Risiko durch Abstrich-Fehler Ärzte: Selbsttests befördern Superspreader
04.12.2020, 14:06 Uhr
Den Antigen-Tests wird eine hohe Sensitivität bescheinigt.
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Mit dem neuen Infektionsschutzgesetz können sich Pädagogen selbst auf das Coronavirus testen. Medizinisches Fachpersonal ist nicht mehr zwingend notwendig. Ärzte warnen deshalb vor einer "trügerischen Sicherheit" bei falschen Negativ-Ergebnissen. Dies gefährde potenziell Menschenleben.
Die niedergelassenen Ärzte warnen vor dem Gebrauch von Corona-Selbsttests durch medizinische Laien. Dadurch steige das Risiko fehlerhafter Negativ-Ergebnisse und damit die Gefahr durch Superspreader, die sich dann "in trügerischer Sicherheit wiegen", erklärte der NAV-Virchowbund in Berlin. Er wandte sich damit gegen eine durch Gesundheitsminister Jens Spahn vorgenommene Neuregelung.
"Abstriche auf das Coronavirus können nur durch geschultes Fachpersonal durchgeführt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die hohe Sensitivität, die den Antigen-Schnelltests bescheinigt wird, auch tatsächlich erreicht wird", erklärte Virchowbund. Fehlerhafte Selbstabstriche "gefährden Menschenleben, anstatt sie zu schützen".
Kontaktbeschränkung bleibt wichtigstes Mittel
Der Ärzteverband sieht nach eigenen Angaben die Gefahr, dass Selbsttests "die momentan lebenswichtigen Kontaktbegrenzungen" unterlaufen könnten, weil Menschen mit negativem Test sich an die Regeln nicht mehr gebunden fühlen. "Die Maxime heute lautet: Kontakte begrenzen, Kontakte begrenzen, Kontakte begrenzen", hob der Virchowbund hervor. "Tagtäglich verzeichnen wir Hunderte von Toten", erklärte der Bundesvorsitzende Dirk Heinrich. "Das sind keine anonymen Ziffern in einer Statistik, sondern konkrete Personen, die alle Weihnachten nicht mehr erleben werden."
Spahn hatte neue Verordnung zu den Selbsttests am Morgen im ZDF verteidigt. Demnach sollen sich insbesondere Lehrer und Erzieher nun selbst mit Schnelltests auf das Coronavirus testen können. Dies sei nur ein Angebot, "ich habe ja nicht gesagt, alle müssen das umsetzen", sagte Spahn. Die Neuregelung stößt auch bei vielen Pädagogen auf scharfe Kritik.
Quelle: ntv.de, mdi/AFP