"Nicht ganz störunsgsfrei" 32 Grad und Gewitter - Hoch "Lotte" bringt den Sommer zurück
10.08.2023, 17:20 Uhr Artikel anhören
Eintönigkeit will der Sommer 2023 auch auf seinen letzten Metern wohl nicht aufkommen lassen, sagt Björn Alexander.
(Foto: IMAGO/Markus Tischler)
Bevor sich der Sommer im September endgültig verabschiedet, wird es nochmal heiß: Bis Mitte kommender Woche sorgt Hoch "Lotte" für sommerliche Temperaturen. Jedoch bleiben Schauer und Gewitter nicht aus. Wo es besonders heiß wird und wo es besonders kracht, weiß ntv-Wetterexperte Björn Alexander.
ntv.de: Der Sommer soll nach Deutschland zurückkehren. Wie ist der Fahrplan?
Björn Alexander: Nachdem es in den Resten der frühherbstlich ambitionierten Luft zum Teil sogar mit Bodenfrost in den Donnerstag ging, dreht sich unser Wetter jetzt um 180 Grad. Derzeit macht sich Hoch "Lotte" nämlich schon mal für uns stark. Parallel dazu schaufelt Tief "Arend" über Westeuropa und dem Atlantik warme Sommerluft heran. Allerdings kommt das Tief auch näher.
Mit welchen Folgen?
Dass wir ein nicht ganz störungsfreies Sommer-Comeback zu erwarten haben. Denn auch anschließend sind die Wetterlagen nicht nur dominiert von Hochdruckgebieten, sondern Tiefs mischen wiederholt mit. Außerdem formiert sich eine durchaus wetterintensive Luftmassengrenze über Deutschland.
Das klingt so, als ob es der Sommer direkt wieder krachen lassen möchte.
So sieht es aus. Eintönigkeit will der Sommer 2023 auch auf seinen letzten Metern wohl nicht aufkommen lassen.
Welche Weichenstellung können wir längerfristig gesehen jetzt erwarten: Kurzzeitsommer oder tatsächlich eine ausgedehnte Phase?
Mit dem Blick auf die klassischen Wettermodelle bleibt es bis über die Mitte der kommenden Woche hinaus warm bis heiß. Das deckt sich ebenso mit der experimentellen Langfrist, die den August inzwischen überwiegend als zu warm bewertet.
Aber für die ersten zehn Tage gilt das wohl nicht, oder?
Derzeit rangieren wir - verglichen mit dem Klimamittel und gemessen am Gesamtmonat - rund 3 Grad unterm Durchschnitt. Damit am Ende ein Wärmeüberschuss herauskommt, muss also in der zweiten Augusthälfte richtig was kommen in Sachen Hitze. Bis es im September in den Herbst geht, könnte es dementsprechend noch sehr schweißtreibend werden.
Schauen wir auf die Details für die kommenden Tage: Was erwartet uns?
Am Freitag erleben wir den schönsten Tag der Wetterwoche mit reichlich Sonne. Einzig ganz im Norden ziehen einige Wolken von Skandinavientief "Zacharias" durch. Ab dem späten Nachmittag und zum Abend hin wird es im Westen und Nordwesten zunehmend wolkig, bevor dort in der Nacht einzelne Schauer aufkommen. Die Temperaturen erreichen tagsüber an der Ostsee 22 bis 24, sonst 25 bis 30 und am südlichen Oberrhein bis zu 32 Grad.
Und am Samstag?
Sehen die Wettercomputer in der Nordwesthälfte einige, teils kräftige Regengüsse und Gewitter. Im Süden und Osten ist es unterdessen sonniger mit nur ganz gelegentlichen Gewittern. Das Ganze bei 22 Grad an der Nordsee und bis zu 32 Grad in Freiburg.
Was berechnen die Computer im Anschluss?
Von Sonntag bis einschließlich Mittwoch erleben wir nach jetzigem Stand eine Luftmassengrenze, die quer über Deutschland liegt und sich mal ein bisschen nordwärts, mal ein wenig südwärts verlagert.
Welche Auswirkungen hat diese Grenze konkret?
Vom Südwesten bis in den Osten sind wiederholt mehr Wolken als Sonne und häufig gewittrige Schauer unterwegs. Diese können kräftig ausfallen und mit Unwettern einhergehen. Denkbar sind Starkregen, Hagel und Sturmböen. Für Details ist es aber natürlich nicht zu früh. Ein ganz anderes Bild zeigt sich indes im Südosten mit mehr Sonne und einem geringeren Gewitterrisiko. Gute Nachrichten gibt es ebenfalls für die Urlauber an der Küste. Auch an der Nordsee wird es nämlich zeitweise sonnig mit nur wenigen Schauern.
Wie sieht es mit den Temperaturen aus?
Im äußersten Nordwesten bleibt es am frischesten mit 22 bis 25 Grad. Am heißesten wird es dagegen im Süden und Südosten. Hier steigen die Quecksilbersäulen auf hochsommerliche 29 bis 32 Grad. Zwischendrin ist es derweil deutlich unangenehmer, weil zum Teil sehr schwül mit Spitzenwerten von 25 bis 29 Grad.
Stichwort Hitze: Spanien erlebt momentan wieder extreme Werte. Worauf müssen sich Reisende einstellen?
Aktuell bewegt sich die Saharahitze, die über dem Südwesten Europas liegt, dem Höhepunkt entgegen. Das bedeutet Spitzenwerte von um die 45 Grad. Einige Wettermodelle haben sogar 47 Grad auf dem Programm. Das wäre erneut eine rekordverdächtige Entwicklung. Das Wochenende verläuft zwar weniger heiß - 35 bis knapp 40 Grad werden es aber weiterhin. Hotspot ist dann Andalusien.
Die enorme Hitze im Süden heizt gleichzeitig das Mittelmeer auf - mit Auswirkungen bis nach Deutschland?
Im Prinzip spüren wir das in den kommenden Tagen schon. Die Heißluft liegt direkt vor unserer Tür und kann rasch zu uns kommen. Zudem gibt das extreme warme Mittelmeer der Luft äußerst viel Wasserdampf mit, was wiederum zu intensiveren Wetterereignissen führen kann. In ganz extremer Form haben das zuletzt die Unwetter in Teilen Österreichs, in Slowenien oder Kroatien gezeigt: Wenn es die entsprechende Wetterlage gibt, dann können brisantere und gefährlichere Unwetter auftreten. Eine Problematik, die uns sicherlich auch im Spätsommer und Herbst noch häufiger begegnen dürfte. Insbesondere in den südlichen Breiten, phasenweise aber wahrscheinlich auch hierzulande.
Quelle: ntv.de