Australische Schau mit Botschaft Picassos auf Damentoilette in Museum sind gefälscht
16.07.2024, 09:38 Uhr Artikel anhören
Kuratorin Kirsha Kaechele hat die ausgestellten Gemälde selbst bemalt.
(Foto: AP)
Seit 2020 zeigt eine australische Galerie eine Ausstellung angeblicher Picasso-Werke, zu der nur Frauen Zugang haben. Zuletzt hängen die Gemälde nach einem Gerichtsurteil in einer Damentoilette. Jetzt kommt raus: So wertvoll wie gedacht, sind sie gar nicht.
Sie wurden als Picassos angepriesen - Gemälde mit einem so großen Wert, dass ein australisches Kunstmuseum eine Diskriminierungsklage auf sich zog, als es die Ausstellung der Werke nur Frauen zugänglich machte. Dann gerieten die Gemälde erneut international in die Schlagzeilen: Ein Gericht gab dem männlichen Kläger recht. Um das Urteil zu umgehen, hängte die Galerie die Werke in einer Damentoilette auf.

Das Museum ließ nach dem Urteil eine funktionierende Toilette in dem Ausstellungsraum installieren, was Männer wiederum ausschloss.
(Foto: AP)
Aber das war noch nicht das Ende der Geschichte. Denn wie kürzlich bekannt wurde, stammen die Kunstwerke im Mittelpunkt des Aufruhrs nicht von Pablo Picasso oder von anderen berühmten Künstlern, denen man sie zugeschrieben hatte. Die Kuratorin der auf Frauen beschränkten Ausstellung, Kirsha Kaechele, gab zu, dass sie selbst den Pinsel geschwungen hatte. Das enthüllte sie in der vergangenen Woche im Blog des tasmanischen Museums of Old and New Art (Mona), nachdem sie - so schrieb sie - von einem Reporter und der Picasso-Nachlassverwaltung in Frankreich nach der Echtheit der Gemälde gefragt worden war.
Die Gemälde seien bereits mehr als drei Jahre lang ausgestellt gewesen, bevor ihre Herkunft infrage gestellt wurde, wie Kaechele betonte. Und das, obwohl sie eines der gefälschten Werke versehentlich falsch herum aufgehängt hatte. Nicht einmal das habe irgendjemanden veranlasst, genauer hinzuschauen und Nachforschungen anzustellen.
Statement gegen Frauenfeindlichkeit
Die Geschichte begann 2020, als Kaechele im Mona eine Zone nur für Frauen schuf - um Besucherinnen die Gelegenheit zu geben, "die pure Gesellschaft von Frauen zu genießen". Zugleich war es als ein Statement gedacht, sozusagen als ein Kontrast zum Ausschluss von Frauen aus männlich dominierten Bereichen.
Die sogenannte "Ladies Lounge" war eine Art Raum zum Ausruhen, bot Erfrischungen, Massagen und Champagner an, serviert von männlichen Butlern, und stand allen Besuchern offen, die sich als Frauen identifizierten. Ausgefallene und absurde Titelkarten waren neben den falschen Gemälden, Antiquitäten und Schmuckstücken ausgestellt, die "ganz offensichtlich neu und in einigen Fällen aus Plastik waren", wie Kaechele sagte. Die Lounge musste "die wichtigsten Kunstwerke auf der Welt" zeigen, damit sich Männer "so ausgeschlossen wie möglich fühlten".
Es funktionierte. Mona - in Australien unter anderem berühmt für provokante und subversive Ausstellungen und Events - wurde von einem Mann verklagt, der bei einem Besuch 2023 am Betreten der Lounge gehindert worden war. Das tasmanische Zivil- und Verwaltungsgericht urteilte, dass die Ausstellung aufgrund der Zutrittsverweigerung für Männer diskriminierend und der Kläger benachteiligt worden sei - zum Teil deshalb, weil die Kunstwerke in der Ladies Lounge so wertvoll seien. Kaechele hatte sie in der Gerichtsanhörung als "eine sorgfältig kuratierte Auswahl von Gemälden der führenden Künstler auf der Welt" beschrieben, "einschließlich zweier Gemälde, die spektakulär Picassos Genialität demonstrieren".
"Kunst ist nicht Wahrheit"
Das Gericht wies das Museum an, Männern künftig Zugang zu gewähren. Der für den Fall zuständige Richter, Richard Grueber, kritisierte außerdem eine Gruppe von Frauen, die zur Unterstützung von Kaechele zum Verfahren gekommen waren. Die Frauen trugen alle das gleiche Business-Outfit und schlugen während der gesamten Anhörung im Gleichtakt ihre Beine übereinander und stellten sie dann wieder nebeneinander. Ihr Verhalten sei "unangemessen, unhöflich und respektlos" gewesen, so Grueber.
Kaechele, die mit dem Besitzer der Galerie verheiratet ist, hatte nicht vor, dem Gerichtsurteil zu folgen. Sie ließ eine funktionierende Toilette in dem Raum installieren und machte ihn damit offiziell zu einer Damentoilette - was Männer wiederum ausschloss. Internationale Medien berichteten im Mai über diese Entwicklung, aber offenbar ohne die Frage aufzuwerfen, warum eine Galerie es riskieren würde, Picasso-Gemälde in einer öffentlichen Toilette aufzuhängen. Nun machte der "Guardian" publik, dass er Kaechele nach der Echtheit der Werke gefragt habe - was sie zu ihrem Eingeständnis veranlasste.
Mona-Sprecherin Sara Gates-Matthews sagte gegenüber AP, dass die Galerie keine Details über das Schreiben bekannt geben werde, das Kaechele nach eigenen Angaben von der Picasso-Nachlassverwaltung erhalten hat. Aber sie bestätigte, dass Kaecheles Angaben in dem Blog akkurat seien. Die Kuratorin hatte den Post mit dem Titel "Kunst ist nicht Wahrheit. Pablo Picasso" überschrieben - in Anlehnung an ein Zitat des 1973 gestorbenen spanischen Künstlers.
Quelle: ntv.de, Charlotte Graham-McLay, AP