Träume von FKK-Stränden und Drogen Wie Flüchtlinge Deutschland sehen
01.03.2016, 15:35 Uhr
n-tv Moderator Constantin Schreiber in einem Flüchtlingslager im Libanon
Den Fliehenden klar machen: Hier ist auch nicht alles Gold. Und: Ihr seid doch nicht so willkommen. Das soll Flüchtlingszahlen senken. Doch die Botschaft kommt nicht an, zeigt der n-tv-Talk aus dem libanesischen Flüchtlingslager.
Clausnitz und Idomeni – Europa zeigt sein anderes Gesicht in der Flüchtlingskrise. Und zwar das derjenigen, die gegen Flüchtlinge sind. Gleichzeitig bemüht sich die Politik, wie gerade Bundesinnenminster Thomas de Maiziere auf Tour durch Nordafrika, ein neues Signal auszusenden, das heißt: Ihr seid nicht mehr so richtig willkommen.
Die Flüchtlingszahlen sollen zurückgehen. Eine Maßnahme: die in die an Syrien grenzenden Staaten geflohenen Menschen besser versorgen. Dann würden sie lieber dort bleiben, als sich auf den Weg nach Europa zu machen.
Aber kommt das neue Signal der Bundesregierung – Flüchtlingszahlen begrenzen – vor Ort an? Nein! Das ist das klare Fazit der neuen Talk-Ausgabe von "Marhaba – Ankommen in Deutschland“ aus dem Flüchtlingslager 'al-Audi'" im Libanon. Mit dem Clausnitz-Video konfrontiert, reagieren die Flüchtlinge mit Verwunderung.
Aber für sie ist klar: Das Video ist entweder nicht echt, oder es zeigt nur eine "verschwindende Minderheit" in Deutschland. Die politische Debatte um das Begrenzen der Zahlen, das Erstarken der AfD, die zunehmende Skepsis, die bis in die Mitte der Gesellschaft reicht – davon haben sie noch nie gehört.
Gleichzeitig sind die Flüchtlinge auch im Libanon nicht wirklich willkommen. Vor allem viele der christlichen Libanesen fänden es gut, wenn die meist muslimischen syrischen Flüchtlinge bald wieder ihr Land verließen Richtung Westen. Der Ladenbesitzer Abbas aus der Stadt Byblos im Norden des Libanon sagt dazu "Lasst sie nach Deutschland gehen, dort gibt es FKK-Strände und Drogen."
Für fast alle in dem Lager steht fest: Sie wollen nach Deutschland. Wenn der Frühling kommt und das Wetter besser wird, wollen sie einen neuen Anlauf starten. Die Kanzlerin steht dabei weiterhin für das gütige Gesicht, die hilfsbedürftigen Flüchtlingen eine Zuflucht bieten will. Halima aus Syrien, die seit Jahren in dem Flüchtlingslager lebt, sagt dazu: "Sie ist eine gute Frau und liebt die Araber. Sie will ihnen Gutes tun."
Ein Eindruck, den sie mit den meisten Menschen teilt, die im Libanon auf ihre Chance warten, nach Europa zu kommen.
Quelle: ntv.de