Schüsse vor laufender Kamera Attentäter ermordet zwei Journalisten
26.08.2015, 16:35 Uhr
Inmitten einer Live-Übertragung feuert ein Attentäter auf eine Reporterin und ihren Kameramann. Es sind Schreie zu hören, dann fällt die Kamera zu Boden. Sie fängt noch ein verschwommenes Bild von dem Schützen ein, dann schaltet der Sender zurück ins Studio.
Während einer Live-Fernsehsendung in den USA sind eine junge Reporterin und ein Kameramann erschossen worden. Die Schüsse trafen die 24-jährige Alison Parker und den 27-jährige Adam Ward am Mittwochmorgen aus nächster Nähe bei einem Live-Interview, wie ihr Sender WDBJ7 mitteilte. Der mutmaßliche Schütze ist tot. Es handelte sich um einen frustrierten Ex-Kollegen, der Videos seiner Tat online gestellt und nach einer Verfolgungsjagd schwer verletzt festgenommen wurde. Er starb schließlich im Krankenhaus.
Das tödliche Drama ereignete sich gegen 6.45 Uhr am Morgen: Reporterin Alison Parker interviewte gerade lächelnd in einer Ferienanlage in Moneta im östlichen US-Bundesstaat Virgina ein Frau zum Thema Tourismus, als der Schütze auftauchte. In der Live-Schaltung für die morgendliche Nachrichtensendung des Lokalsenders sind plötzlich Schüsse und Schreie zu hören, dann fällt die Kamera zu Boden. Während die Kamera weiterläuft - dabei sind die Beine des Schützen zu sehen - fallen mindestens acht weitere Schüsse. Die Kamera fängt noch ein verschwommenes Bild von dem dunkelgekleideten Schützen auf, dann schaltet der Sender zu der geschockten Moderatorin ins Studio.
Der mutmaßliche Schütze stellte später Videos von seiner Bluttat ins Internet. Darauf ist der Täter zu sehen, wie er eine Pistole schwingt und dann auf die Reporterin zielt. Niemand scheint dies zu bemerken, weil der Kameramann ihm mit dem Rücken zugewandt steht und die Reporterin auf ihr Interview konzentriert ist. Dann werden acht Schüsse auf die Reporterin abgefeuert, die zu flüchten versucht.
Unter falschem Namen gearbeitet

Flanagans Flucht endete am Straßenrand. Er kam schwer verletzt ins Krankenhaus, wo er starb.
(Foto: REUTERS)
Das Twitter-Konto @bryce_williams7, auf dem das Video zu sehen war, wurde nach kurzer Zeit gesperrt. Unter diesem Namen hatte der 41-jährige Vester Lee Flanagan für den Sender gearbeitet. Er wurde laut Polizei auf einer Autobahn von der Polizei aufgespürt; eine Fahrzeugkontrolle verweigerte er und gab stattdessen Gas. Einige Minuten später kam sein Auto von der Fahrbahn ab und wurde schwer beschädigt.
Die Polizisten fanden den Mann in dem Wagen mit einer Schusswunde vor, er wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. US-Medien hatten zuvor von einem Suizidversuch des mutmaßlichen Täters gesprochen. Virginias Gouverneur Terry McAuliffe sagte, bei dem Schützen handele es sich möglicherweise um einen "unzufriedenen Mitarbeiter" des Senders.
Verlobter der Toten "wie betäubt"
"Alison und Adam sind heute Morgen um kurz nach 6.45 Uhr, als die Schüsse zu hören waren, gestorben", gab der Leiter von WDBJ7, Jeffrey Marks, kurz nach der Tat live in dem Sender bekannt. Die Verlobte des Kameramanns, die am Mittwoch ihren letzten Arbeitstag bei dem Sender feiern wollte, habe vom Kontrollraum aus die Schießerei direkt miterlebt, sagte Marks auf CNN. Schwer verletzt wurde bei dem Angriff auch die Interview-Partnerin des Fernsehteams.
Der Freund von Reporterin Parker, Chris Hurst, der als Moderator ebenfalls für WDBJ7 arbeitet, erklärte, er sei "wie betäubt". Er und Parker seien "sehr verliebt" gewesen und hätten heiraten wollen, berichtete Hurst über den Kurzbotschaftendienst Twitter.
Die Tat heizte erneut die Debatte in den USA über das Waffenrecht an. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton rief per Twitter dazu auf, "die Gewalt mit Handfeuerwaffen zu beenden".
Quelle: ntv.de, vpe