn": Juliette Lewis und Ellen Page fechten ihren Generationenkonflikt auf der Rollerbahn aus.

"Rivalinnen der Rennbahn": Juliette Lewis und Ellen Page fechten ihren Generationenkonflikt auf der Rollerbahn aus.

Bliss Cavendar (Ellen Page, "Juno", "Inception", "Super") ist 17. Sie lebt in einer texanischen Kleinstadt und der einzige Gedanke ihrer Mutter (Oscar-Gewinnerin Marcia Gay Harden, "Into The Wild") ist  es, sie mit Hilfe von Tüllkleidern und Hochsteckfrisuren durch Schönheitswettbewerbe berühmt zu machen. Eben das, was sie selbst nie geschafft hat. Vergangenheitsbewältigung auf die US-Kleinstadt-Art. Bliss hasst das Ganze: Wochenende für Wochenende. Ihr Unmut ist deutlich sichtbar.

"Familienbande": Bliss' Familie ist anfangs noch skeptisch, was das Thema Rollerderby betrifft.

"Familienbande": Bliss' Familie ist anfangs noch skeptisch, was das Thema Rollerderby betrifft.

Aber erst als sie im nahe gelegenen Austin einen Rollerderby-Flyer in die Hände bekommt und die dazugehörigen schrägen Bräute sieht, rockig-punkig gestylt, nie um einen coolen Spruch verlegen, ist ihre Neugier geweckt. Sie fährt heimlich zum Rollerderby, das in einem leerstehenden Lagerhaus stattfindet. Sie sieht, wie sich die "Hurl Scouts" und "Holy Rollers" über die ovale Bahn jagen, rempeln, stürzen, beschimpfen. Die "Hurl Scouts" verlieren, laden Bliss aber zu einem Training ein.

Rebellion auf der schiefen Bahn

Nun steht Bliss‘ Entschluss fest: Sie will aus ihrem schnöden Alltag ausbrechen, Model-Wettbewerbe und Kellnerinnen-Job in der obligatorischen Fast-Food-Bude hinter sich lassen und ein Roller Girl werden. Also kramt sie ihre alten Kinder-Rollschuhe heraus, macht ein paar Gehversuche in der heimischen Nachbarschaft, sich selbst ein Jahr älter, damit sie starten darf und fährt heimlich nach Austin, zum Training der "Hurl Scouts".

Mädels unter sich: Beim ersten Aufeinandertreffen landet Bliss noch im Spind.

Mädels unter sich: Beim ersten Aufeinandertreffen landet Bliss noch im Spind.

Die kleingewachsene Bliss (1,55 Meter) ist schnell und wendig auf den Rollschuhen und wird daher umgehend von den anderen Team-Mitgliedern, etwa Maggie Mayhem (Kristen Wiig, "Paul"), Bloody Holly (Zoe Bell, "Death Proof"), Eva Destruction (Ari Graynor, "Mystic River") und Smashley Simpson (Drew Barrymore, "Drei Engel für Charlie") akzeptiert. Auch die Gegner nehmen sie wahr. "Holy Rollers"-Teamchefin Iron Maven (Juliette Lewis, "Natural Born Killers") sperrt sie gleich einmal in einen Spind.

Bliss hat ihre Berufung gefunden. Sie ist jetzt "Babe Ruthless" und mischt mit ihren flinken Beinen die Rollerderby-Szene auf. Alles könnte so perfekt sein, wenn es da nicht die aufmüpfige Mutter gäbe, einen neuen Freund, der nur die Musik im Kopf hat und alte Freunde, denen die "neue" Bliss völlig fremd geworden ist.

Barrymore ist erwachsen geworden

"Roller Girl" ist Drew Barrymores Regiedebüt.

"Roller Girl" ist Drew Barrymores Regiedebüt.

"Roller Girl" ist Barrymores Regiedebüt und nach eigener Aussage, genau "der Film, mit dem ich anfangen will". Das sollte erwähnt werden, denn seit sie als kleines Mädchen einen Außerirdischen ("E.T.") geküsst hat und als "Feuerteufel" Hubschrauber mit bloßer Macht ihrer Gedanken explodieren ließ, sind einige Jahre (fast 30) ins Land gegangen.

Und "Roller Girl" ist ihr vollkommen gelungen. Der Film beleuchtet zwar ein allseits bekanntes und immer schwieriges Thema (Erwachsenwerden), er kommt aber dennoch unkonventionell daher, dank des hippen Trendsports Rollerderby.

Von "Packs" und blauen Flecken

In den USA derzeit absolut in, wieder einmal. Entstanden ist der rabiate Sport bereits in den 1930er Jahren, hatte dann in den 1970ern eine weitere Hochzeit - damals kam auch der Kracher "Rollerball" (1975) in die Kinos - und seit der Jahrtausendwende schnallen sich diesmal Mädchen verstärkt die Rollschuhe unter und begeben sich vor grölendem Publikum auf die Rollerbahn. 

"Roller Girl" ist bei Senator erschienen.

"Roller Girl" ist bei Senator erschienen.

Die Regeln sind einfach: vier Mädchen eines Teams formieren eine Gruppe, das sogenannte Pack. Dazu kommt noch eine "ammerin". Sie fährt einzeln, möglichst schnell und muss versuchen die "Pack"-Mitglieder des gegnerischen Teams zu überholen - harter Körpereinsatz inklusive.

Die Schauspieler holten sich beim Dreh einige blaue Flecken ab. Aber nicht zuletzt Ellen Page ("Ich komme aus Kanada, also kann ich wenigstens Schlittschuhfahren.") und Juliette Lewis ("Ein bisschen Bliss ist uns allen.") kennen das aus anderen ihrer Filme. Für die Stuntfrau Zoe Bell gehören Blutergüsse eh zum Tagesgeschäft.

Action, Lacher, coole Mucke

Action ist bei "Roller Girl" also programmiert, ebenso wie Lacher, coole Sprüche ("Ey, du hast keine Eier" - "Dann lass ich sie mir eben wachsen") und noch coolere Musik. Old school ist angesagt: Der Ramones-Klassiker "Sheena is a Punk Rocker" trifft auf "Bang on" von The Breeders. Radiohead sind zu hören, ebenso die Beastie Boys: "1, 2, 3, Kick it …" - oder besser: Let's roll!

Quelle: ntv.de

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