"My Week With Marilyn" Das Bild von einer Frau
19.04.2012, 12:58 Uhr
Colin mit Marilyn im Bett - rein platonisch, versteht sich.
(Foto: 2012 Ascot Elite Filmverleih GmbH)
Marilyn Monroe gehört zu den Ikonen des 20. Jahrhunderts. Ihre Posen und Images sind fest im gesellschaftlichen Gedächtnis verankert. Der Film "My Week With Marilyn" arbeitet sich an diesen Posen ab, hat aber einen Trumpf in der Hinterhand: Michelle Williams.
Marilyn Monroe: Es ist schwer, den Menschen hinter diesem Namen zu sehen, die Person von all den bekannten Bildern zu trennen, die das Image der Schauspielerin und Sexikone ausmachen. Zu präsent sind ihre Filmauftritte, zu mächtig ist das Bild der Vorzeigeblondine aus Filmen wie "Blondinen bevorzugt" und "Manche mögen's heiß". Zu bekannt sind all die Skandale und Gerüchte, von den Ehen mit Joe DiMaggio und Arthur Miller über ihre Medikamentensucht bis zu ihrem frühen und legendenumrankten Tod 1962.
Es ist eine echte Herausforderung, in die Rolle der Marilyn zu schlüpfen, ohne wie eine blasse Kopie zu wirken. ist das Risiko eingegangen - und hat es gemeistert. Zwar hat sie nicht den Oscar gewonnen, für den sie nominiert war und . Doch ihre Darstellung der Monroe in dem Film "My Week With Marilyn" ist überzeugend. Sie tippelt durch das Filmset, singt und tanzt, gibt die Verführerin, die mal launische, mal kindische Diva. Williams zeigt auch die Unsicherheit Monroes, ihre Stimmungsschwankungen, ihr tiefes Bedürfnis nach Zuneigung, aber auch ihr Spiel mit dem eigenen Image. "Ich bin eine Sehenswürdigkeit", sagt die Film-Monroe an einer Stelle. Da braust sie mit ihrem Begleiter Colin Clark durch England, um Abstand von den anstrengenden Filmarbeiten zu "Der Prinz und die Tänzerin" zu bekommen.
Von der Kinoleinwand in die Realität

Williams legt mit der Darstellung von Monroe eine überzeugende Leistung vor.
(Foto: 2012 Ascot Elite Filmverleih GmbH)
"My Week With Marilyn" ist ein Film im Film. Er basiert auf den gleichnamigen Erinnerungen jenes Colin Clark, der im Sommer 1956 als dritter Regieassistent an den Dreharbeiten von "Der Prinz und die Tänzerin" in London beteiligt war. Hauptdarsteller und Regisseur war kein Geringerer als die geadelte Schauspielerlegende Laurence Olivier. Dieser sah seinen Stern im Sinken begriffen. Ein jüngeres, moderneres Kino eroberte das Publikum. Mit Marilyn an seiner Seite wollte er die Gunst der Zuschauer zurückerobern. Oder hoffte er gar auf eine Affäre mit dem Sexsymbol? Monroe ihrerseits stand auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Vom Dreh mit Olivier erhoffte sie sich endlich die Anerkennung als ernsthafte Schauspielerin. Zudem koproduzierte sie den Streifen - für Frauen damals eine absolute Seltenheit.

"Not amused" von der US-Sexikone: Laurence Olivier (Branagh) nebst Gattin Vivien (Julia Ormond).
(Foto: 2012 Ascot Elite Filmverleih GmbH)
Im Mittelpunkt des Films steht allerdings Colin Clark (gespielt von Eddie Redmayne). Der 23-Jährige hat gerade seinen Oxford-Abschluss in der Tasche und will ins Filmgeschäft einsteigen. So landet er erst bei Laurence Olivier (Kenneth Branagh) und dann am Set von "Der Prinz und die Tänzerin". Dort trifft er auf jene Frau, die er gerade noch mit leuchtenden Augen auf der Kinoleinwand angehimmelt hat: Marilyn Monroe.
Die Dreharbeiten gestalten sich jedoch schwierig. Monroe ist gerade in ihren Flitterwochen, ihren Ehemann Arthur Miller, für den die Dreharbeiten eine "Freak Show" sind, hat sie im Schlepptau. Stets an ihrer Seite ist auch Paula Strasberg, sowohl als künstlerische Beraterin als auch als persönlicher Beistand. Strasbergs Ideen vom Method Acting, die Monroe bei den Dreharbeiten umzusetzen versucht, kommen beim klassisch ausgebildeten Olivier gar nicht gut an. Die Dreharbeiten werden zum Nervenkrieg. Zumal die Hauptdarstellerin - ganz die Diva - permanent unpünktlich ist, launisch und mit ihrer Alkohol- und Medikamentensucht kämpft.
Vertrauen fasst Monroe nur zu einem: Colin Clark. Der Laufbursche der Produktion wird daraufhin von Olivier beauftragt, sich um Monroe zu kümmern und für ihre Pünktlichkeit zu sorgen. Langsam kommen sich die beiden näher - rein platonisch natürlich. Clark wird für Marilyn ein Freund, dem sie sich anvertrauen kann. Und er? Er verliebt sich natürlich in sie, naiv, aber voller Hoffnung. Als Monroe sich dann mit ihrem Mann streitet, dieser abreist und die Dreharbeiten plötzlich auf der Kippe stehen, unternehmen beide eine einwöchige Reise durch England, bei der Clark dem Menschen hinter dem Image etwas näher zu kommen glaubt.
Sexbombe, liebes Mädchen, labiles Wrack
Mit seinem Kinodebüt "My Week With Marilyn" versucht Regisseur Simon Curtis, einer Ikone nahezukommen. Trotz einer prominenten Darstellerriege (zu der auch Judi Dench, Julia Ormond und Emma Watson zählen) und einigen witzigen Momenten, die sich aus den Konflikten zwischen dem steifen Olivier und der unsicheren Monroe ergeben, kann er jedoch nicht restlos überzeugen.
Ausgerechnet jener Spagat zwischen der "echten" Marilyn und ihrem Image macht dem Film zu schaffen. Denn zu oft erliegt er selbst der Faszination jener Bilder, die Monroes öffentliches Bild prägen. Und dieses ist heute ein anderes als 1956. Längst gilt sie nicht mehr nur als die blonde Verführerin und das Sexsymbol, sondern auch als eine talentierte Schauspielerin und eine tragische Figur, die mit Süchten und psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Auch dies gehört heute zu ihrem Image - und der Film arbeitet sich daran ab. Mal wird Marilyn als verführerische Sexbombe gezeigt, mal als liebes Mädchen, mal als labiles Wrack.
Zusammengehalten und gerettet wird diese Aneinanderreihung von Bildern durch die Darstellung von Michelle Williams, deren Präsenz den Film sehenswert macht. Sie kämpft an gegen die Monroe-Bilder, die wohl jeder in seinem Kopf hat. Und sie macht das mit Bravour. Dabei stechen gerade jene intimen Szenen hervor, die den bekannten Posen vielleicht doch noch etwas hinzuzufügen haben. Und das ist aller Ehren wert bei dieser Person: Marilyn Monroe.
Quelle: ntv.de